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Perry Rhodan - 2566 - Oase der Wissenden

Perry Rhodan - 2566 - Oase der Wissenden

Titel: Perry Rhodan - 2566 - Oase der Wissenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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dass er in Versuchung kam, seine Gefährten zu ermorden?
    Sinnafoch konnte es sich nicht vorstellen. Philip kannte nur einen einzigen Antrieb: an

Sinnafochs Seite zu bleiben, ihm beizustehen. Das hatte er in den vergangenen Wochen immer wieder

bewiesen.
    Außerdem kannte der Vatrox die Gedankenwelt Philips. Der Gedankenaufzeichner, den er dem

Okrill in jenen ersten Tagen gegeben hatte, in denen die Intelligenz in Philip erwacht war, hatte

ihn darüber informiert. Und die Berichte der Induktivzelle, die Sinnafoch dem Tier hatte

einpflanzen lassen, hatten die Aufzeichnungen bestätigt. Die Zelle ließ ...
    Die Erkenntnis traf Sinnafoch wie ein Schlag. Elektrisiert sprang er auf und hätte um ein Haar

das Gleichgewicht auf dem unebenen Grund verloren.
    Die Induktivzelle! Natürlich!
    Sinnafoch hatte sie benutzt, um Philip nach seinen Wünschen zu formen. Was hinderte Demeiro

daran, sich seinerseits der Zelle zu bedienen? Es mochte einige Tage oder sogar Wochen dauern,

aber der Frequenzmittler konnte mithilfe der Induktivzelle Philips Charakter nach seinen

Vorstellungen umgestalten. Die Transformation hatte bereits begonnen. Sie würde aus einem

Gefährten einen erbitterten Feind machen. Sinnafoch hatte Glück gehabt, dass die Transformation

sich noch im Anfangsstadium befand. Schon bei ihrer nächsten Begegnung mochte sie so weit

fortgeschritten sein, dass der Okrill ihn nicht mehr verschonen würde.
    Es war ein schmerzhafter Gedanke. Alles in Sinnafoch wehrte sich dagegen, ihn anzuerkennen.

Aber der Vatrox wusste, dass er zutraf. Freunde konnten zu Fremden werden, zu Feinden. Er trug

den Beweis in sich. Denn Sinnafoch selbst hatte einmal einen Freund verraten: Deliachlan.
    Der D'Tar war ihm in seinem zweiten Leben ein treuer Gefährte gewesen. Deliachlan hatte ihm

auf Konneski mehr als einmal das Leben gerettet. Deliachlan hatte Sinnafoch in den Armen

gehalten, als er schließlich im Augenblick des Triumphs über die Xerxen-Königin verblutet war.

»Sei nicht traurig, Freund«, hatte der Vatrox Deliachlan zugeflüstert. »Wir sehen uns im nächsten

Leben.«
    Sinnafoch hatte Deliachlan tatsächlich wiedergesehen, in seinem dritten Leben - und hatte den

Gefährten nicht wiedererkannt. Die Verzweiflung über die Ablehnung Sinnafochs hatte den D'Tar in

den Tod getrieben.
    Jahrmillionen und mehr als zwanzig Leben waren in der Zwischenzeit vergangen, aber Sinnafoch,

der im Land D'Tarka sein zweites Leben ein zweites Mal erlebt hatte, kam es vor, als wäre es

gestern geschehen. Die Scham über den Verrat an dem Freund brannte in ihm, seit die Erinnerung

zurückgekehrt war. Der Verrat war ihm unerklärlich gewesen.
    Bis zu diesem Augenblick.
    Er war gefangen, erkannte Sinnafoch. Er, Frequenzfolger Sinnafoch, Herr über Millionenheere,

Repräsentant der Frequenz-Monarchie, der Unsterbliche, der von jedem Tod wiederauferstand, war

nicht der Herr, für den er sich hielt. Nein, er war ein Werkzeug, nicht besser als jene, denen er

befahl.
    Die Induktivzelle in seinem Gehirn war kein Freund, kein Gefährte, kein Ratgeber. Sie war ein

Instrument, um ihn zu beherrschen, ohne dass er es bemerkte. So perfekt war diese Illusion

gewesen, dass er geglaubt hatte, die Terraner hätten ihn um einen Teil seines Selbst gebracht,

als sie ihm auf KIIR- FALK die Zelle herausoperiert hatten. Tatsächlich hatten sie ihn befreit,

aber er war zu sehr in den Vorstellungen von Dutzenden von Leben verhaftet gewesen, um es zu

erkennen.
    Wut erfasste Sinnafoch. Kalte Wut, wie er sie niemals zuvor verspürt hatte. Er barg den Kopf

in den Händen, drückte ihn fest, tastete nach der Stelle, an der man ihm die Induktivzelle

eingepflanzt hatte.
    Er horchte in sich hinein. Wo steckte der Feind, der sich als sein Freund ausgegeben hatte? Er

spürte nichts. Als gäbe es die Zelle nicht mehr. Aber sie existierte. Nur ... er erinnerte sich.

Im Land D'Tarka hatte sie geschwiegen. Er hatte ihre Anwesenheit nur erahnt. Wieso schwieg sie?

War sie defekt? Hatte der missglückte Transfer von FATICO sie womöglich beschädigt? Oder sogar

ganz unschädlich gemacht? Oder trieb sie auf das Geheiß Demeiros nur ein grausames Spiel mit ihm,

erlaubte sie es ihm, seine Ketten scheinbar abzuschütteln, nur um sie zu einem Zeitpunkt, den sie

wählte, wieder fest anzuziehen?
    Sinnafoch würde es herausfinden, früher oder später. Wenn er Bargeron überlebte.
    Der Vatrox fror. Mit dem Sonnenuntergang war

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