Perry Rhodan - Die Chronik - Band 3
Ernsting schien gar nicht erfreut.
Auch um 15.30 Uhr im kleinen Atlan-Raum schien er nicht erfreut. »Von Methusalem zu Benjamin – Drei Generationen PERRY RHODAN-Autoren sprechen über PERRY RHODAN« hieß der Programmpunkt, der mit einer halben Stunde Verspätung anfing. Walter Ernsting als Methusalem war er als Erster da, signierte fleißig, wurde schließlich vom Benjamin und – mit Marianne Sydow und Kurt Mahr – besten Autor der Serie Robert Feldhoff entlastet, und dann erschien die mittlere Generation in Gestalt von H.G. Francis, und endlich ging die Post ab. Francis brillierte als geschickter Verteiler zündender humorvoller Bälle, die die beiden anderen Generationsvertreter nur allzu gern aufnahmen und zurückwarfen – bis schließlich ein Verlagsvertreter kam und den drei Autoren mitteilte, sie müssten in fünf Minuten im großen Brahmssaal sein – dort würden tausende Fans auf den Programmpunkt »Von Methusalem zu Benjamin – Drei Generationen PERRY RHODAN-Autoren sprechen über PERRY RHODAN« warten. Auf Walter Ernstings Frage, was denn hier wohl gerade stattfinde, kam nur ein verständnisloser Blick. Kein Protest half – der wohl schönste Programmpunkt wurde rüde unterbrochen und in den Brahmssaal verlagert. Dort waren tatsächlich Tausende Fans anwesend – die allerdings die Multivisionsshow BLACK HOLE von G. Franz verfolgten und über die Störung gar nicht erfreut waren.
Schwamm drüber, das Programm lief ansonsten ohne größere Störungen ab. Es war zwar völlig auf PERRY RHODAN bezogen, als gäbe es keine andere SF, aber bunt – u. a. Podiumsdiskussionen, ein Quiz, Beiträge zu Risszeichnungen, ein astronomischer Vortrag – und, und, und …
Und ein Worldcon war’s auch – eine japanische Fangruppe war eigens zum Con angereist (!), und die PERRY RHODAN-Autoren trafen ihre Übersetzer, darunter auch den fleißigen Kees van Thorn, der jedes Heft mit gerader Nummer ins Holländische überträgt.
Ansonsten? Viel small (short?) talk mit den Autoren, die teilweise geradezu umlagert wurden. Doch es zeigten sich auch Abstufungen in der Beliebtheitsskala – während manche Autoren tatsächlich fünfzig Meter unbehelligt zurücklegen konnten, wurde Walter Ernsting noch beim Mittagessen nachdrücklich bedrängt, und Hans – oder Hanns? – Kneifel musste sich sogar mit einem kühnen Sprung über eine Bank in Sicherheit bringen, weil die Fans ihm sonst vielleicht das Hemd vom Leibe gerissen hätten. Und das, obwohl er schon lange keine PR-Hefte mehr schreibt. Es gibt also doch noch SF neben PERRY RHODAN – und wenn’s nur Raumschiff Orion ist.
Besondere Beliebtheit gewann trotz seiner stolzen DM 98,– das neue, fünfbändige PR-Lexikon, das etwas für den ausgefallenen Ausblick auf die weitere Entwicklung entschädigte. Einige findige Fans fanden nämlich schnell heraus, dass in dieser Neuausgabe Zusammenhänge erklärt werden, die weit über die zum Zeitpunkt des Cons vorliegenden 1565 Hefte hinausgehen. Dort wird nicht nur enthüllt, warum der Kosmokrat Taurec Perry Rhodans Frau Gesil entführt, Monos gezeugt und sich zum Beherrscher einer Galaxis aufgeschwungen hat (ein im August 1991 noch streng gehütetes Geheimnis – um »wieder als vollwertiger Kosmokrat anerkannt zu werden und hinter die Materiequellen gehen zu können«), dort erfährt man unter dem Stichwort »Hexameron« auch noch brisante Hintergrundinformationen, die, richtig aufbereitet, Stoff für fünfzig Bände liefern könnten und das Entstehen einer Superintelligenz, weitere, ganze Universen übergreifende Aktivitäten der Kosmokraten und die Existenz einer weiteren Gruppe von sieben Mächtigen betreffen. Und wer mit diesen Begriffen nichts anfangen kann, hat eben schon lange keinen PERRY RHODAN mehr gelesen.
Es fiel noch so einiges auf: Das Durchschnittsalter der Gäste war verblüffend hoch, es waren verblüffend viele weibliche PERRY RHODAN-Fans anwesend, Händler verkauften mit großem Erfolg Rollenspiele, alte Hefte, SF-Videos und Filmmagazine, und die meisten Gäste vergnügten sich und waren rundum zufrieden. Aber Kenner der PR-Szene und Insider stellten auch fest, dass manche Autoren nicht ganz glücklich wirkten. Lag’s am Stress, der verständlichen Erschöpfung nach einem Tag der unzähligen Kontakte mit Tausenden von Fans, oder daran, dass sich Brüche im Team aufzutun scheinen, sich ein Generationswechsel anzukündigen scheint und möglicherweise große Veränderungen ihre Schatten vorauswerfen –
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