Perry Rhodan - Jupiter
Allerdings hat er dieses Phänomen niemals mit eigenen Augen gesehen. Man kann es weder erzeugen, noch gilt es als stabil; es müsste sich allen bekannten Gesetzen nach sofort in sich selbst zusammenfalten und damit kollabieren. Der Schwerkraftdruck des Zentrums muss unermesslich sein.«
»Ein sterbendes künstliches Graviton«, kommentierte Dragoman. »Es entzieht sich allen Gesetzen, die die Terraner oder sonst ein Volk jemals definiert haben.«
Mondra musterte die Mulde, der man ihre Gefährlichkeit nicht ansah. »Damit haben wir Waringer wohl eine Erfahrung voraus, auf die ich allerdings gern verzichtet hätte. Wenn das die harmlose Version ist – was sind dann die gefährlichen?«
»Ihr werdet ihnen schon bald begegnen«, sagte der Roboter. »Derweil mag eins genügen: Die gesamte Faktorei wird nach MERLINS Hochrechnungen um 23.45 Uhr völlig denaturiert und damit für biologische Wesen unbewohnbar sein. Diese Prognose geht von bestmöglichen Bedingungen aus.«
Mondra schauerte. Erstmals kannte sie genaue Daten des Todescountdowns. Bislang war die Bedrohung diffus gewesen – irgendetwas war in der Atmosphäre geschehen, irgendwann drohte die Vollendung von Quantrills noch immer unbekannten Plänen. Nun war klar, dass dieser Tag der letzte sein würde; ein Tag, der schon vor etlichen Stunden begonnen hatte. »Uns bleiben also sechzehn Stunden, bis jeder an Bord stirbt?«
»Unter bestmöglichen Bedingungen«, wiederholte der Roboter. »Um dir weitere Berechnungen zu ersparen, gebe ich dir die Daten durch, die MERLIN längst erstellt hat. An Bord befinden sich 20.079 Personen plus einer nicht bestimmbaren kleineren Anzahl.«
»Nicht bestimmbar?«, fragte Mondra.
»Es gibt einige multiple Komplex-Organismen, die nicht als singuläre Wesen angesehen oder als solche bestimmt werden können. Ihre Herkunft sowie ihr genauer Aufenthaltsort sind unbekannt.«
»Schiqalaya?«, warf Porcius ein.
»Davon weiß ich nichts«, meinte der Roboter. »Das Syndikat der Kristallfischer besitzt 3802 Mitarbeiter, die SteDat zweihundertzwölf, außerdem befinden sich 16.063 Besucher und Angehörige in der Faktorei, darunter Terraner, Arkoniden, Ganymedaner, Topsider, Jülziish, Unither und Cheborparner. Sowie ihr beide. Bis vor kurzem befanden sich noch zehn Siganesen an Bord, doch sie sind inzwischen gestorben. Die Zahlen waren vor einer Stunde noch aktuell. Berücksichtigt man die Sterberate der letzten Stunden, dürfte inzwischen ein Schwund von zwei Prozent eingetreten sein.«
Ein Schwund von zwei Prozent, dachte Mondra bitter. Was der Roboter so nüchtern bezeichnete, bedeutete im Klartext vierhundert Tote. »Zwanzigtausend Personen müssen also evakuiert werden. In etwa sechzehn Stunden.« Sie überschlug die Zahlen. »Wenn wir sofort damit beginnen, bleiben weniger als drei Sekunden pro Wesen.«
»Selbst wenn Oread Quantrill kooperieren würde, ist es ein nahezu hoffnungsloses Unterfangen«, sagte Dragoman. »Er wäre der Einzige, der eine flächendeckende Evakuierung anordnen und durchführen könnte. Aber das wird er nicht.«
»Er lässt alle sterben?«, fragte Mondra skeptisch. »Seine neue Menschheit? Seine Honovin, die er mühevoll erschaffen hat? Sein Gefolge?«
»Sie sind für ihn nur Mittel zum Zweck. Aufgrund der letzten Ereignisse musste er seine Pläne ändern. Er ist auf Ganymed gescheitert und setzte seine Hoffnung auf die Faktorei. Diese taumelt nun ihrem Untergang entgegen; er hat seine Ziele erneut geändert. Was er nun plant, ist MERLIN unbekannt. Wenn wir die zwanzigtausend Menschen retten wollen, muss allerdings etwas klar sein. Die einzige Möglichkeit, eine große Anzahl Personen von Bord zu schaffen, bildet die TYCHE.«
»Quantrills Raumschiff im Kopf der Station?«
Der Roboter bestätigte. »Doch Quantrill denkt offenbar nicht daran, die TYCHE zur Evakuierung zu nutzen. Stattdessen lässt er sämtliches Tau-acht aus den Lagersilos in sein Schiff schaffen. Er leert die Erntehangars mit einem Heer von Helfern ... mit allen, die noch dazu in der Lage sind.«
»Helfern, denen er ein Entkommen aus der sterbenden Station verspricht?«, vermutete Porcius.
Mondra ahnte die Antwort schon, bevor der Roboter sie formulierte. »Den Mitarbeitern wird jeder Überblick verwehrt. Sie wissen nichts vom Schicksal der Station und damit auch nichts davon, was ihnen bevorsteht. MERLINS Berechnungen zufolge wird die TYCHE gegen 17 Uhr vollständig beladen und abflugbereit sein. Also fast sieben Stunden, bevor
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