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Perry Rhodan - Jupiter

Perry Rhodan - Jupiter

Titel: Perry Rhodan - Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: div.
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hat. Aber Hoffnung« – er machte eine kleine Pause – »ist auch nur eine Leidenschaft. Vielleicht die stärkste von allen.«
    »Ja«, antwortete ich. Unerschöpflich sind die Leidenschaften, ich gelobe, sie ganz zu zerstören.
    »Bist du so weit?«, fragte er.
    »Ja.«
    Wir packten die Griffe, die Beaujean und sein Team auf die Hülle des Photonenantriebs geklebt hatten, gingen beide kurz in die Knie und drückten die Gelenke dann sprunghaft durch.
    Wir schwebten aus der Grube. Etwa zwanzig Meter oberhalb der Schiffshülle strafften sich die Seile, an denen wir hingen.
    Für einen Moment stockte mir der Atem. Ich hatte ihn Tausende Male gesehen, durch das Kristallit im Bullauge meiner Zelle. Aber nun hatte ich das Gefühl, ihm noch nie so nahe gewesen zu sein, so unmittelbar gegenüber.
    Er sprengte alle Grenzen meiner Vorstellungskraft, oder besser: Er überbot sie.
    Jupiter.
    Ich wusste, dass unser Floß längst – zumal ohne den Photonenantrieb, den wir nicht mit Steuerkorrekturen belasten wollten, nachdem wir ihn auf die Rettungsboje montiert hatten – außer Kontrolle geraten war und dem Jupiter entgegenstürzte; sehen konnte ich es nicht.
    Was ich stattdessen sah, war dies: Ich sah den Großen Roten Fleck, ein schlieriges Oval, ein Territorium aus Gasgewölk, ein Schleier, unter dem sich ein Planet von der Größe der Erde hätte verbergen können, mehrfach.
    In den nördlichen Regionen des Roten Fleckes ein Zufluss von Blassblau und Ocker, alles in unaufhörlicher Wallung. Ich sah die Bucht des Roten Flecks am Rand des südlichen äquatorialen Gürtels, eine Lagune im Gasmeer, sah azurfarbene Girlanden, zyanblaue Wirbel mit schwarzen Ufern, Ströme wie von flüssigem Gold, Zyklone und Anti-Zyklone, und alles immer wieder aus tiefsten Tiefen verklärt von Blitzen mit alles durchleuchtender Helligkeit.
    Ich glaube, ich hätte mir am liebsten den Helm vom Kopf gerissen, hätte die grundlose Kälte des Raumes in Kauf genommen für einen Augenblick unverhüllter Gegenwärtigkeit.
    Für einen einzigen Moment bloßer Anwesenheit.
    Anders als die Erde, deren Leben an den Myriaden Lichtfäden der Sonne hing, brauchte dieser Planet keine Sonne, brauchte nichts, nicht einmal die Überzahl der Trabanten, die er in seiner Schwerkraft jonglierte. Er war sich selbst genug. Er hätte sich sogar von der Sonne lösen, hätte einfahren können in die Abgründe des Kosmos, um sich selbst wirbelnd wie ein trunkenes Schiff.
    Ich war wohl einige Sekunden wie versunken in dieses Gegenüber, voller Andacht.
    »Träumst du?«, hörte ich die Stimme von Meister Beaujean.
    »Nein«, sagte ich. »Ich bin ganz wach.«
     
    Schließlich war alles vorbei. Wir hatten das Photonentriebwerk auf die Fläche der Rettungsboje montiert, gleich hinter die Steuerkanzel. Die aufgesetzte Maschine ragte weit über die Ränder hinaus. Wir hatten auf Anraten PRAJNAS die auf Hyperfunkbasis arbeitenden Kommandoempfänger des Antriebs gegen schlichtestes Kabelwerk ausgetauscht. Der Rechner wollte auf diese Weise jedes Risiko dafür ausschalten, dass die Steuerimpulse auf dem Weg von der Kanzel zum Antrieb unter den irregulären Bedingungen im Umfeld Jupiters litten.
    Wir hatten die Schwestern, Brüder und Gäste im Hangar unter der Rettungsboje verabschiedet und zugesehen, wie Frau um Frau, Mann um Mann sich durch den engen Zugang in die Boje gezwängt hatten.
    Die meisten hatten es bei ein, zwei Worten belassen, einem Händedruck.
    Unsere topsidischen Novizen waren spürbar erschüttert gewesen.
    Anadea und ich hatten uns eine Weile angesehen. Ich hatte mir vorher ein paar Sätze überlegt, die ich ihr sagen wollte. Oder hätte sagen sollen. Irgendetwas Bedeutendes war mir nicht eingefallen. Ich hatte erwogen, ihr zu sagen »Ich liebe dich«, aber das wäre eine – wenn auch vielleicht liebenswürdige – Lüge gewesen.
    Also hatten wir dagestanden, uns nicht berührt; dann hatte ich gesagt: »Flieg vorsichtig«, also die größtmögliche aller Dummheiten.
    Sie hatte die Augen verdreht und gelacht.
    Versöhnlich. Vielleicht sogar versöhnt.
    Dann hatten sie die Luke zugezogen und wir unsre Helme geschlossen.
    Für einen Moment hatte ich mich versucht gefühlt zu winken, tat es aber nicht.
    Schließlich war alles vorbei.
    Der kleine Hangar wurde wieder mit Sauerstoff geflutet. Die Rettungsboje würde in wenigen Minuten und auf ein Signal von PRAJNA hin starten, in dem vom Positronenhirn berechneten günstigsten Moment.
    Meister Beaujean und ich gingen

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