Perry Rhodan Neo 002 - Utopie Terrania
fühlte er sich wohl, nicht, als wäre er entführt worden, sondern als hätte er sein Ziel erreicht.
Aber sein Ziel lag in der Wüste Gobi, nicht an diesem Ort; nicht bei dem Mann, der ihn soeben angesprochen hatte, sondern bei Perry Rhodan.
Er wandte sich zur Seite.
Ein alter Mann saß in einem Liegestuhl, halb von einer niedrigen Palme verborgen, deren Blätter tief herabhingen. Weil er sich nicht bewegt hatte, war er Allan gar nicht aufgefallen. Nun erhob er sich. Er war klein, bucklig und besaß schütteres Haar. Sein edler Designeranzug wies an den Ellenbogen und Knien Flicken auf; ein widersinniger Anblick. Genau wie die ganze Erscheinung des Mannes, der wie ein exzentrischer britischer Lord und gleichzeitig wie dessen abgehalfterter Diener wirkte.
Der Alte streckte ihm die Hand entgegen. »Mr. Mercant.«
Das also war sein eigentlicher Entführer, ein Mann, der seine Lakaien losgeschickt hatte, um ihn in seine Gewalt zu bringen. Allan hätte ihn mit Leichtigkeit überwältigen können, doch der Gedanke kam ihm nicht einmal.
»Mein Name ist Adams.« Der Alte lächelte. Die Falten in seiner Haut vertieften sich dabei. Er reichte Mercant eine Visitenkarte.
Dieser nahm sie entgegen und warf einen kurzen Blick darauf. Homer Gershwin Adams, war zu lesen. Mehr nicht. Keine Kontaktdaten.
»Wie ich sehe«, sagte Adams zufrieden, »sind Sie mit diesem alten Brauch noch vertraut. Ich bin ein Fossil aus dem letzten Jahrhundert. So ist es mit den Menschen, die die siebzig überschritten haben.«
Allan ließ die Visitenkarte in der Hosentasche verschwinden. »Meinen Namen kennen Sie ja bereits.«
»Da ich mehr über Sie weiß als Sie über mich, will ich Ihnen noch etwas verraten, Mr. Mercant.« Der Alte trat an das Geländer der Veranda, das ihm fast bis zum Hals reichte. Sein gekrümmter Rücken erweckte den Eindruck, als würde er sich ständig ein wenig bücken. »Es ist niemandem bekannt, aber ich bin der reichste Mann der Welt.«
Allan bezweifelte die Worte keinen Augenblick lang.
»Ich bin außerdem darüber informiert, was Sie getan haben, Mr. Mercant, und warum Sie es getan haben. Ebenso kenne ich Ihre weiteren Pläne. Ich weiß mehr über Sie, als selbst Lesley Pounder zu wissen glaubte.«
»Dann ergibt es wohl keinen Sinn, meine Taten zu leugnen.«
»Wieso auch? Sie haben keinen Fehler begangen, im Gegenteil.«
Allan trat neben den alten Mann ans Geländer und beugte sich darüber. Der Blick reichte weit in die Tiefe, bis zum Strand. Nur ein schmaler Sandstreifen war dort völlig trocken, die mächtigsten Wellen rauschten fast bis zum Haus. »Warum haben Sie mich dann entführen lassen?«
»Um Sie vor einem großen Fehler zu bewahren.«
»Und der wäre?«
»Es ist sinnlos, nach China vorzustoßen. Selbst wenn es Ihnen gelingt, die Gobi zu erreichen, was bei der momentanen Lage sogar bei einem Mann mit Ihren Fähigkeiten äußerst zweifelhaft bleibt, wäre damit nichts gewonnen. Der Landeplatz der STARDUST ist vom Militär abgeriegelt und zusätzlich von einem Energieschirm unbekannter Natur gesichert. Auf diese Weise vermögen Sie Perry Rhodan nicht zu helfen, so löblich Ihr Versuch auch sein mag.«
Mercant fühlte sich von diesem Fremden völlig durchschaut, bis zu den Wurzeln seiner Seele. Und er vertraute ihm, obwohl es bislang eigentlich keinen Grund dafür gab. »Wie sonst kann ich ... können wir Rhodan beistehen?«
Der alte Mann ging zurück zu dem Liegestuhl, setzte sich jedoch nicht darauf, sondern nahm von dem kleinen Beistelltisch daneben zwei Gläser. Eines reichte er an Allan weiter. »Limonensaft. Ein einfaches, aber sehr erfrischendes Getränk. Nach der bedauerlichen Betäubung, die sich leider nicht vermeiden ließ, müssen Sie durstig sein.«
Allan nahm es entgegen und trank. Es tat gut und belebte; erst jetzt merkte er, wie trocken sein Mund und seine Kehle gewesen waren.
»Aber zurück zu den wirklich wichtigen Dingen«, forderte Homer G. Adams. »Sie haben eine sehr gute Frage gestellt. Wie sonst können wir Perry Rhodan helfen? Ganz einfach, Mr. Mercant. Mit unseren besonderen Fähigkeiten.«
»Wie meinen Sie das?«
»Lassen Sie mich eine kleine Geschichte erzählen. Wie gesagt, ich bin der reichste Mann der Welt. Aber ich war es nicht schon immer. In meiner Jugend spielte ich Fußball.« Er lachte leise. »Es mag unglaubwürdig klingen, wenn man mich heutzutage ansieht. Eine schwere Verletzung beendete meine Karriere als Profispieler abrupt und unwiderruflich.
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