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Perry Rhodan Neo 003 - Der Teleporter

Perry Rhodan Neo 003 - Der Teleporter

Titel: Perry Rhodan Neo 003 - Der Teleporter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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sie gleichermaßen Trost spenden wollte, der Ventilator kreischte, unten am Markt vermisste jemand seine Brieftasche, deren Diebin verdächtigte ihren Mann der Untreue, der wiederum lag keine fünfhundert Meter weiter tatsächlich bei einer anderen, die triumphierte, weil sie ihrer großmäuligen Freundin eine Lektion erteilt hatte ...
    John Marshalls Knie gaben nach. Er setzte sich aufs Bett. Neben den ausgemergelten, ebenfalls eingeknickten Sid.
    Sue zwängte sich zwischen sie, mit der warmen, unwiderstehlichen Kraft, die ihrem schmächtigen Körper innewohnte. »Alle mal tief durchatmen«, sagte sie. »Und bitte Hirn einschalten. Wie soll das weitergehen?«
    »Du musst mir ein paar Sachen besorgen, John«, bat Sid. »Dringend.« Dann spulte er eine lange Liste ab. Gehetzt, im wahrsten Sinne des Wortes.
    »Ich muss gar nichts«, beharrte Marshall. »Du magst eine Pistole haben, aber gegen mich wirkt sie nicht. Weil du mich nicht damit erschießen würdest. Oder doch?«
    »Nein«, gab Sid zu, auf einmal wieder kleinlaut. »Natürlich nicht.«
    »Gut. Ein paar Minuten verschnaufen wir noch. Dann gehe ich da raus – vorausgesetzt, ich kriege die Haustür von innen auf – und erledige diejenigen Einkäufe, die mir sinnvoll erscheinen. Ihr beide bleibt hier. Vergiss nicht, ich kann dich orten, Sid. Falls du dich wieder einmal davonstiehlst und von meinem Radar verschwindest, drehe ich auf der Stelle um und kehre zu Sue zurück. Ist das klar?«
    Sid nickte. »Aber vergiss bitte nicht die Handgranaten.«
     
    Vergiss bitte nicht die Handgranaten ...
    In welcher Welt, fragte sich John Marshall, lebte er?
    Unfokussiert wie ein Traumwandler tappte er den Gang entlang und die Stiege hinunter. Er schob den Riegel zur Seite. Die Tür ging nach innen auf. Marshall trat hinaus auf die Straße. Seltsamerweise erschien ihm die Hitze im Freien erträglicher, als zerflösse und verpuffe sie zwischen den Häuserzeilen.
    Die Kreuzung, an der das Hotel lag, war recht belebt. Fahrzeuge diverser Arten schossen aus allen Richtungen daher, stießen aufeinander und nur um Haaresbreite nicht zusammen, wobei sie Knäuel bildeten, die sich nach einem nicht erkennbaren System sogleich wieder entwirrten: Autos, Busse und Lastkraftwagen mit Elektro- oder Verbrennungsmotoren; dazwischen Einspurige, Fahrrad-Rikschas und sogar Eselkarren. Alle hupten unentwegt. Es stank nach Benzin und Diesel, nach Dung und anderen Abfällen. Ins Gebrüll der Esel und sonstigen Verkehrsteilnehmer mischte sich das Quäken Dutzender verschiedener Musikstücke aus den offenen Fenstern der umliegenden Häuser.
    Hurra! , dachte Marshall, teils sarkastisch, teils zu seiner eigenen Verwunderung erleichtert. Die Zivilisation hat mich wieder.
    Niemand nahm von ihm Notiz, trotz des Zustands seiner Kleidung und seines verwilderten Aussehens. Allerdings war er beileibe nicht der Einzige, der reichlich mitgenommen und heruntergekommen wirkte. Auch sein unsicherer Gang fiel keineswegs auf. Obwohl es erst kurz vor Mittag war, torkelten bereits reichlich Betrunkene herum.
    Er kam zum zócalo , dem zentralen, quadratischen Dorfplatz. Ein Vielfaches von Gerüchen überschwemmte Marshall. Marktstände offerierten Blumen, Gemüse, Gewürze; ungekühlte, von Fliegen umschwirrte Fleischteile; Fische auf halb geschmolzenen Eiswürfelbergen. Und alkoholische Getränke: Bier, pur oder mit Limettensaft und Tabasco zur beliebten chelada gemischt; selbstverständlich Tequila sowie der noch schärfere Agavenschnaps Mezcal.
    Um den Markt gruppierten sich Schuhputzer, die einander mit prunkvollen Kundensesseln, besonders bunten, weit ausladenden Sonnenschirmen und einem reichhaltigen Angebot an Tageszeitungen zu übertrumpfen versuchten. Eine fünfköpfige Gruppe von Mariachis in zerlumpten Phantasieuniformen mit überbreiten, mottenzerfressenen Sombreros zog von einem Gastgarten der angrenzenden Lokale zum anderen. Einer spielte eine umgehängte, fette Bassgitarre, zwei auf derselben, grässlich verstimmten Marimba, darüber schmetterten zwei Trompeten. Marshall kannte das Stück. Es hieß cielito lindo: »milder Wind«. Der Text des Refrains, eines schwer zu verscheuchenden Ohrwurms, fiel ihm ein: »Ay, ay, ay, ay ... ¡cantay, no llores!«
    Singe, weine nicht ...
    Nach Singen war John Marshall nicht zumute. Gern jedoch hätte er sich treiben lassen und noch ein Weilchen die Atmosphäre eingesogen. Es war ein ungeahnter Genuss, sich endlich wieder frei und unangefochten unter Menschen bewegen

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