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Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Titel: Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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losen Stein auf und wäre gestürzt, hätte ihn Sid nicht geistesgegenwärtig am Arm gepackt.
    »Alles in Ordnung?«, flüsterte er.
    »Ja, natürlich«, log John. »Bin nur etwas müde. Der Jetlag. Ich bin nicht mehr so jung wie du.«
    Sids Blick verriet, dass er ihm nicht glaubte. Aber er beließ es dabei. John war wieder in die Rolle des Anführers gerückt. Er war der Älteste der Gruppe und der Besonnenste. Sid riss die anderen mit seinem Feuereifer mit, aber im Zweifelsfall setzten sie auf Marshalls Erfahrung.
    Sie hatten die Ladefläche kaum geräumt, als sich bereits ein Dutzend staubiger Menschen um die Plätze stritten. Es waren Rhodan-Anhänger, die sich ihren Traum erfüllt hatten – und nun keinen anderen Gedanken zu haben schienen, als so schnell wie möglich aus der Gobi zu fliehen. Wieso?
    Der Lastwagen wendete und fuhr davon. Eine Wolke aus Staub und Sand hüllte die Mutanten ein. Als sie sich wieder gelegt hatte, fragte Sue: »Was jetzt?«
    John Marshall war überfragt. Aber bevor er noch eine Antwort fand, rief jemand auf Englisch: »He, Neulinge! Was wollt ihr hier? Habt ihr nicht gehört, dass die Party vorüber ist?«
     
    Ein Mann stand in ihrer Nähe. Er war staubig und grau wie der Wüstenboden, hatte Schlitzaugen und grinste mitleidig.
    Sid konnte es nicht ausstehen, bemitleidet zu werden. »Wir sind nicht für eine Party hier«, fuhr er den Mann an. »Hau ab!«
    Der Mann rührte sich nicht. Wie alt mochte er sein? Irgendwo zwischen dreißig und sechzig, schätzte Marshall. Klein und drahtig, wie sich John Marshall einen Reiter Dschingis-Khans vorstellte.
    »Wenn ihr wollt, gerne«, sagte der Mann. »Aber schlau wäre das nicht. Ich bin nicht die schlechte Botschaft, ich bin lediglich ihr Überbringer.«
    Die Luft um Sid knisterte. Wenn ihn eines noch mehr in Rage brachte als Mitleid, war es, wenn jemand öffentlich seine Klugheit bezweifelte. Sid war drauf und dran, den Mann anzuspringen.
    John ging dazwischen. »Wie heißt du?«, fragte er. »Und was willst du von uns?«
    »Timucin. Ich will euch helfen.«
    »Wir brauchen keine Hilfe!«, versetzte Sid. »Lass uns in Ruhe!«
    John beachtete ihn nicht. »Was soll das heißen, die Party ist vorüber? Der Energieschirm hält.« Er nickte in Richtung der glänzenden Kuppel, die aus der Nähe wie ein Gebirge vor ihnen aufragte.
    Timucin zuckte die Achseln. »Schon, aber das Arkonidending ist aus einer anderen Welt. Wenn ihr mich fragt, hält es bis ans Ende der Zeiten. Nur: Wir halten nicht mehr durch.«
    Sue stellte sich neben John Marshall auf, hielt sich mit der gesunden Hand an seiner Hosentasche fest. John spürte, dass sie zitterte. Dieser Mann behagte ihr nicht.
    »Und ich sage euch, wieso.« Timucin klopfte sich auf die Kleider. Kleine Staubwolken breiteten sich aus. »Deshalb. Menschen sind nicht geschaffen für eine Mondlandschaft wie diese. Wir brauchen zu essen, Wasser. Ohne Wasser kein Leben. Und die Chinesen geben keines mehr aus.«
    »Wieso?«
    Timucin schüttelte tadelnd den Kopf. »Das ist die falsche Frage. Die eigentliche Frage ist: Wieso haben sie uns überhaupt je zu essen und zu trinken gegeben? Die Chinesen wollen uns hier nicht, aber der Herr General da oben ...«, er zeigte auf den Hügel, auf dessen Spitze die riesige chinesische Flagge wehte, »... Bai Jun hat uns versorgen lassen. Gegen den Willen seiner Vorgesetzten. Er hat uns alles geben lassen, was wir brauchen. Bis gestern. Jetzt muss jeder selbst sehen, wo er bleibt ... wenn er nicht das Glück hat, dass Timucin ihm Hilfe anbietet.« Er grinste, entblößte gelb verfärbte Zähne.
    Sid baute sich neben John auf. »Wir kommen allein klar!«
    John fragte: »Wie willst du uns helfen, Timucin?«
    »Ich kenne einen guten Platz, an dem ihr euer Lager aufschlagen könnt. Frisch verlassen. Aber nicht lange. Noch gibt es genug Leute, die bleiben wollen. Gegen eine kleine Erkenntlichkeit führe ich euch hin.«
    »Was schwebt dir vor?«
    »Wasser. Ihr habt genug mitgebracht, sehe ich.« Timucins Blick wanderte zu den schweren Rucksäcken der Mutanten.
    Marshall versuchte die Gedanken seines Gegenübers zu lesen. Es gelang ihm nicht. Er spürte Timucins Gier, aber seine Gedanken entwanden sich ihm. Es war zum Verzweifeln. Was nützte eine Gabe, auf die kein Verlass war?
    »Also?«, fragte Timucin.
    Marshall blickte über die Wüste. Aus der Nähe betrachtet erinnerte ihn der Ring der Rhodan-Anhänger an eines der Slums, die nach den Hurrikans des Jahres 28 überall entlang

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