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Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Titel: Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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an den Schienbeinen fest.
    John Marshall stand als Letzter auf. Es fiel ihm schwer, das Gleichgewicht zu halten. Die Ladefläche war ein tückischer Untergrund. Aber da war noch etwas anderes, das ihn verstörte.
    »Könnt ihr Terrania sehen?«, fragte Sid.
    Die Mutanten schüttelten den Kopf. Der Glanz war zu stark. Die Kuppel behielt ihr Geheimnis für sich. Vorerst.
    John stellte sich in die zweite Reihe, fand Halt an einer Strebe und besah sich das Gelände. Vor der Kuppel, ungefähr in einem Kilometer Abstand, zog sich ein dunkler Ring. Er war exakt, als hätte man ihn mit einem Zirkel in die Ebene gezeichnet. Die chinesischen Belagerer. Straff organisiert und diszipliniert.
    Dann, in einem Abstand von einem weiteren Kilometer, folgte ein zweiter Ring. Seine Innenseite war ebenso exakt wie die des Soldatenrings – die chinesische Armee achtete penibel darauf, dass sich niemand der Sperrzone näherte. Sein äußerer Rand existierte nicht. Die dunkle Masse aus Zehntausenden, vielleicht Hunderttausenden von Menschen zerfaserte an den Rändern. Sie verlor sich in unregelmäßigen Zacken, die in einzelne schwarze Punkte übergingen, in der Wüste.
    Eingerahmt wurden sie von befestigten Posten der chinesischen Armee, die sich am Fuß eines Hügels verdichteten. Auf dem Hügel hatte man ein einzelnes, großes Zelt errichtet. An einem Flaggenmast flatterte eine riesige rote Fahne. Es war der Befehlsstand des Generals Bai Jun, der die Belagerung führte.
    Der Verkehr wurde dichter, als sie sich dem äußeren Ring näherten. Der Fahrer nahm etwas Tempo heraus. Sid und die übrigen Mutanten übertrumpften einander in Spekulationen. Wie würde Terrania wohl aussehen? Arkonidische Roboter arbeiteten Tag und Nacht an der Stadt, die zur Hauptstadt der geeinten Menschheit bestimmt war. So viel stand fest. Wie weit mochten ihre Bemühungen gediehen sein? Arbeiteten sie bereits an einem Raumhafen? An neuen Schiffen, die bald Menschen zu fremden Sternen tragen würden?
    John setzte sich wieder. Ihm war flau im Magen, und er fühlte etwas, das er für unmöglich gehalten hatte: Er sehnte sich zurück nach Owey Island, nach den kühlen, belebenden Winden, der Nässe, die in die Knochen kroch. Die Gobi war ihm zu heiß, zu trocken. Der Staub der Wüste rieb in seinen Augen, verklebte ihm Mund und Nase. Ihr Grau, ihr Braun schmerzte in seinen Augen.
    Aber vor allem störte ihn hier eines: die Menschen.
    Er roch ihren Gestank. Den Schweiß, die Exkremente, ihre faulenden Abfälle. Er hörte die Stimmen der Abertausenden. Zunehmend mit den Ohren – doch vor allem mit seinen Psi-Sinnen, in seinen Gedanken.
    Der Telepath John Marshall konnte sich ihres Ansturms nicht erwehren. Er vermochte keine einzelnen Gedankenstränge herauszuhören. Aber da war ein Grundrauschen. Wie von einem fernen Wasserfall. Oder einem Schwarm von Insekten, die sich langsam näherten. Ihr Summen war bedrohlich.
    Seit sich John erinnern konnte, hatte er sich in Menschenmengen unwohl gefühlt. Wieso, hatte er lange nicht zu ergründen vermocht. Inzwischen war er klüger. Es war seine telepathische Gabe, die zur Last wurde. Die Menschen, die in die Gobi geströmt waren, waren aufgeregt, standen unter einer Spannung, die sich jederzeit zu entladen drohte ...
    Mit einem Ruck hielt der Laster an. Sie hatten die ersten Ausläufer des Menschenrings erreicht. Der Fahrer ließ die Scheibe herunterfahren, klatschte mit der flachen Hand gegen die Tür und hielt anschließend die geöffnete Hand hin.
    John stand auf und ging schwankend zum vorderen Ende der Ladefläche. Die Mutanten machten ihm Platz. John beugte sich zur Fahrerkabine und drückte dem Fahrer ein Bündel Scheine in die Hand – die zweite Hälfte des vereinbarten Schmiergelds.
    Die Mühelosigkeit, mit der sie in die Gobi gelangt waren, mutete beinahe unheimlich an. In den zweieinhalb Wochen, die seit der Landung der STARDUST vergangen waren, hatte sich ein globaler Schleuserring etabliert, der Interessierte an das Ziel ihrer Träume transportierte. Vorausgesetzt, man besaß die nötigen exorbitanten Mittel.
    Homer G. Adams besaß sie und gab sie mit einer Beiläufigkeit aus, als glaubte er nicht daran, dass das irdische Geld morgen noch irgendeinen Wert besitzen würde.
    Der Fahrer zählte das Geld und klopfte ein zweites Mal gegen die Tür. Er war zufrieden mit der Summe – und forderte sie auf, Platz zu machen.
    Sie schulterten ihre schweren Rucksäcke und sprangen von der Ladefläche. John kam auf einem

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