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Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Titel: Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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deren Existenz sie nichts geahnt hatten.
    Inéz hatte einer Logistik-Einheit angehört. Das Gebäude, in dem ihre Einheit übernachtet hatte, war nach einem Angriff mit Raketenwerfern eingestürzt und hatte Inéz und vier andere Soldaten unter sich begraben.
    Die vier Kameraden waren erdrückt worden. Inéz hatte wie durch ein Wunder überlebt. Monterny wollte dem Wunder auf den Grund gehen – und Möglichkeiten finden, es zu wiederholen.
    »... war da ein Knall und ein Rumpeln«, sagte die Veteranin. »Und plötzlich stürzte die Decke auf mich und ... und ...« Sie brach ab.
    »Und dann?«, hakte Monterny nach. »Was geschah dann?«
    »I-ich kann mich nicht erinnern.«
    »Ich kenne das. Aber die Erinnerung kehrt zurück, wenn Sie sich nur anstrengen.«
    »Da war ein Schlag gegen meinen Kopf.« Sie umklammerte die Lehnen des Korbsessels. Ihre Knöchel traten weiß hervor.
    Monterny nickte. Der Backstein, der ihr ein Hirntrauma zugefügt hatte. »Aber da war noch mehr, nicht?«
    »Ich ...«
    »Sie waren bei Bewusstsein, Inéz, die ganze Zeit, nicht?« Er beugte sich zu ihr vor.
    »Ich glaube schon.«
    »Was ist mit dem Balken?«
    Ihre Augen weiteten sich. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden ...«
    »Der Balken, Inéz. Die Rettungsmannschaften haben Sie in einem Hohlraum gefunden, der durch verkantete Trümmer entstanden ist. Ein Balken lag neben Ihnen, mehrere Zentner schwer.«
    »Ich hatte Glück. Er hat mich verfehlt.«
    Monterny beugte sich ihr weiter entgegen. »Sie hatten Glück. Aber keines von der gewöhnlichen Sorte. Der Balken kam quer über Ihrer Brust zu liegen. Er hat Ihnen die Rippen gebrochen.«
    Sie rückte von ihm weg. »Ich muss ihn weggeschoben haben.«
    »Mehrere Zentner schwer? Wie soll das möglich sein?«
    »Ich hatte Todesangst! Sie muss mir übermenschliche Kräfte verliehen haben.«
    Monterny nickte langsam. »Auf eine Art, ja.« Er nahm ihre Hände. Sie ließ es geschehen. Sie klebten vor Schweiß und zitterten.
    »Inéz, helfen Sie mir! Bitte! «
    Sie zuckte. Das Zittern verschwand, die Veteranin richtete sich kerzengerade auf.
    » Bitte helfen Sie mir!«, wiederholte Monterny. »Wir müssen herausfinden, was geschehen ist. Um ihretwillen, Inéz. Und um vielen anderen Menschen zu helfen. Das wollen Sie doch sicher, nicht? Helfen?«
    »Ja, helfen ...« Ihre Stimme war tonlos.
    »Inéz, ich habe eine Vermutung. Wollen Sie sie hören?«
    Sie schwieg.
    »Der Balken drückte auf Ihre Brust, erstickte Sie. Sie waren zum Tod verurteilt. Ihr Körper mobilisierte alle Kräfte. Ihr Körper und Ihr Geist. Begraben unter den Trümmern haben Sie in sich eine Gabe gefunden, eine Kraft, die nicht von dieser Welt scheint, Inéz. Mithilfe dieser Gabe ist es Ihnen gelungen, den Balken anzuheben und neben sich abzulegen, war es nicht so?«
    Sie drückte seine Hände stärker. Ihre Fingernägel gruben sich schmerzhaft in sein Fleisch.
    »Inéz«, sagte er, »Sie haben nicht den Verstand verloren. Mir können Sie die Wahrheit sagen. Ich verstehe Sie. Auch ich habe eine Gabe in mir gefunden, die ich nicht für möglich gehalten hätte.«
    Inéz blickte auf, musterte ihn verblüfft. Tränen traten in ihre Augen. Sie weinte vor Erleichterung. Monterny hielt ihre Hände und wartete.
    Schließlich fragte sie: »Sie können auch Dinge bewegen, Mr. Monterny?«
    »Nein. Nicht im physischen Sinne.« Er ließ sie los, nahm das Klemmbrett auf und löste ein Blatt. Er legte das Papier auf das Tischchen.
    »Inéz, bitte heben Sie dieses Blatt – mit Ihrer Gabe!«
    Die Veteranin wehrte sich nicht mehr. Sie vertraute Monterny. Sie fixierte die Tischfläche. Schweiß trat ihr auf die Stirn, floss ihr in die Augen und ließ sie tränen. Sie atmete schwer. Monterny musste an einen Gewichtheber denken, der zu seinem entscheidenden Versuch antritt.
    Das Blatt hob sich. Es schwebte waagrecht in der Luft, eine Handbreit über der Tischfläche. Seine Oberfläche war glatt, als stützte eine unsichtbare, plane Fläche das Papier.
    Sekunden vergingen. Inéz hielt den Atem an ... und dann vermochte sie die Konzentration nicht mehr aufrechtzuerhalten. Mit einem hässlichen Knistern knüllte sich das Blatt zusammen und fiel auf den Tisch.
    Die Veteranin stöhnte, sackte zusammen und weinte haltlos.
    Monterny ging zu ihr und nahm sie in den Arm. »Es ist gut, Inéz. Alles wird gut ...«
     
    »Inéz Girandole hat die Gabe!«
    Clifford Monterny war im Büro Ivanhoes und verfolgte zusammen mit seinem Kameraden das Video der

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