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Perry Rhodan Neo 014 - Die Giganten von Pigell

Perry Rhodan Neo 014 - Die Giganten von Pigell

Titel: Perry Rhodan Neo 014 - Die Giganten von Pigell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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erreicht. Als wollte sie das Wachstum der Pflanze beschwören, hielt Sue ihre Hand darüber.
    Bull sah, wie sich Knoten im Stiel bildeten. Ein leichtes Zittern lief durch Sues ausgestreckte Arme, dann ballte sie ihre Hand zur Faust. Die Sprossachse schoss geradezu in die Höhe und nahm dabei sichtbar an Umfang zu. Sue musste ihren Kopf bereits in den Nacken legen.
    Aus den Seitenknospen entfalteten sich erste Blätter.
    Die Blätter waren papierdünn und von lanzenförmiger Gestalt. Sie verströmten einen schwachen Geruch von Zitrone und Kamille, nicht unangenehm. Sie waren bereits in diesem Moment so umfangreich, dass Bull und Manoli sie als Decken hätten verwenden können.
    Bull, Manoli, Sid und Gucky wichen weiter und weiter zurück und orientierten sich zugleich mit kleinen Schritten zur Seite.
    Die Sprossachse schob sich hoch auf vier Meter, auf fünf, auf sechs.
    Dann entfaltete sie ihre Blüte. Bull zählte fünf Blätter, alle von einem fast durchsichtigen Rot.
    Ein leichtes Wehen und Beben lief durch die Blätter, obwohl an diesem Ort natürlich keinerlei Wind ging. Dann entflammten die Blütenblätter.
    Im selben Moment brach die Energiewand, die sie und die Tribüne von dem brennenden Schiff trennte, zusammen.
    Die Hitze kam über Bull wie eine körperliche Gewalt. Zugleich schlug ein infernalischer Lärm über ihm zusammen: das laute Knattern, das Krachen der Flammen, die berstenden Masten.
    Er stöhnte auf und stand für eine Sekunde gelähmt. Er sah, wie die Blütenblätter explodierten und Funken hoch in die Luft schleuderten. Sid, Gucky und Manoli stürmten wie verabredet von der Bühne. Die Löschautomaten heulten auf. Sue Mirafiore sank wie in Zeitlupe in sich zusammen. Zu früh , dachte Bull verärgert. Und nicht dort.
    Statt loszurennen, blieb er stehen. Er sah Gucky umkehren und in außerordentlicher Geschwindigkeit auf Sue zueilen. Seine Bewegungen hatten nichts Unbeholfenes mehr.
    Anders als erhofft geriet das Publikum nicht in Panik. Konnte es sein, dass die Fantan glaubten, das alles gehöre zur Inszenierung?
    »Cel easme! Cai cel!«, schrie der Ilt. »Hilf mir! Sofort!«
    Bull hatte mit zwei, drei letzten Schritten Sue erreicht. »Was macht sie da?«, rief er Gucky über das Krachen und Heulen des brennenden Schiffes zu. »Sue, nicht hier! Steh auf!«
    »Sie kann nicht aufstehen!«, schrie der Ilt. »Sie stirbt!«
    Bull spürte alles Blut aus seinem Gesicht weichen. »Das war nicht geplant«, sagte er unsinnigerweise. Sue hätte neben der Bühne einen Zusammenbruch spielen sollen. Dann hätte Manoli sich um sie kümmern, einen anderen Arzt – Fulkar – herbeirufen sollen, Fulkar wiederum – als die Autorität, die er auch für die Fantan war – hätte weitere Hilfe anfordern sollen, Hilfe, die aus dem Inneren der Raumstation nur zur Bühne vorstoßen konnte, wenn dazu der Energieschirm abgeschaltet würde.
    Dann hätten Sid und Gucky sie ins Schiff teleportieren können.
    Tatsächlich eilte Fulkar bereits mit grotesk raumgreifenden Schritten herbei. Es sah aus, als liefe er auf Stelzen. Im nächsten Moment kniete er neben Sue und untersuchte sie mit einem Instrument, das einer stabilen, faustgroßen Glaskugel glich, durch die in einem unbegreiflichen Tempo Schriftzeichen und Diagramme irrlichterten. Fulkar hielt diese Kugel in der Hand und führte sie über den Brustkorb des Mädchens, dann hoch zur Stirn.
    »Sie stirbt«, murmelte er.
    »Tun Sie etwas!«, schrie Bull.
    »Ich tue bereits etwas«, sagte der Mediziner kalt.
    Plötzlich waren auch Manoli und Sid da, dazu der Fantan Set-Yandar.
    Fulkar zog aus einem Beutel, der ihm, an einem langen Gurt befestigt, auf der Hüfte lag, etwas, das wie Jetons für ein Roulettespiel aussah: fingernagelgroße, ovale, hellblaue und lindgrüne und nachtschwarze Ovale aus einem schimmernden Material.
    Er verteilte die Jetons nach einem Muster, das für Bull unverständlich blieb, auf Sues Körper.
    Bull sah auf. Sid stand mit weit geöffnetem Mund da, er atmete nicht. Manoli kauerte längst neben Fulkar; er schluckte.
    »Gehört das zur Aufführung?«, fragte Set-Yandar mit einer schrillen, heulenden Stimme.
    Was für ein Albtraum , dachte Bull.
    Endlich baute sich der Schutzschild vor dem brennenden Kulissenschiff wieder auf. Die Hitze ließ schlagartig nach.
    »Gehört das zur Aufführung?«, wiederholte Set-Yandar.
    »Nein«, sagte Bull. Er starrte erst Manoli, dann Fulkar an.
    »Ich kann ihr nicht helfen«, sagte der hagere Mediziner.

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