Perry Rhodan Neo 015 - Schritt in die Zukunft
Azoren, 3. August 2036
Als Allan D. Mercant an diesem Morgen durch die Gänge der Unterwasserkuppel ging, die unweit der Azoren auf dem Grund des Atlantischen Ozeans verborgen lag, fühlte er sich todmüde. Es galt, einige harte Entscheidungen zu verkünden und einige weitere harte Entscheidungen zu treffen.
Die Welt schwebte dank des Auftauchens der Fantan einmal mehr am Rand einer globalen Krise – und diese hier schien der letzten, die mit Perry Rhodans Fund der Arkoniden auf dem Mond ausgelöst worden war, um nichts nachzustehen.
Damals hatte ich Ärger, diesmal habe ich Ärger. Aber letztes Mal musste ich nur vor der Homeland Security fliehen – und das hatte sogar seine angenehmen Seiten. Seine Mundwinkel zuckten kurz, als er an Iga Tulodziecki dachte, die Truckerin, die ihn durch halb Amerika kutschiert hatte, bevor sie in New Orleans unterschiedlicher Wege gegangen waren.
Ihr Spitzname war Wonderbra gewesen, allerdings keineswegs, weil sie einen solchen nötig gehabt hätte. Davon hatte Mercant sich persönlich und aus nächster Nähe überzeugen dürfen. Das Stelldichein in der Kabine von Igas Gigatruck mochte einvernehmlich unverbindlich gewesen sein, doch Mercant würde es – genau wie Iga – nicht so schnell vergessen.
Er fragte sich, wie es ihr ging. Hoffentlich hatte sie keinen Ärger mit den Fantan. Ihm selbst machten diese Geschöpfe, die an schuppige Zylinder mit Tentakeln erinnerten, schon genug zu schaffen – nach nur drei Stunden Schlaf.
Sie waren der Grund, warum Mercant den inneren Kreis der Terranischen Union zu einer Krisensitzung geladen hatte. Die Terranische Union ... Er unterdrückte ein Seufzen. Das war auch so ein Gebilde, das ihm gegenwärtig Magenschmerzen verursachte.
Im Grunde gab es sie noch gar nicht. Die Zeit, seit Perry Rhodan sie über den Dächern von Terrania ausgerufen hatte, war viel zu kurz gewesen, um irgendwelche formalen Strukturen zu bilden. Gegenwärtig machte jeder das, was er am besten konnte. Mercant war gut darin, mit Krisen fertig zu werden. Deshalb hatte man ihn zum amtierenden ... Ja, was ernannt?, fragte er sich sarkastisch. Präsidenten? König? Lordadmiral? Wir haben noch nicht einmal Titel für unsere Anführer.
Der alte Geheimdienstler erreichte die Tür zum Konferenzraum und hielt kurz inne. Er sah sein Spiegelbild im blank polierten Metallschott – ein in fast jeder Hinsicht unscheinbarer Mann von fünfundsechzig Jahren, dem nur ein weißer Kranz Haare am Kopf verblieben war. Einzig sein Gesicht wirkte beinahe jugendlich straff, wenn auch die letzten Wochen ihr Bestes gaben, ihm Falten in die Haut zu graben.
Er straffte sich, holte tief Luft und trat ein.
»Guten Morgen allerseits.« Er nickte den sechs Anwesenden zu, die sich erfreulicherweise alle bereits eingefunden hatten.
Lesly K. Pounder, der ehemalige Flight Director der NASA, Homer G. Adams, ein exzentrischer Superreicher, die beiden Telepathen John Marshall und Tatjana Michalowna, der arkonidische Wissenschaftler Crest sowie der Arzt und Nobelpreisträger Dr. Frank M. Haggard – noch vor wenigen Wochen hatte keiner von ihnen den anderen gekannt. Nun bildeten sie Mercants Kabinett und lenkten gemeinsam mit einigen wenigen anderen die Geschicke dieses Gebildes namens Terranische Union.
»Setzen wir uns«, sagte Mercant und gebot den anderen mit einer Geste, an dem ovalen Tisch in der Mitte des Raums Platz zu nehmen. Mercant hatte keine Ahnung, welchem Zweck die Kammer den früheren Besitzern der Kuppel gedient hatte. Sie konnte ebenso ein Speisezimmer wie der private Salon des Hausherrn, in dem dieser gepflegte Pokerrunden unterhielt, gewesen sein.
Nachdem sich alle sortiert hatten und von einer Ordonanz mit Getränken versorgt worden waren, beugte Mercant sich am Kopfende des Tischs vor. »Danke, dass Sie es trotz Ihrer anderen zahlreichen Pflichten so kurzfristig einrichten konnten, hier heute Morgen zu erscheinen. Es stehen einige wichtige Entscheidungen darüber an, wie unsere nächsten Schritte aussehen werden. Zunächst allerdings möchte ich eine unerfreuliche Bekanntgabe machen.«
Er machte eine wohlüberlegte Pause.
»Allen uns vorliegenden Informationen und Einschätzungen zufolge müssen wir von diesem Moment an davon ausgehen, dass Perry Rhodan tot ist!«
Sofort setzte Unruhe ein. Während Adams die Nachricht beinahe gelassen aufnahm, schüttelte Pounder den Kopf, und auch Tatjana Michalowna machte ihrem Unglauben Luft. »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte
Weitere Kostenlose Bücher