Perry Rhodan Neo 015 - Schritt in die Zukunft
sagen.
Er musste an das verstörende Gespräch vor einer Woche in seinem Apartment im Stardust Tower in Terrania denken. Damals hatte sie ihm eröffnet, dass sie um sein Geheimnis wisse, und sie hatte versprochen, es für sich zu behalten – wenn er im Gegenzug die Unsterblichkeit mit ihr teile, sobald er sie gefunden habe. Er hatte auf diese Forderung nie antworten können. Ihr Gespräch war unterbrochen worden.
Seitdem hatte Tatjana auffallend oft seine Nähe gesucht. Sie hatten in dieser Zeit nicht mehr als ein paar Worte gewechselt. Die Ereignisse hatten ihnen kaum Ruhe gelassen. Aber Crest hatte deutlich gemerkt, dass sie versuchte, Anschluss an ihn zu finden.
Deshalb hatte er ihr erlaubt, ihn auf dieser Expedition zu begleiten, auch wenn sie ein Sicherheitsrisiko darstellte: Nun musste er sich der Positronik der TOSOMA nicht mehr nur als Herr präsentieren, sondern ihr auch abringen, einen menschlichen Gast oder vielmehr eine Kolonialarkonidin zu akzeptieren. Wenn er so darüber nachdachte, war es eine dumme Entscheidung gewesen, eine Bauchentscheidung , wie es die Menschen nannten.
Aber irgendwie war ihm Tatjanas Gegenwart mittlerweile bei Weitem nicht mehr so unangenehm wie zu Beginn. Natürlich dachte er nach wie vor nicht daran, ihr sein Innerstes zu offenbaren – dazu kannten sie einander viel zu kurz. Aber auf irgendeine Art und Weise, die er schwer in Worte hätte fassen können, verband sie doch etwas.
Vielleicht suchst du eine zweite Thora, so, wie sie einen zweiten Monterny sucht, meldete sich eine Stimme in seinem Hinterkopf.
Der Gedanke erschreckte Crest. Nein! Mercant und die anderen mögen denken, was sie wollen, aber ich glaube nicht daran, dass Perry Rhodan tot ist. Und Thora auch nicht. Sie wird zurückkehren. Und dann werde ich für sie da sein wie all die Jahre zuvor auch.
Natürlich wusste er, dass er sich mit diesen Worten selbst belog. Er hatte keine Ahnung, ob Thora wirklich zurückkehren würde. Die Chancen standen nicht gut. Und selbst wenn sie noch lebte, war er nicht mehr der einzige Mann in ihrem Leben. Er mochte nach wie vor ihr Mentor sein, aber er spürte, dass ein gewisser Erdenmensch im Begriff war, zu Thoras Vertrauensperson zu werden. Sie würde sich von ihm entfernen – nicht absichtlich, aber doch unweigerlich.
Und dann war er völlig allein, ein Zustand, den er nicht erstrebenswert fand. Womöglich war er deshalb so bereit, sich auf Tatjana Michalowna einzulassen, diese Frau, die genauso entwurzelt war wie er. Aber wie weit darf ich ihr trauen?, fragte sich Crest. Vor Kurzem noch war sie mein Feind!
Andererseits war bis vor Kurzem noch die gesamte Menschheit sein Feind gewesen. Und wenn Crest eine Gabe besaß, dann die, sich Feinde zu Verbündeten zu machen, womöglich gar zu Freunden. Tatjana mochte eine dunkle Vergangenheit haben, aber er hatte hinter ihre Fassade geblickt, so wie sie hinter die seine. Sie war einsam und verletzlich. Und sie war noch jung. Er sollte ihr die Sünden der Vergangenheit nicht zu sehr vorhalten. Stattdessen sollte er lieber versuchen, ihr in Zukunft ein besseres Vorbild zu bieten, als Monterny es gewesen war.
Unwillkürlich lächelte Crest in seinem Helm. Ein hehres Ziel.
»Crest?«, drang Tatjanas Stimme unvermittelt aus seinem Helmlautsprecher. »Alles in Ordnung bei Ihnen?«
»Ja, warum nicht?«, fragte er zurück.
»Sie haben irgendein seltsames Geräusch von sich gegeben.«
Hatte er wirklich hörbar gegluckst? Er vermochte es nicht zu sagen. »Es ist nichts, Miss Michalowna. Ich habe nur nachgedacht.«
»Ich habe auch nachgedacht«, sagte Tatjana.
Interessant, ging es ihm durch den Sinn. Ich sage Miss Michalowna, aber denke Tatjana. Ob ich es will oder nicht, sie kommt mir immer näher. Laut sagte er: »Worüber haben Sie nachgedacht, Miss Michalowna?«
»Über das, was gestern im Transmitterraum geschehen ist«, antwortete sie. »Seien Sie ehrlich: Sie haben geglaubt, dass Sie der Schritt durch den Transmitter ihrem Ziel näher bringen würde.«
Eine Weile sagte Crest nichts. »Womöglich«, gab er dann zu.
»Sie brauchen es nicht zu leugnen. Weshalb sonst hätten Sie jede Eskorte ablehnen, aber ausgerechnet mir erlauben sollen, Sie zu begleiten?«
Erneut kostete es ihn einige Überwindung, zu antworten. »Vielleicht, weil ich Ihre Gegenwart zu schätzen beginne.« Das war natürlich nicht die ganze Wahrheit, aber auch keine Lüge. Er hoffte, dass sie dieses Geständnis so überraschen würde, dass sie das
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