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Perry Rhodan Neo 015 - Schritt in die Zukunft

Perry Rhodan Neo 015 - Schritt in die Zukunft

Titel: Perry Rhodan Neo 015 - Schritt in die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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hinunter zu nehmen, steuerte er einen steilen Trail an, der direkt neben dem Aussichtsplatz seinen Anfang nahm. Goratschin kannte ihn bereits. Er war steil und zerklüftet, keine Strecke, die man sich leichtfertig hinunterstürzte – worauf auch ein Warnschild am Eingang mehr als deutlich hinwies.
    Die Asiatin erhob sich von der Bank und sah ihm verwundert zu. »He, was machen Sie da?«, rief sie. »Die Strecke ist gefährlich, vor allem solange es noch nicht richtig hell ist! Wollen Sie sich umbringen?«
    »Das ist nicht Ihr Problem«, knurrte Goratschin und trieb sein Rad über den Rand.
    Einen Augenblick später hatte er keine Zeit mehr, sich über irgendwelche Probleme oder junge Asiatinnen, die sich darin einmischten, Gedanken zu machen. Seine ganze Aufmerksamkeit wurde von dem Trail beansprucht.
    In halsbrecherischer Geschwindigkeit jagte er den Berghang hinunter, wich Hindernissen aus und sprang über Bodenwellen. Unter den Rädern knirschten Steine und trockene Erde, seine Arm- und Beinmuskeln zitterten vor Anspannung, und kalter Fahrtwind schlug ihm ins Gesicht.
    Er liebte diese Momente!
    Momente, in denen er sein ganzes Ich auf die körperliche Herausforderung reduzieren konnte, in denen nichts anderes zählte als der nächste Stein und die nächste Wurzel. Zu keinem anderen Zeitpunkt seit seinem Erwachen aus dem Koma konnte er so im Augenblick leben, konnte er so die Vergangenheit und Zukunft vergessen. Seine toten Eltern, sein toter Bruder, die verlorenen dreißig Lebensjahre und der Umstand, dass man ihn missbraucht und in eine Waffe verwandelt hatte – nichts davon zählte. Er konnte sich einfach nur frei fühlen!
    Vor ihm, etwa fünfzig Meter bergabwärts, tauchte eine Felsschanze auf. Man konnte sie umfahren, wenn man einen kleinen Umweg in Kauf nahm. Oder man nahm sie, sprang über sie hinweg.
    Goratschin bremste seine Fahrt und hielt an. Die Felsschanze war tückisch. Der Auslauf war winzig. Man brauchte Mut und Geschick, um sie zu nehmen. Wenn man sein Rad nicht völlig unter Kontrolle hatte, riskierte man, sich bei dem Sprung alle Knochen zu brechen.
    Bislang hatte Goratschin immer gekniffen. Er war in seiner Jugend ein begeisterter Mountainbiker gewesen. Kein Trail in den San Gabriel Mountains nördlich von Los Angeles war sicher vor ihm gewesen. Aber das lag Jahrzehnte zurück. Es fehlte ihm an Übung. Außerdem war er kein junger Mann mehr.
    Scheiß drauf!, dachte er zornig.
    Er wollte gerade in die Pedale treten, um seinen eigenen Unzulänglichkeiten mit purem Trotz zu begegnen, als plötzlich hinter ihm eine laute Stimme erscholl.
    »Platz da!«
    Keine Sekunde später raste ein Schemen an ihm vorbei. Ein blaugrauer Schemen mit einem fliegenden schwarzen Haarzopf. Es war die Asiatin vom Gipfel!
    Ohne auch nur zu verlangsamen, schoss sie über die Felsschanze hinweg. In weitem Bogen flog sie durch die Luft, dann landete ihr Rad mit protestierend quietschenden Gabelfedern wieder auf dem Weg. Sie hatte die volle Kontrolle. Der Sprung wirkte beinahe spielerisch. Ohne anzuhalten oder sich auch nur umzusehen, raste sie weiter den Trail hinab.
    Goratschin starrte ihr fassungslos nach.
    Dann blinzelte er, und unwillkürlich breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Verrücktes Weibsstück, ging es ihm durch den Sinn. Aber irgendwie fing sie doch an, ihm zu gefallen.
    Er erhob sich aus dem Sattel und trat kraftvoll in die Pedale, die Augen fest auf die Felsschanze gerichtet. Jetzt erst recht, dachte er. Wovor sie keine Angst hatte, würde auch er nicht zurückschrecken.
    Entschlossen preschte er auf die Schanze zu. Seine Augen verengten sich, sein Mund wurde zu einem schmalen Strich.
    Zehn Meter.
    Fünf.
    Zwei.
    Einer.
    Er riss das Rad in die Höhe, ließ sich vom Schwung über die Felsschanze hinaustragen. Einen Moment lang hatte er das Gefühl, schwerelos zu sein. Er flog durch die Luft, und der Flug schien gar kein Ende zu nehmen. Ein verrückter Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Wenn er jetzt in die Pedale trat, würde er immer weiter fliegen. Er würde aufsteigen und an dem fahlen Mond vorbeifliegen, der am heller werdenden Himmel verblasste – genau wie in diesem alten Science-Fiction-Film, dessen Name ihm entfallen war.
    Gleich darauf war der Moment vorüber.
    Die Schwerkraft der Erde zog ihn ins Hier und Jetzt zurück. Knirschend landeten die Reifen auf dem Geröll unterhalb der Schanze. Die Federung des Rads sackte durch, und eine Schrecksekunde lang fürchtete Goratschin, dass er

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