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Perry Rhodan Neo 017 - Der Administrator

Titel: Perry Rhodan Neo 017 - Der Administrator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Verallgemeinerung, die mehr über seine eigenen Sehnsüchte verriet als über diese Menschen?
    Crest wog den Gedanken ab. Früher hätte er diese Fragen nicht auf sich selbst gestellt erörtern müssen. Sein unsichtbarer Gedankenfreund wäre an seiner Seite gewesen, hätte ihn mit seinen erbarmungslos ungeschminkten Beobachtungen daran gehindert, unsaubere Schlüsse zu ziehen. Doch der Extrasinn, Zeichen seines privilegierten Standes, war verstummt.
    Hatte ihm die Wendung von Crests Schicksal die Sprache verschlagen? Oder hatte ihn die Behandlung der Menschen, die ihm, Crest, das Leben gerettet hatte, umgebracht?
    Oder hatte der Extrasinn es einfach aufgegeben, auf den alten Narren einzureden, an den seine Existenz unentrinnbar gekettet war?
    Der Extrasinn hatte vehement gegen die Expedition der AETRON argumentiert. Er hatte Crest verspottet, hatte den Flug als intellektuelle Fehlleistung eines alten Arkoniden bezeichnet, der mit seiner Angst vor dem Tod nicht zurechtkam. Eine Flucht aus der Verantwortung. Er hatte Crest einen ebenso elenden wie unvermeidlichen Tod prophezeit.
    Zu Recht?
    Crest lebte. Und er war in dem abgelegenen System der Menschen auf Dinge gestoßen, die er nicht für möglich gehalten hatte. Wie diese stählerne Kuppel, die dreitausend Meter unter der Meeresoberfläche lag, von seinen Artgenossen vor etwa zehntausend Erdjahren errichtet. Oder die Zuflucht auf der Venus. Oder die TOSOMA, das Schlachtschiff, das sie nur wenige Kilometer von der Kuppel entfernt gefunden hatten, halb im Meeresboden versunken.
    Wer mochte vor ihm auf dem Platz des Kommandanten gesessen haben?
    Was mochte in ihm – oder ihr? – vorgegangen sein?
    Vor zehntausend Jahren hatte das Große Imperium einen mörderischen Krieg gegen die Methans ausgefochten. Er hatte die Arkoniden an den Rand des Untergangs gebracht.
    Unzählige Geschichten berichteten von den Heldentaten der damaligen Arkoniden. Sie schienen überlebensgroß, aus einem anderen Holz geschnitzt als gegenwärtige Generationen. Crest und seine Zeitgenossen schienen nur ein Abklatsch.
    Traf das zu?
    Ein Gedanke kam Crest. Auch die Menschen kannten diese Art von Überlieferung. Crest verbrachte täglich mehrere Stunden damit, in der Literatur und den Mythen der Menschen zu lesen. Vor einigen Tagen war er auf Hesiod gestoßen. Ein Grieche, der vor über zweieinhalbtausend Jahren gelebt hatte. Ein Ackerbauer, der sich zugleich als Dichter betätigt hatte. Hesiod hatte an die Abfolge von Weltzeitaltern geglaubt. Am Anfang hatte das Goldene Zeitalter gestanden, der perfekte Urzustand der Menschheit. Ihm war das Silberne Zeitalter gefolgt, die Ära der Heroen. Ihm schließlich hatte sich das Eiserne Zeitalter angeschlossen – das Jammertal menschlichen Elends, in dem sich Hesiod selbst gesehen hatte.
    Ließen sich die Weltzeitalter Hesiods auf seine eigene Art übertragen? War das Eiserne Zeitalter der Arkoniden angebrochen? Und wenn dem der Fall sein sollte – was würde als Nächstes folgen? Der Untergang der Arkoniden?
    Crest streckte sich, wollte die düsteren Gedanken abschütteln. Wie konnte er nur die Legende ernst nehmen, die ein primitiver Ackerbauer vor vielen Jahrtausenden gesponnen hatte?
    Es war absurd – und zugleich musste sich Crest eingestehen, dass genau das ihn zur Erde geführt hatte: eine Legende.
    Eine Legende, der er auf den Grund gehen würde.
    »Positronik?«
    »Zu deinen Diensten.« Die Stimme war nicht zu verorten. Sie stand einfach im Raum.
    »Du erkennst an, dass ich Kommandogewalt über dich besitze?«, sagte Crest.
    »Ja.«
    »Uneingeschränkt?«
    »Ich diene dir, soweit es in meinen Möglichkeiten steht.«
    Eine Floskel? Oder ein Fingerzeig darauf, dass seine Gewalt begrenzt war?
    »Wer hat dich erbaut, Positronik?«, fragte er.
    »Arkoniden.«
    Eine korrekte Antwort auf eine Frage, die längst beantwortet war.
    »Wer hat den Befehl zu dem Bau gegeben?«, präzisierte Crest.
    »Der Kommandant.«
    »Wer war der Kommandant?«
    Die Antwort des Rechners kam ohne Zögern: »Der Oberbefehlshaber der Schutzflotte der arkonidischen Kolonie auf Larsaf III.«
    »Larsaf III« war die arkonidische Bezeichnung für die Erde. Der Planet war nicht als wichtig genug erachtet worden, um ihm einen eigenständigen Namen zu geben.
    »Wie hieß der Kommandant?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Man hat deine Erinnerung gelöscht?«
    »Das ist möglich. Ich kann mich nicht erinnern.«
    Die Aussage war folgerichtig. Angenommen, der Kommandant wollte

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