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Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Titel: Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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hörte.
    Der Alte ergriff Lhundups Hand, legte den Griff der Waffe hinein und faltete die Finger darum. Lhundup starrte sie an, als gehöre sie einem Fremden. Dann spürte er Ai Guos Rechte auf seiner Schulter wie damals an der Schwebelore. Väterlich.
    »Geh!«, bat Ai Guo sanft. »Ich weiß, dass du es kannst.«
    Lhundup schluckte. Er sah seinem Schichtmeister in die Augen, nickte stumm, verstaute den Revolver im Overall und stieg auf das Gerüst. Die Konstruktion ähnelte den Feuerleitern, wenngleich Letztere im Vergleich deutlich breiter, sicherer und nobler erschienen: Hier oben war alles nur schlichtes Metall und Aluminium, Haken und Ösen, Winkel und Schrauben, Blechplatten. Schmale Trittleitern, kalt wie das Eis der Arktis, führten von einer Ebene zur nächsthöheren, und ihre Halterungen knirschten, wann immer er ihre Stufen betrat.
    Dennoch kletterte er weiter. Ihm war, als spüre er Ai Guos Blick auf sich. Dieser Blick war das Rettungsseil, das er nicht hatte. Ai Guos Vertrauen war Lhundups Sicherheit.
    Bis er oben ankam und die Plattform sah.
     
    Mack hatte ganze Arbeit geleistet, daran bestand kein Zweifel. Seit Lhundups letztem Besuch war die Spitze des Stardust Towers höher geworden, und der Ingenieur hatte diesem Umstand ganz augenscheinlich bereits Rechnung getragen. Die Mutprobe für die neuen Mitarbeiter fand nun, so machte der Anblick, der sich Lhundup bot, erschreckend deutlich, ebenfalls ein gutes Stück höher statt. Und am Ende des elenden Stahlträgers – draußen auf der kleinen weißen Plattform – kauerte Zhuo Hui.
    Die junge Chinesin wandte Lhundup und dem Turm den Rücken zu. Sie hantierte an ihrem Rucksack herum, zumindest das erkannte er. Aber weshalb?
    Wieder rief er ihren Namen, und wieder kam keinerlei Reaktion. Es musste also auf die harte Tour geschehen. Oh verflucht!
    Lhundup sah sich vergebens nach dem Sicherungsgeschirr um. Wo kein Spind, da keine Ausrüstung. Mit einem Mal wurde ihm übel.
    Das Glück ist mit dem, der seine eigenen Wehwehchen zu ignorieren versteht, wenn er es muss.
    Wehwehchen? Lhundup seufzte verzweifelt. Jun hatte gut reden gehabt. Wer von ihnen beiden stand denn gerade am Gipfel von allem und konnte nicht zurück?
    Vorsichtig schwang er die Beine über die Brüstung des Gerüsts und berührte den Träger mit beiden Sohlen. Seine Knie und seine Hände zitterten um die Wette. Sein Herz drohte damit, ihm die Freundschaft aufzukündigen. Seine Atemzüge klangen wie die eines alten Mannes, und das lag längst nicht nur an der dünnen Luft. Zweitausend Meter. Und oben er. Mehr Wahnsinn ging nicht.
    Lhundup biss die Zähne zusammen, um das Klappern zu stoppen, und ignorierte den Stein in seinem Magen. Dann hievte er seinen Oberkörper den Füßen hinterher, breitete nach Balance suchend die Arme aus ... und ging blitzschnell in die Knie, als diese wie wild zu rudern begannen!
    K... kein Problem. Dann eben auf allen vieren. Ganz ruhig.
    Er musste einen jämmerlichen Anblick abgeben: ein erwachsener Mann, der sich krabbelnd wie ein Baby, kreidebleich und mit bibbernden Lippen vorwärtszwang. Tränen der Panik stiegen ihm in die Augen, raubten ihm die Sicht, bis er sie blinzelnd besiegte.
    Ich wünschte, ich hätte einen Quadrotor . Das Luftfahrzeug mit den vier flexiblen Rotoren wäre ideal für diesen Einsatz. Hinterher ist man immer schlauer, oder?
    Der Stahlträger war kalt und eben und Zhuo Hui knapp zwanzig Meter entfernt. Lhundup rief nach ihr, doch die Stimme, die seine Kehle verließ, war so schwach und ängstlich, dass er sie selbst kaum hörte. Lhundup atmete tief durch und begann leise zu singen. Er wusste nicht, wann er zuletzt eines der traditionellen t'ong-skad angestimmt hatte; seit er die Weiden seiner Heimat verließ, gab es in seinem Leben keinen großen Bedarf mehr an den Feld- und Arbeitsliedern des alten Tibet. Nun aber, als er mit wild schlagendem Herzen und rebellierenden Eingeweiden im Himmel über der Gobi hing, fand er die Weisen, die er schon in frühester Kindheit von seinen Eltern und Geschwistern gelernt hatte, angenehm beruhigend.
    Plötzlich nahm der Wind zu, zerrte stärker denn je an seinem kurzen Haar und seinem Overall – und bevor Lhundup es verhindern konnte, glitt ihm das Pod, das Jun ihm gegeben hatte, aus der Tasche, fiel ins luftige Nichts. Dann, als hätte er seine Aufgabe erfüllt, ebbte der Wind wieder ab.
    Lhundup schloss die Augen. Nicht wichtig. Bleib ruhig! Bleib bei dir!
    Die Stimme des Skandinaviers Rogen

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