Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen
langen weißen Haaren, den roten Augen und der würdevollen Ausstrahlung des Alters ein wenig an Crest da Zoltral erinnerte, verneigte sich vor ihm und führte ihn schweigend in das Innere der Station. Der bucklige Administrator folgte ihm, auch wenn ihm nicht ersichtlich war, wieso man ihn an einen bestimmten Ort bringen sollte.
Die arkonidische Technologie mutete ihn wie pure Magie an. Er begriff sie nicht, und er war überzeugt davon, dass das Heer der jungen Techniker sie ebenfalls nicht verstand, obwohl sie immer mehr kluge Terminologien erfanden und ins Datennetz einspeisten.
Doch Adams war es recht, aus dem Hangar zu kommen. In den nächsten Minuten wollte er unbeobachtet sein.
Die Zuflucht war verlassen, und es herrschte eine unangenehme Kälte. Von all den vor Feuereifer brennenden – und mittlerweile zunehmend ernüchterten – Wissenschaftlern war ebenso wenig eine Spur zu sehen wie von den Scharen von Robotern, die bei seinem letzten Besuch überall in der Anlage gearbeitet hatten. Die Positronik der Zuflucht musste sie abgezogen haben.
Die Luft schmeckte ein wenig schal, obwohl sich die künstliche Atmosphäre ständig erneuerte. Adams lauschte dem Hall seiner Schritte. Er vermischte sich mit einem fernen Knirschen, das er sich als Ergebnis der Reibung zwischen den sich drehenden Scheiben und dem Erdreich des Planeten erklärte. Dennoch klang es ... bedrohlich.
Du hast nichts zu befürchten!, sagte er sich. Und nimm dich nicht so wichtig! Es geht hier nicht um dich!
All die klugen Gedanken halfen nichts. Beklemmung stieg in ihm auf, schnürte ihm langsam die Luft ab. Die Fremdheit dieses Ortes schüchterte ihn ein. Die Zuflucht war vor langer Zeit von Wesen errichtet worden, die Menschen äußerlich geradezu verblüffend ähnelten und doch einer fremden Kultur angehörten. Die Arkoniden folgten ihren eigenen Werten und Vorstellungen, die für die Menschheit noch so manche Überraschung bereithielten, davon war er überzeugt. Und nicht jede von ihnen würde angenehm sein.
Adams' schweigsamer Führer brachte ihn zu einem Antigravschacht. Das Hologramm verursachte nicht den geringsten Laut. Es atmete nicht, besaß keine Masse, trat nicht auf. Der Administrator gab sich einen Ruck und vertraute sich dem unsichtbaren Schwerefeld an. Er schwebte nach unten.
Nach einer Entfernung, die er auf ungefähr die Hälfte der Dicke der Zuflucht schätzte, verließ sein Führer den Schacht und wies ihn zu einer Tür. Das Hologramm verneigte sich und löste sich in Luft auf, als hätte ein Windhauch es zerstoben. Einen Lidschlag lang vermeinte Adams noch ein Funkeln in der Luft zu sehen, dann war es verschwunden.
Er trat durch die Tür – und blieb überrascht stehen. Er hatte einen Konferenzraum oder etwas Ähnliches erwartet, doch stattdessen schaute er in einen üppigen Garten.
Keines der Gewächse war irdisch. Der Administrator hatte im Lauf seines Lebens alle Teile der Erde besucht, und sein unfehlbares Gedächtnis hatte nicht die Gestalt einer einzigen Pflanze vergessen. Selbst wenn er es gewollt hätte – er konnte es nicht. Das Grün, das sich vor ihm erstreckte, als befände er sich auf der Oberfläche eines Planeten, war hell, wie ausgebleicht von einer Sonne, weit stärker als die irdische.
War dies eine Kostprobe Arkons, der Heimat der Arkoniden?
Warf er sozusagen einen Blick auf eine andere, weit entfernte Welt ... und gleichzeitig in die Vergangenheit, denn wenn sein Verdacht stimmte, hatte es auf Arkon vor zehntausend Jahren so ausgesehen, als diese Station erbaut worden war.
»Ich freue mich sehr, dich wieder begrüßen zu dürfen, Administrator.«
Die Stimme kam von überall her, war nicht zu lokalisieren. Sie sprach Englisch, und das perfekt; britisches Englisch ohne erkennbaren regionalen Einschlag. Adams erkannte sie von seinem letzten – und zugleich ersten – Besuch der Venus-Zuflucht vor drei Wochen. Und wie damals verunsicherte sie ihn. Es gefiel ihm nicht, kein echtes Lebewesen zu sehen.
Außerdem vergaß er nichts, auch nicht das Timbre einer Stimme. Darum hatte er es sich angewöhnt, sich dieses Klangs zu bedienen, um sein Gegenüber einzuschätzen. Im Lauf der Jahrzehnte war Adams Tausenden Menschen begegnet. Hörte er sie zum ersten Mal, griff er auf das Archiv seines Gedächtnisses zurück, erkannte er Gemeinsamkeiten mit anderen, die er zu früheren Zeitpunkten getroffen hatte – und die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass mit einer Ähnlichkeit der Stimme meist auch eine
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