Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen
Ähnlichkeit des Charakters einherging. Wissenschaftlich ließ sich das nicht belegen, aber darauf pfiff er; seine Erfahrung war ihm mehr wert als die Untersuchungen zweifellos kluger Menschen.
Es hieß, die Augen seien Fenster zur Seele. Für Homer G. Adams waren es Stimmen, nicht Augen, die ihm Ausblicke eröffneten und die ihm sagten, mit wem er es zu tun hatte.
Nur war die Stimme der Positronik nicht ... echt. Sie gehörte keinem Lebewesen, sondern einer künstlichen Intelligenz, die im besten Fall nur vorgab, eine Person zu sein.
»Du hast dir Bedenkzeit ausbedungen, Administrator«, meldete sich die Positronik wieder. »Bist du zu einem Entschluss gekommen?«
Adams ließ die Stimme mehrmals in Gedanken neu aufklingen, aber sie ließ ihn nichts erkennen. Was erwartest du, Homer?, ermahnte er sich. Es ist eine Maschine. Sie hat keine Seele!
»Ich habe noch Fragen«, sagte er.
»Stell sie!«
»Bei meinem letzten Besuch hast du mich informiert, dass eine Programmierung in dir aktiv geworden ist. Du hast behauptet, es wäre zugunsten der Menschheit.«
»Das ist richtig«, antwortete die Positronik.
»Diese Programmierung muss vor zehntausend Jahren erfolgt sein. Damals waren die Menschen noch primitive Wilde.«
»Die negative Wertung ist nicht angebracht. Der kulturelle Stand deiner Art war lediglich eine Momentaufnahme. Ich bin fähig, den heutigen Zustand zu extrapolieren.«
Adams schluckte eine ironische Bemerkung hinunter. Offenbar kannten arkonidische Maschinen ein Konzept, das ihren Erbauern selbst fremd war: politische Korrektheit. Thora da Zoltral war den Menschen mit unverhohlener Arroganz begegnet. Für sie waren Rhodan und seine Besatzung bessere Tiere gewesen. Doch das hatte sich geändert. Inzwischen, dachte Adams süffisant, hatte die Arkonidin womöglich sogar Gefallen an einem dieser Tiere gefunden, genau wie dieses umgekehrt an ihr.
»Die Situation hat sich grundlegend verändert«, fuhr die Positronik fort. »Die Menschheit ist im Begriff, zu den Sternen aufzubrechen. Die Programmierung legt aus diesem Grund fest, dass ich ihr dabei helfe.«
»Das ist zu gütig. Aber wieso erst jetzt? Du hattest zehntausend Jahre Zeit.«
»Die Entscheidung war nicht die meine. Ich folge lediglich meiner Programmierung. Erwähnte ich das nicht?«
»Natürlich hast du das, und das weißt du auch!«
»Ich versuche nur, mit dir auf Augenhöhe zu kommunizieren, Mensch. Sollte ich in diesem Fall eine falsche rhetorische Verhaltensweise angewandt haben, bitte ich dich hiermit um Entschuldigung.«
Darauf ging Adams nicht ein. Er war nicht gekommen, um zu ergründen, wie eine Positronik versuchte, menschliche Psychologie nachzuahmen. »Wer hat dich programmiert?«
»Ich bin nicht befugt, diese Auskunft zu erteilen.«
»Es war Rico, nicht wahr?« Der Roboter, dessen Herkunft nach wie vor ungeklärt blieb, hatte sich lange Zeit in der Zuflucht aufgehalten.
»Ich bin nicht befugt, diese Auskunft zu erteilen«, wiederholte die Positronik in exakt derselben Betonung wie zuvor. Oder zumindest fast. Adams glaubte, eine feine Nuance wahrgenommen zu haben. Oder bildete er sich den vorwurfsvollen Unterton nur ein?
Wenn Rico tatsächlich die Programmierung vorgenommen hatte, hätte eine Maschine einer anderen Maschine Anweisungen gegeben. Eine verwirrende Vorstellung. Und: Auf wessen Geheiß hatte dann Rico gehandelt? Oder traf dieser Roboter eigene Entscheidungen? Dem Administrator wurde ein wenig schwindlig. Je länger er darüber nachdachte, umso deutlicher blickte er in einen Abgrund, der jenseits seiner Vorstellungskraft lag.
»Oder war es der Kommandant der Kolonie auf der Erde?«, stellte Adams seine nächste Frage.
Er erhielt die Antwort, die er erwartet hatte: »Ich bin nicht befugt, diese ...«
»Atlan«, fiel er der Positronik ins Wort. »Es war Atlan da Gonozal.«
»Woher weißt du seinen Namen?«
Ein Eingeständnis. Aber nur ein winziges. Diese Maschine hatte bestätigt, was Crest da Zoltral, Tatjana Michalowna und Trker-Hon herausgefunden hatten. Die drei waren auf der Suche nach der Welt des Ewigen Lebens zehntausend Jahre in die Vergangenheit versetzt worden und hatten dort den Untergang der Kolonie Atlantis nur knapp überlebt. Aus dieser Zeit kannten sie den Namen des Kommandanten, waren ihm aber nicht persönlich begegnet. Adams hätte gerne erfahren, um was für einen Mann es sich bei diesem Atlan gehandelt hatte. Doch andererseits ... es war müßig, über eine Leiche nachzudenken. Dieser
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