Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen
ein statisches Summen zu hören war und kleine Lichteffekte auf der ersten Schuppe tanzten. »Und ich kann es Ihnen wortwörtlich zitieren, selbst wenn Sie mich mitten in der Nacht wecken. Wie auch den Zehnten Satz: Suche stets die Wahrheit. Deinen Zorn richte auf die Wahrheit, nicht auf jenen, der sie ausspricht. Achte ihn! Also achte ich Sie, obwohl Sie uns gefangen gesetzt haben. Denn ich glaube, dass die Wahrheit Sie dazu gebracht hat oder doch zumindest Ihre Interpretation der Wahrheit. Sie wollen den Hort schützen, und der Hort trägt keine Lüge in sich.«
Der Topsider an Thersa-Khrurs Seite ergriff erstmals das Wort. »Du findest wohlfeile Worte, das gebe ich zu. Aber wer ist das bei euch?«
»Der Arkonide?«, fragte Gihl-Khuan beiläufig, der sich nicht daran störte, dass der Fremde ihn abschätzig ansprach. »Er ist unser Begleiter.«
»Noch nie hat ein Nicht-Topsider den Weg zum Hort gefunden, und er wird garantiert nicht der erste sein!«
»Sei still, Kalmukh!«, herrschte Thersa-Khrur ihn an. »Wir müssen nachdenken.«
»Das ist noch nie geschehen«, beharrte der andere.
Sie beachtete ihn nicht. »Keine Situation gleicht der vorangegangenen, denn die Wahrheit definiert sich ständig neu.«
»Sieh ihn dir doch an, seine schlaffe Gestalt! Er ist schwach.«
Ehe Manoli selbst etwas erwidern konnte, setzte Gihl-Khuan zu seiner Verteidigung an. Er schien erstaunlich leicht in die Rolle des spitzfindigen Diskutanten schlüpfen zu können. »Der Zweite Satz lehrt uns: Stärke das Starke. Wer das Schwache stärkt, schwächt die Ganzheit. Darum verstehe ich Ihre Besorgnis, Kalmukh. Aber Erikk-Mahnoli ist nicht so schwach, wie er aussieht. Er trägt Stärke in sich, die ihn zu etwas Besonderem erhebt.«
Aha, dachte Manoli verblüfft. Vor wenigen Augenblicken hatte das noch ganz anders geklungen.
»Ihr sucht also die Erkenntnis?«, fragte Thersa-Khrur. »Das lässt sich klären.«
»Was schwebt dir v...«
Mehr von Gihl-Khuans Worten hörte Eric Manoli nicht. Etwas zischte, und blitzartig versank die ganze Welt in bodenloser Schwärze.
7.
Erde:
Alltag mit Aliens
»Willkommen zur 18. Sitzung des Inneren Rats der Terranischen Union.«
Es war der übliche Ort und – so schien es – der mittlerweile übliche Ablauf. Homer G. Adams konnte sich nur schwer konzentrieren; seine Gedanken schweiften immer wieder einige Stunden in die Vergangenheit. Lag sein Gespräch mit der Positronik tatsächlich erst einen Tag zurück? Er fühlte sich, als würde er über die Inhalte seit mindestens einer Woche nachdenken.
Neun Männer und Frauen hatten sich im Konferenzraum im 49. Stock des Stardust Towers eingefunden. Wie Adams' private Räume in der darüber liegenden Etage des Turms, der aus der Mitte der Stadt dem Himmel entgegenwuchs, bot er dank der Rundumverglasung einen phantastischen Blick.
Die Sonne war aufgegangen und erhellte die Wüste Gobi, eine bis vor wenigen Monaten noch gottverlassene Gegend. Erst ein amerikanischer Astronaut namens Perry Rhodan sorgte auf diesem öden, ausgetrockneten Salzsee für eine Belebung, als er seine Vision von einer geeinten Menschheit verkündet hatte. Fast allen war zu dieser Zeit Rhodans Tat als blanker Irrsinn erschienen, doch Adams hatte gleich erkannt, dass ein neues Zeitalter angebrochen war.
Und nun richteten sich Milliarden Augen auf diesen einst bedeutungslosen Ort. Rhodans Vision war Realität geworden. Und es war seine, des Administrators Homer Gershwin Adams Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die neue Zeit nicht in einen Albtraum mündete.
Leichter gesagt als getan.
Er blickte in die Runde und schaute auf einen zusammengewürfelten Haufen. Männer und Frauen, die aus allen Teilen der Erde stammten und deren Temperamente, Mentalitäten und Wertvorstellungen öfter aufeinanderprallten, als es dem Administrator lieb war.
In diesem Sinne standen die Koordinatoren der Terranischen Union stellvertretend für die Zersplitterung der Menschheit – aber auch für ihre Fähigkeit, ihre internen Differenzen zu überwinden. Und es gelang zunehmend: Nach anfänglichen Schwierigkeiten fand der Innere Rat der Union immer mehr zu einer effizienten Arbeitskultur. Man schätzte und achtete sich, man arbeitete an der gemeinsamen Vision.
Adams' Blick blieb an William Tifflor hängen. Tifflor war ein ehemaliger Staranwalt, dem die Millionenhonorare erstaunlicherweise nicht zu Kopf gestiegen waren und der stets für die Rechte der Schwachen eingetreten war. Dieser Mann hatte
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