Perry Rhodan Neo 033 - Dämmerung über Gorr
Natak, ehe er etwas dagegen tun konnte.
Nein!, befahl er sich selbst. Ich werde ihn nicht strafen! Ich werde meine Ehre nicht zerstören, so, wie er es getan hat mit seinen Lügen und seinem Narrenspiel.
Er starrte Rhodan an, den Blick aus der Höhe auf den Wurm gerichtet, der es wagte zu widersprechen. Was gab ihm diesen Mut im Angesicht des Todes? Äußerlich wies nichts auf diese Verwegenheit hin. Er war wie alle Arkoniden ein schwächlicher Zwerg. Ob er nun von sich selbst behauptete, keiner zu sein, war nebensächlich.
Und dennoch: Diese Nicht-Arkoniden, diese Menschen, hatten noch nach keinem einzigen Fiktivspiel verlangt.
Und – ein Gedanke, den er eigentlich nicht zulassen wollte – hatte die Gegenwehr der TOSOMA nicht vieles wieder kompensiert? Die Menschen hatten sich nicht gefügt, sie hatten alles versucht, selbst gegen alle Prognosen ihrer Positroniksysteme, die sie zweifellos vorher befragt hatten. Sie hatten sich gewehrt. Beinahe wie Naats, als ob sie wüssten, wie wichtig ein ehrenhafter Tod war.
Er nahm die Hand vom Griff des Natak. Rhodans Haltung entspannte sich.
»Toreead!«, rief Novaal. »Schaff ihn fort! Befehl Trubar-5.«
Der Gerufene trat herein, packte Rhodan grob an den Schultern und schubste ihn vor sich her. Der Mensch taumelte, aber er gab keinen Laut des Schmerzes von sich, beschwerte sich nicht oder hielt sich damit auf, nach Verletzungen zu suchen.
Tapfer bis zuletzt, dachte Novaal.
Novaal verschränkte die Arme auf dem Rücken, ehe er etwas Unbedachtes tat. Selbstkontrolle war der Weg, Probleme zu lösen. Ein Naat, der sich kopfüber in eine Große Grube stürzte, weil ihn der Drang überfiel, überlebte selten mehr als drei oder vier Dolchkreise.
Er stand vor einer Situation, die sich so überraschend wie machtvoll ergeben hatte und die ihn zerreißen konnte, wenn er nicht aufpasste. Novaal hatte selbst um seine Entsendung in die Peripherie des Imperiums gebeten – an einen Ort, an den sich kein dünkelhafter Arkonide begeben würde, wo alle Intrigen um Macht und Einfluss sinnlos wären. Fort vom Zentrum der Macht, fort von den Millionen Augen und Ohren, fort von falschen Zungen und tauben Ohren. Es war ein Ort, an dem er Zeit gewann und sein Geheimnis wahren konnte. Zumindest hatte er das gedacht.
Und dann musste dieser Etztak Kontakt aufnehmen und ihn darauf hinweisen, was sich in seinem Sektor tat. Der Reekha Novaal musste sofort etwas tun, selbst wenn der Naat Novaal lieber abgewartet hätte: Oppositionelle waren aufgetaucht – Crest und Thora da Zoltral. Er würde in Erklärungsnot kommen, bereits wegen des toten Crest, aber mehr noch, wenn ihm nicht einmal die Auslieferung von dessen Ziehtochter an die Imperiale Garde gelang. Er würde seine Ehre verlieren, sein Geheimnis – konnte er es dann noch wahren?
Der Hochedle Sergh da Teffron verspräche sich gewiss keinen Vorteil, das Schweigen zu wahren, wenn er sich Novaals nicht mehr bedienen konnte.
»Reekha?«
Novaal drehte sich langsam um. Hinter ihm stand die blau leuchtende miniaturhafte Holoprojektion seines Stellvertreters in der Luft. Es kam unerwartet, aber das war er gewohnt. In der Eile, Rhodan zu konfrontieren, hatte er vergessen, diese Halle abzuschotten. Krineerk würde also getan haben, was alle getan hätten: sich informiert.
»Was gibt es?«
Krineerk fiel auf ein Knie und erwies ihm damit die Ehre, die er sich durch seine Reputation, durch Duelle und militärische Erfolge erworben hatte. »Ich bitte um die Erlaubnis, die Hinrichtungen vorbereiten zu dürfen.«
Novaal befahl ihm nicht aufzustehen. »Ich habe keine Hinrichtungen angeordnet.«
»Aber ...«
»Ich habe damit gedroht. Sie kennen den Unterschied?« Und Sie wissen, warum ich zu solchen Drohungen greifen musste, die meine Stärke diskreditieren? Weil die Arkoniden es mir abverlangen!
»Diese Menschen hängen aneinander. Ein, zwei Tote, und ...«, versuchte Krineerk zu argumentieren.
»Genug!«, brüllte Novaal. Sein Stellvertreter ähnelte immer mehr den Arkoniden, so hingebungsvoll diente er dem Imperium. Das war es, was er fürchtete: nicht mehr Naat zu sein. Es wäre der Untergang von allem. »Es ist meine Entscheidung, meine Befugnis, meine Ehre. Ich bin jederzeit imstande, diese Entscheidung zu treffen. Falls ich es für richtig halte.«
»Ich ... verstehe.« Krineerk erhob sich – das war erlaubt, da sie ein Thema abgeschlossen hatten, aber auch Erlaubtes konnte unhöflich sein. Die Naats waren, auch wenn viele
Weitere Kostenlose Bücher