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Perry Rhodan Neo 3: Der Teleporter (German Edition)

Perry Rhodan Neo 3: Der Teleporter (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 3: Der Teleporter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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zu können. Ab und zu streifte ihn ein kurzer, prüfender Blick, aber niemand entwickelte nachhaltiges Interesse. Keiner verschwendete mehr als einen flüchtigen Gedanken an ihn. Hier war er einer von vielen, über die das Schicksal in letzter Zeit nicht unbedingt sein Füllhorn ausgeleert hatte.
    Narco County. So wurden pauschal jene mexikanischen Grenzregionen genannt, in denen aus den Einflussbereichen der Drogenkartelle wahre Kleinstaaten hervorgegangen waren. Offiziell existierten sie nicht, aber faktisch herrschten Drogenbarone wie mittelalterliche Fürsten über ihre Ländereien. Weder Polizei noch Militär des Staates Mexiko wagten sich in diese verlorenen Gebiete. Deshalb florierte eine gewisse Immigration von Nord nach Süd, wenngleich von wesentlich geringerem Ausmaß wie in der Gegenrichtung: Hier krähte kein Hahn danach, ob man in den USA steckbrieflich gesucht wurde.
    Marshall hätte nicht gedacht, dass er jemals so froh darüber sein würde.
     
    Im ersten Modeladen, der ihm unterkam, kaufte er Kleidung für sich, Sue und Sid.
    Seine Sachen zog er sofort an. Fast hätte er gejauchzt in der Umkleidekabine. Frische Wäsche! Es war keine sonderlich hautverträgliche Ware, aber spottbillig. Marshalls Budget an dólares , die hier ganz selbstverständlich als Zahlungsmittel fungierten, wurde kaum belastet.
    Seine Gefährten und er hatten ihr Geld zusammengelegt, wobei Sid mit Abstand am meisten beigesteuert hatte. Marshall verdrängte den Gedanken daran, wie der Junge zu all den Münzen und Scheinen gekommen war. Ihn plagten schlimmere Skrupel.
    »Ich suche ein Waffengeschäft«, sagte er, nachdem er seine Tüten an sich genommen hatte, in vertraulichem Tonfall zu der Verkäuferin, die gelangweilt ihre Fingernägel feilte. »Können Sie mir eines empfehlen?«
    »Zwei Gassen weiter. Am Rathaus vorbei, dann rechts.« Sie sah nicht auf. »Richten Sie dem dicken Ignacio Grüße von Adriana aus, dann gibt er Ihnen Rabatt. Er ist mein Cousin.«
    In ihren Gedanken las Marshall nicht den geringsten Argwohn. »Danke!«
    »Gern geschehen.«
    Während er der angegebenen Route folgte, fragte sich John Marshall, ob er es mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, Sid tatsächlich mit dem Gewünschten auszustatten. Der Junge wollte nicht bloß eine Panzerweste und Handgranaten, sondern auch ein semi-automatisches Sturmgewehr samt reichlich Munition. Sowie Material, aus dem er einen Sprengstoffgürtel improvisieren konnte.
    »Lieber sterbe ich«, hatte Spark tiefernst gesagt, »als ihm wieder in die Hände zu fallen. Wenn ich ihn dabei mitnehmen kann, tue ich der Menschheit einen großen Gefallen.«
    Marshall schauderte. Sollte er einen Selbstmordattentäter ausrüsten, einen potenziellen Amokläufer? Es stand sehr zu bezweifeln, dass Sid, ausgerechnet Sid González!, verantwortungsvoll mit schwerer Bewaffnung umgehen konnte.
    Im Bewusstsein, dass er diese Entscheidung vor sich herschob, erwarb Marshall erst einmal an einem Kiosk Verpflegung. Bogaditos , mit Wurst und Käse, Chili und Avocado-Paste gefüllte Brötchen, die so köstlich aussahen, dass ihm das Wasser im Mund zusammenlief.
    Er biss herzhaft hinein.
    John Marshall war, ungeachtet seiner phantastischen neuen Wahrnehmungsfähigkeit, auch nur ein Mensch.

13.
    Richtlinien und Ideale
    2. Juli 2036
     
    Bai Jun saß in seinem wohltemperierten Kommandozelt und betrachtete versonnen das Stückchen Stoff, das er zwischen seinen Fingern hielt.
    Es handelte sich um eine amerikanische Flagge in Miniaturausführung, um ein Abzeichen, das sich jemand von der Uniformschulter gerissen und achtlos zu Boden geworfen hatte. Just an derselben Stelle, auf demselben, die weite Wüstenei der Gobi überblickenden Hügel, hatte General Bai Jun wenig später sein Hauptquartier errichten lassen. Nicht zufällig, natürlich; sondern deswegen .
    Sich in seine Feinde hineinzudenken, ihre Beweggründe zu verstehen, ihre Vorgeschichte und persönliche Veranlagung auszuloten war weit mehr als die halbe Miete bei jedem Feldzug. Strategie und Taktik kamen später. Handwerk, das man beherrschen musste, damit man keine dummen Fehler beging. Kenntnis der Kommandostrukturen, Menschenführung und so weiter, klar. Aber viel entscheidender war, dass man wusste, mit wem man es zu tun hatte. Wie der Gegner tickte. Was ihn antrieb, im Grunde seines Herzens. Er würde Aktionen setzen, seine Truppen verschieben, Angriffe starten oder Verteidigungsstellungen einrichten. Wer keine Ahnung hatte, warum der

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