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Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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den Schaukasten. Ellert nickte dankbar hinüber.
    Maud war wieder hinter ihn getreten. Sie umfasste seine Handgelenke mit ihren kühlen Fingern. Ihr Atem strich an seiner Wange entlang. Er spürte das Relief ihres Körpers und wie sich ihre Wärme auf ihn übertrug.
    Er neigte seinen Kopf behutsam nach hinten und berührte mit dem Hinterkopf ihre Stirn. Sie atmete tiefer als eben noch. »Glaubst du es?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    »Dass die Amerikaner desertiert sind?« Er lachte leise. »Warum nicht? Ein großer Teil der USA ist längst im Besitz Chinas. Der sogenannte Finanzkolonialismus. Das Renminbi-Imperium. Was früher die Kanonenboote waren, ist heute der Yuán.«
    Maud ging darauf nicht ein und fragte noch einmal: »Glaubst du es? Gibt es diese Außerirdischen?«
    »Ja«, sagte er.
    Dabei war glauben gar nicht das richtige Wort.
    Er hatte es gewusst. Noch bevor die ersten Sender von dem Gerücht gesprochen hatten. Noch bevor die STARDUST in der Gobi gelandet war.
    Und wenn er ganz ehrlich sein wollte: Er hatte es gewusst, noch bevor Rhodan auf dem Mond das gefunden hatte, was er gesucht hatte.
    Ellert hatte das Schiff der Fremden in seinen weißen Träumen stürzen sehen.
     
    Sie saß im Schneidersitz neben ihm auf dem Sofa. Der Stoff ihrer Hose spannte sich über ihre Beine und verriet die feinsten Konturen, die Landschaft ihres Knies.
    »Wo bist du gerade?«, fragte Maud. Sie fuhr mit der Kuppe ihres Zeigefingers über seine Schläfe, wie auf der Suche nach seinen Gedanken.
    Wo er war? Er verzog das Gesicht.
    »Wäre ich auf dem Weg nach Indien«, sagte Maud, »hätte ich vielleicht eine Chance, dich zu finden. Am äußersten Ende von Patagonien. Aber so?« Sie hatte etwas Wehmut in ihr Lächeln getupft und wartete ab, wie es wirkte. Es wirkte nicht.
    Also entfaltete sie ihre Beine, stand auf, hob im Vorübergehen ihre Jacke vom Boden, warf sie sich über die Schulter und verließ grußlos die Wohnung.
    »Nett«, sagte Walt, der langsam aus dem Sessel wieder auftauchte, in den er versunken war. »Nettes Mädchen.«
    Ellert nickte.
    »Warum lässt du sie gehen?«
    Ellert schüttelte wortlos den Kopf und dachte, was er hatte verhindern wollen, an Inken.
    Er hatte Inken in Berchtesgaden kennengelernt. Seine Recherche über jene Zeit, als das Dorf noch Hauptort eines kleinen, unabhängigen geistlichen Staates war, der Fürstpropstei. Der Ochsenkrieg, die Gegenreformation unter Notthafft von Weißenstein, der die Spielzeugschnitzer aus dem Land jagte – tiefer und tiefer hatte Ellert sich in die Geschichte des Ortes gegraben, von dem selbst die meisten historisch Interessierten nur wussten, dass es dem Führer und Reichskanzler als Außenstelle der Reichsregierung gedient hatte, der Schlächter Europas auf der Terrasse, den Blick auf die Felsenwelt der Alpen geheftet, die üblichen Bilder.
    Ellert hatte immer schon, bereits als Schüler in Schwabing, etwas wie Zuflucht gesucht in den Tiefen der Geschichte. Während seine Mitschüler die Pods aus der Tasche zogen und mit Mädels in Tokio virtuell anbandelten – vielleicht waren ja auch die Mädels nur virtuell –, in Kairo oder Shanghai, machte er sich seine Notizen mit dem Bleistiftstummel auf Papier.
    Eines Tages hatte er von einer Frau geträumt, ein Traum in einer Schneelandschaft, alle Welt ausgelöscht wie mit Tipp-Ex, nur die Frau, die unter dem knochenbleichen Sonnenschirm saß, vor ihr das glatte Glas mit der farblosen Holunderschorle und unten der farblose Schatten des Königssees. »Ich bin kein Spuk«, hatte die Frau in seinem Traum gesagt und gelacht. »Also schauen Sie mich nicht so entgeistert an. Setzen Sie sich doch.« Und er hatte sich im Traum zu ihr gesetzt und ihr küstenländisch blondes Haar gerochen, das nach Salz duftete und Regen.
    Zwei Tage später hatte er sie wiedergesehen. Hoch über dem Königssee, unter dem Sonnenschirm, das Glas Holunderschorle vor sich. Er hatte sie angestarrt. »Ich bin kein Spuk«, hatte sie gesagt und gelacht. »Setzen Sie sich doch.«
    Sie hieß Inken.
    Er hatte ihr altmodische Briefe nach Kühlungsborn geschrieben, Briefe aus Papier, wie man sie nicht schreiben sollte: voller intimer und weitreichender Versprechungen, Girlanden aus Komplimenten, Bittschriften und Seelenverschreibungen.
    Drei Monate später waren sie zusammengezogen. Sie, die Maschinenbauingenieurin aus Rostock, hatte keine Schwierigkeit, eine Stelle in München zu finden.
    Dann hatte er sie in einem weiteren weißen Traum gesehen:

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