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Perry Rhodan Neo 6: Die dunklen Zwillinge (German Edition)

Perry Rhodan Neo 6: Die dunklen Zwillinge (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 6: Die dunklen Zwillinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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er. Er duzte den Älteren, hielt seinem Blick stand. Beides Dinge, zu denen dem alten Sid der Mut gefehlt hätte. Doch der alte Sid existierte nicht mehr. Mithilfe Johns und der übrigen Mutanten hatte Sid die Traumata seiner Kindheit noch einmal durchlebt – und hinter sich gelassen.
    »Deine fabelhaften Geschichten. Sie sind schön anzuhören, aber – sosehr das schmerzt – sie sind nur Träume.« Allan Mercant hatte beide Hände um die Tasse gelegt, um die Finger zu wärmen.
    »Träume? Wieso?«
    »Dein sogenannter Plan ist kein Plan.«
    »Was dann?«
    »Eine verstiegene Wunschvorstellung.«
    »Du ...« Sid brach ab. Er bebte vor Wut. Plötzlich lag ein Knistern in der Luft, als sich Sids Psi-Gabe rührte. Der Junge war bereit zu fliehen, dieser öffentlichen Zurechtweisung zu entkommen. Oder, kam John der Gedanke, um Allan Mercant an den Hals zu springen. Diesem neuen Sid González traute er es zu.
    »Ich meine das nicht böse.« Allan Mercant nippte ungerührt an seiner Tasse. Er schien die Drohung nicht zu bemerken. Oder sie ließ ihn kalt. »Im Gegenteil, Sid, ich meine es gut mit dir. Ich habe Jahrzehnte beim Geheimdienst hinter mir. Und weißt du, mit was Agenten ihre Zeit verbringen? Mit dem Schreiben von Berichten, die niemand liest, und mit dem Schmieden von Plänen.«
    »Na also!« Der Junge blinzelte. Er ahnte, dass ihm nicht gefallen würde, was der alte Agent vorbringen würde. »Was soll dann daran falsch sein, Pläne zu schmieden?«
    »Nichts. Nur dass man höllisch aufpassen muss. Du darfst nie vergessen, dass ein Plan nur ein Abbild der Realität darstellt. Ein unvollkommenes Abbild, ein lückenhaftes. Aber das ist schnell vergessen. Man hat ein gemeinsames Ziel. Also sitzt man zusammen, denkt nach, wirft Ideen hin und her ... und ehe man es sich versieht, hat man sich die Fakten so hingebogen, dass sie zu dem passen, was man sich wünscht. Man vergisst, dass der Plan unvollkommen sein muss . Schließlich geht man raus, setzt den Plan um – und rennt gegen die Wand. Wenn man Glück hat, holt man sich eine Beule und lernt etwas für das nächste Mal. Wenn man Pech hat, gibt es kein nächstes Mal.«
    »Aber genau deshalb üben wir. Damit wir nicht gegen eine Wand rennen!« Sid deutete durch das winzige Fenster zum Strand. »Und du hast uns sogar dabei geholfen! Wieso machst du das, wenn du nicht an unseren Plan glaubst?«
    »Damit ihr die Gelegenheit bekommt zu lernen.«
    »Das haben wir! Wir sind viel besser geworden! An einem einzigen Nachmittag! Du hast es selbst gesehen, nicht?«
    Mercant nickte. »Ja. Ihr seid besser geworden. Und ihr habt meinen vollen Respekt. Ihr vollbringt unglaubliche Dinge. Dinge, die ich bis vor wenigen Wochen als esoterische Spinnereien abgetan hätte.«
    »Wo ist dann das Problem?«
    »Ganz einfach: Unglaublich genügt nicht.« Mercant stellte die Tasse neben sich ab. Er wirkte immer noch wie ein Pensionär, der die Muße des Ruhestands nutzt, um mit Freunden über Gott und die Welt zu plaudern. Der Agent musste unzählige Diskussionen hinter sich haben.
    »Dein Parcours ist eine exzellente Idee, Sid«, fuhr er fort. »Aber nicht, um damit den Sturm auf den Energieschirm in der Gobi zu üben, sondern um zu erkennen, dass dieser Sturm unmöglich ist. Zugegeben, ihr absolviert den Parcours inzwischen einwandfrei. Aber das genügt nicht. Die Maßstäbe stimmen einfach nicht. Die realen Entfernungen sind dreimal, vielleicht viermal so groß. Und im Niemandsland wartet nicht ein Schütze mit Gummigeschossen auf euch, sondern Tausende mit scharfer Munition.«
    Mercant hatte recht. John wusste es. Und die Liste der Einwände hätte sich lange fortsetzen lassen. Der alte Agent hatte zu viele hochfliegende Pläne scheitern sehen, um sich Illusionen zu machen. Zudem kam Mercants unheimlich anmutende Gabe, aus Fakten den Verlauf von Geschehnissen zu erahnen.
    Sid wusste es ebenso gut wie John Marshall – und wollte nichts davon hören. »Wir werden vorsichtig sein! In der Gobi sehen wir uns die Lage genau an. Stellt sich unser Plan als undurchführbar heraus, lassen wir ihn eben fallen.«
    »Das glaubst du selbst nicht. Ich könnte das nicht. Stell dir vor: Ihr schafft es endlich zur Gobi. Und da ist der Energieschirm, der in der Sonne glänzt, zum Greifen nahe ...«
    »Du unterschätzt uns, Allan! Wir ...«
    »... sind gewöhnliche Menschen«, schnitt ihm Mercant das Wort ab. »Trotz unserer außergewöhnlichen Gaben.«
    Sid schüttelte trotzig den Kopf. »Wir schaffen es!

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