Perry Rhodan Neo 6: Die dunklen Zwillinge (German Edition)
Mal war Julie schneller. Die Angst um die Kinder verlieh ihr ungeahnte Kräfte.
Die Kinder feierten im Saal den Abschluss eines aufregenden Tages. Sie mussten sie herausschaffen, bevor ...
Die unsichtbare Hand war schneller.
Ein Stichflamme schoss aus dem Gebäude. Doch sie war kleiner als die vorigen, erfasste lediglich die linke Seite des Saals. Die Kräfte des Sterbenden erlahmten.
Julie rannte ohne zu zögern in den brennenden Saal.
Schwarzer Rauch stieg auf. Die Flammen fraßen sich entlang der Holzwände.
Die Flügeltüren flogen auf, und die ersten Kinder strömten aus dem brennenden Gebäude. Ganz vorne war Roster Deegan.
Monterny hielt den Jungen fest, als er an ihm vorbeirennen wollte. Er ging in die Knie, um in Augenhöhe mit Roster zu sein, packte ihn an den Schultern. »Nicht wegrennen! Ich brauche dich! Du hältst das Dach! Bitte! «
Der Junge nickte langsam, wie in Trance. Er zitterte vor Angst.
Monterny ließ ihn los und rannte zur Tür. Ein Teil der Saalwand brach ein, das Dach sackte weg ... und hielt. Roster fixierte es mit seinen telekinetischen Kräften – und damit ein Objekt, das ein Vielfaches der schweren Stahlkugel wog, die er vor einigen Stunden bewegt hatte.
Beißender Rauch hing im Saal. Monterny hielt den Atem an, aber der Rauch brannte in seinen Augen. Tränen trübten seine Sicht. Überall lagen Kinder auf dem Boden. Sie regten sich nicht. Monterny beachtete sie nicht. Er suchte Julie.
Sie lag am äußersten Ende des Saals, vor der Tür des Notausgangs, die sie vergeblich zu öffnen versucht hatte. Sie klemmte. Die Hitze hatte das Metall verformt.
Monterny nahm Julie auf, rannte mit ihr nach draußen.
Er hatte den Saal kaum verlassen, als Roster Deegan zusammensackte. Im nächsten Moment stürzte das brennende Dach ein, seiner unsichtbaren Stütze beraubt.
Monterny legte Julie ab. Sie atmete nicht.
Er legte eine Hand auf ihre Brust, legte die andere darüber und begann rhythmisch zu pressen. Er nahm nur am Rande wahr, dass die geretteten Kinder einen Kreis um ihn und Julie bildeten.
Er presste. Dreißig Mal.
Er legte seine Lippen auf die Julies, gab ihr von seiner Atemluft. Die Lippen waren leblos.
Er presste. Dreißig Mal.
Ihre Lippen waren kalt.
Er presste härter. Mit einem Knacken brachen mehrere Rippen. Julies Körper bäumte sich auf, und in Monterny brandete jähe Hoffnung auf.
Sie schwand so schnell dahin, wie sie gekommen war. Ihre Lippen blieben kalt.
Monterny presste, bis seine Arme verkrampften. Keuchend sank er schließlich über Julie zusammen.
Julie tot.
Ivanhoe tot.
Elmer Bradley und ein Dutzend oder mehr der Kinder tot.
Camp Specter in Flammen.
Wieso?, fragte er sich. Wieso nur? Julie hatte nur das Beste gewollt, Ivanhoe hatte es, er selbst hatte es.
Wie hatten sie es nur verdient? Wie konnte nur ...?
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Es gab einen Schuldigen.
Sid González.
Hätte der Junge nicht zu fliehen versucht, Julie wäre noch am Leben. Und Ivanhoe. Und Elmer und die übrigen Kinder. Camp Specter hätte sich nicht in einen Scheiterhaufen verwandelt.
Nach und nach brannten die Feuer herunter, wichen sie der Schwärze der mondlosen Nacht.
Irgendwo dort draußen versteckte sich Sid González. Der Mörder.
Monterny tröstete die weinenden Kinder und wartete auf den Morgen. Er würde Sid González finden, was immer der Preis sein mochte.
15.
11. Juli 2036
He Jian-Dong gewann rasch die Fassung wieder. Er zog die Pistole aus dem Gürtel und legte auf die merkwürdigen Eindringliche an.
John Marshall las den Gedanken des Adjutanten einen Augenblick, bevor er ihn umsetzte.
»Sid!«, brüllte er.
Der Junge verstand sofort. Ein Funkenregen sprühte. John Marshall warf sich zur Seite. Die Kugel, die für ihn bestimmt war, bohrte sich durch die Zeltwand, prallte draußen von einem Stein ab und flog heulend als Querschläger weiter.
Zu einem zweiten Schuss kam der Adjutant nicht.
Sid materialisierte über He Jian-Dong, fiel mit seinem ganzen Gewicht auf ihn herab. Der Adjutant schrie auf und ging zu Boden. Sid hielt sich an ihm fest, drückte ihn herunter. Doch He Jian-Dong gab nicht auf. Er bäumte sich auf, versuchte die Pistole in Anschlag zu bringen und auf Sid zu feuern.
Sue verhinderte es. Sie stürzte zu den Kämpfenden, stieß mit ihrem gesamten Körpergewicht die Hand mit der Waffe weg. Gleich darauf war John Marshall heran und entwand He Jian-Dong die Waffe. Der Adjutant brüllte auf, wälzte sich ein letztes Mal
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