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Perry Rhodan Neo 6: Die dunklen Zwillinge (German Edition)

Perry Rhodan Neo 6: Die dunklen Zwillinge (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 6: Die dunklen Zwillinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Gedanken waren nicht sehr deutlich gewesen. Der Adjutant hatte die Steuerung nur ein einziges Mal kurz in echt gesehen, als er und einige Soldaten die Sprengköpfe in den Tunnel gebracht hatten. Seine übrigen Erinnerungen bestanden in der Anleitung, die ihm die Agentin mündlich gegeben hatte. Sie waren verschwommen und entwanden sich John Marshall. Ihm war, als versuche er Nebel zu fassen. Er sah und spürte ihn, aber er entwand sich seinem Griff.
    Als die Anzeige vier Minuten und siebzehn Sekunden erreichte, war er endlich so weit. Der Steuercomputer fragte nach dem Code – in vertrauten arabischen Ziffern. John gab ihn ein: 8-9-3-3-8-1.
    Er zwang sich, langsam zu tippen. Auf dem Touchscreen reihten sich die Platzhalterzeichen.
    Er bestätigte die Eingabe.
    Das Menü flackerte für einen Moment. Die Zündsequenz lief weiter.
    John Marshall tat, was er niemals tat: Er fluchte laut und von ganzem Herzen.
    »Was ist los?«, fragte Sid.
    »Ich muss mich vertippt haben. Ich probiere es noch mal.« Zahl für Zahl gab er ein.
    Das Menü flackerte. Die Zeitanzeige sprang auf zwei Minuten und achtundfünfzig Sekunden.
    »Verdammt! Du elendes Miststück ...«
    Sid packte ihn am Arm. »Es geht nicht! Los, wir hauen ab!«
    John machte sich los. »Noch einen Versuch!«
    Er tippte die Zahl ein – und diesmal flackerte das Menü nicht. Es wurde grau, ein Schriftzeichen erschien, das John nicht in He Jian-Dongs Gedanken gesehen hatte.
    Sid japste. »John, was ist da los? Wieso funktioniert es nicht?«
    Hatte er die Gedanken des Adjutanten falsch gelesen? Oder sich einfach ein drittes Mal vertippt? Oder ... oder hatte man He Jian-Dong belogen, und es gab überhaupt keine Möglichkeit, die Zündsequenz zu stoppen? Ja, erkannte John, das musste die Erklärung sein. Welches Interesse sollte die chinesische Führung haben, einem einfachen Adjutanten die Möglichkeit zu geben, ihre Pläne zu durchkreuzen? He Jian-Dong war lediglich ihr Werkzeug ...
    »Sie haben ihn angelogen«, sagte John laut. »Die Zündsequenz lässt sich nicht stoppen.«
    »Sie ... sie ... aber das können sie nicht ...« Sid brach ab. Seine Augen weiteten sich, als er verstand – und dann tat er, was er immer tat, wenn der Druck zu groß wurde: Er sprang.
    John Marshall fand sich im Zelt des Generals wieder.
    Sue schrie auf und sprang ihm in die Arme. »Da seid ihr ja endlich! Habt ihr den Zünder gestoppt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Es geht nicht. Der Geheimdienst hat den Adjutanten betrogen.«
    Sue erstarrte. »Aber das ist doch ... sie ...«
    Der General brachte ihren Satz zu Ende. »Das ist die Art und Weise, wie unsere Regierung arbeitet. Ich hatte es befürchtet.« Es klang, als lese er von einem Blatt ab. Als Offizier wusste er, was die Explosion einer Atombombe bedeutete.
    Sie schwiegen betreten. Sue ließ John los, drehte sich auf dem Absatz. »Was jetzt? Was tun wir jetzt?«
    John sah auf die Uhr. Ihnen blieben keine zwei Minuten. »Es gibt nichts mehr, was wir tun können. Bis auf eines.«
    »Was?«
    »Fliehen. Niemand hat etwas davon, wenn wir hier sterben. Sid kann mit uns springen. Hoffentlich weit genug.« Er drehte sich zu dem Jungen. »Schaffst du das, Sid?«
    Der Junge war in sich zusammengesunken. Hose und Hemd hingen an ihm wie nasse Lumpen, durchnässt von Schweiß. Sie waren ihm viel zu weit. Eigentlich unmöglich, Sid hatte die Kleidung erst vor zwei Tagen, vor ihrem Aufbruch von Owey Island, ausgesucht. Sie hatte perfekt gepasst.
    Jetzt nicht mehr. Sid sprang und sprang und sprang. Die Furcht hatte alle inneren Sperren beseitigt. Sein Psi-Gabe war stark, grenzenlos stark, wie es schien. Sein Körper war ihr nicht gewachsen. Die Sprünge saugten Sid aus, brannten seinen Körper Stück für Stück weg.
    Der Sid, der zur Gobi aufgebrochen war, war schlank und sehnig gewesen.
    Der Sid, der in diesem Moment vor John Marshall stand, war ausgezehrt, schien nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen.
    Sid hatte nichts mehr zu geben.
    »Sid?«, wiederholte John, als der Junge keine Antwort gab. »Schaffst du es? Kannst du uns wegbringen?«
    Sid sah auf. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, seine Wangen waren eingefallen. »Nein.«
    John schluckte. Es war ihr Todesurteil. »Dann rette wenigstens dich selbst. Und Sue. Das kannst du doch, nicht?«
    »Nein.« Sid schüttelte langsam den Kopf. »Das hat keinen Sinn.«
    »Es hat keinen Sinn, wenn du und Sue mit uns sterben!«, widersprach John. »Du musst ...«
    »Ich habe nicht vor zu

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