Personal Power
Sie aber nicht ändern können. Nichts im Leben ist hundertprozentig, hundertprozentige Spielregeln zu Ihren Gunsten sind reine Träumerei. Aber auch kaum etwas ist ausgeglichen fünfzigprozentig, halbe-halbe. Im Mittelpunkt unseres Lebens und all seiner Spiele scheint das 79/21-Gesetz zu stehen: 79 Prozent einer Situation empfinden wir als positiv und 21 Prozent als negativ. Entscheidend ist, daß wir die 21 Prozent vermeintliche Negativität akzeptieren und gut damit umgehen können.
Natürlich können Sie versuchen, diesem Gesetz aus dem Wege zu gehen und sich nach dem System “Love it, leave it oder change it” verhalten. Vielleicht wird Ihnen jedes Tennisspiel vermiest, weil Sie niemals den Ball des Gegners erwischen. Das Spielfeld ist einfach zu groß, und Sie finden niemanden, der bereit ist, die allgemein gültigen Regeln Ihnen zuliebe zu verändern.
Also spielen Sie ab jetzt nur noch Pingpong. Doch auch das wird Ihnen bald verleidet, denn das kleine Netz in der Mitte ist Ihnen immer im Weg. Sie schaffen es einfach nicht, den Ball darüberzuschlagen. Aber keiner hat Lust, ohne Netz mit Ihnen Pingpong zu spielen! Squash scheint Ihnen da genau das Richtige zu sein: kein großes Spielfeld, kein Netz. Aber auch bei Squash gibt es Regeln, und wenn Sie sich an die nicht halten, finden Sie auch dort keine Mitspieler.
Der Virtuose des Spiels, das da Leben heißt, beherrscht die Kunst, auch mit den Spielregeln umzugehen, die ihm nicht gefallen. Allerdings sollten die angenehmen Regeln immer überwiegen, denn natürlich gibt es das 79/21-Gesetz auch umgekehrt: mehr Negatives als Positives.
Nun weiß wohl jeder, daß es keinen Sinn hat, gegen den Strom zu schwimmen und zu versuchen, aus 21 Prozent 100 Prozent zu machen, wenn woanders die Chance besteht, aus 79 Prozent 100 Prozent zu machen. Das hört sich einfach an und ist auch einleuchtend - um so seltsamer mutet es dann an, wenn sich immer wieder Leute auf der 21.-Prozent-Seite plagen.
Wer nicht mit dem zufrieden ist, was er hat, der wäre auch nicht mit dem zufrieden, was erhaben möchte
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Berthold Auerbach
Betrachten Sie es einmal von der privaten Seite: Im Zusammensein mit Ihrem Lebensgefährten drücken die 79 Prozent den Grad Ihrer Zufriedenheit aus. Das ist das Niveau tiefen Erlebens. 21 Prozent sind dann der Teil, den Sie als weniger angenehm empfinden. Nun haben Sie womöglich einen Lebenspartner, der sich auf diese 21 Prozent konzentriert. Um Sie zu verbessern, wühlt er unentwegt auf der negativen Ebene herum. Das dürfte nicht gerade förderlich für die Beziehung sein. Falls es Ihnen jemals gelingt, in solch einer Beziehung 100 Prozent zu erreichen, wird Ihr Partner wohl nichts Besseres zu tun haben, als neue 21-Prozent-Negativität zu erzeugen. Er braucht sie!
Das ganze können Sie auch auf das berufliche Leben übertragen. Die 79 Prozent stehen dafür, daß Sie mit vollem Herzen in Ihrem Job sind. Das Produkt, die Karriereaussichten, die Mitarbeiter, Gehalt und Status - alles paßt. Sie sind zwar nicht jeden Tag happy, aber das, was Sie tun, ist Ausdruck Ihrer Bestimmung. Die 21 Prozent repräsentieren den Teil, der Ihnen im Beruf nicht gefällt.
Zufriedenheit mit seiner Lage ist der größte und sicherste Reichtum
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Cicero
Und auch hier gibt es Menschen, die ihre Arbeitswelt nur durch die Brille der 21 Prozent sehen. Sie unterliegen der Illusion, daß das Leben zu hundert Prozent Freizeit und Spaß sein sollte. Das hat zur Folge, daß siedie Arbeit als bedrückend und belastend empfinden, sich den größten Teil der Zeit quälen und malträtieren und mit dieser negativen Energie nicht einmal die Freizeit genießen können. Das sind all diejenigen Mitarbeiter, die immer nur eines mitzuteilen haben: Was gerade in der Abteilung nicht funktioniert, was im Unternehmen nicht so toll ist, welcher Kollege auf die Nerven fällt. Die 21-Prozent-Brille verzerrt den Blick für die Wirklichkeit.
Natürlich gibt es in jedem Unternehmen ein paar schwachsinnige Spielregeln - aber womöglich fallen sie unter das 79/21-Gesetz. Hat nicht jeder irgendwo eine schwachsinnige Spielregel aufgestellt, an die er sich eisern hält? Zum Beispiel der Mensch, der jeden Samstagnachmittag sein Auto wäscht. Und das selbst hei herrlichstem Sonnenschein. Frau und Kinder maulen, sie würden lieber das Auto für eine Spazierfahrt nutzen, doch für ihn ist diese Regel unumstößlich.
Das Spielregel-Spiel
Wenn Ihnen Spielregeln nicht zusagen, verhandeln Sie neu mit den
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