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Perth

Perth

Titel: Perth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Martin
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gemütlichen, vertrauten, felligen Duft aus — nicht etwa einen dreckigen oder süßlichen Geruch wie bei Hunden, die nicht genug draußen herumrennen dürfen und bei denen zu wenig frische Luft durch das Fell strömt. Im Gegenteil, der Groggy-Hunde-Duft machte Perth auf mysteriöse Weise anziehend. Offenbar waren wir die Einzigen, die das bemerkten, aber ich dachte oft, dass dieser Duft, wäre es möglich, ihn irgendwie in Flaschen zu füllen, ein ziemlicher Renner werden könnte.
    Eine weitere angenehme Eigenschaft von Perth war, dass sie uns fast nie abschleckte. Auch hierin unterschied sie sich von anderen Hunden, die ihre heraushängenden Zungen offenbar als einziges Kommunikationsmittel einsetzen und jeden in ihrer Reichweite abschlecken. Sehr selten kam es vor, dass sie uns ein- oder zweimal kurz ableckte, aber sie tat es bei niemandem sonst. Es hatte nichts mit einem Mangel an Liebe zu tun; es war ein Beweis für ihre intelligente Hingabe und ihre unsentimentale Art.
    Eines Abends Anfang Juli, als wir auf dem Steg standen und den schimmernden Pfad des Mondlichts auf dem See betrachteten, als wir den Augenblick auskosteten und uns Gedanken über die Zukunft machten, sagte Cindy: »Ist dir aufgefallen, dass wir uns nie Sorgen um Perth machen? Es könnte sein, dass sie eines Tages überfahren wird oder dass ein wütender Farmer eine Mistgabel nach ihr wirft, dass sie sich ein Bein bricht oder sich verläuft .«
    »Perth sich verlaufen«, der Gedanke amüsierte mich, »sie wurde mit einer Magnetnadel in ihrem Kopf geboren, die sie immer sicher nach Hause führt. Sollte ich mich jemals in der Wildnis verirren, würde ich sie unbedingt bei mir haben wollen. Es muss über ihren Geruchssinn hinausgehen, denn sie scheint immer zu wissen, wo es langgeht, ohne jemals vorher dort gewesen zu sein .«
    Dann schwiegen wir. Ich dachte noch eine Weile über ihren unfehlbaren Orientierungssinn nach. Jahre später, in einer unglücklicheren Zeit, würde Perth all ihre Instinkte und ihr Durchhaltevermögen einsetzen müssen, um ihren Weg aus einer Wildnis zu finden und zu überleben, aber im Moment war alles gut, und wir waren gelassen und zufrieden mit unserer jungen Welt.

Kapitel 3

    V iel zu schnell war der herrliche Sommer vorbei. Ich erhielt meinen Doktortitel, und Anfang September packten wir unsere persönlichen Sachen, hauptsächlich Bücher, in einen gemieteten Lieferwagen. Der Abschied von unseren Freunden fiel uns weniger schwer, als den See zu verlassen, der einige Jahre der Mittelpunkt unseres Lebens gewesen war und an dem Perth sich im Laufe des letzten Jahres zu einem furchtlosen, umherstreifenden, ja sogar aufsässigen Geist entwickelt hatte. Dort, wo wir jetzt hinzogen, im nicht gerade verlockenden Landesinneren von Amerika, würde es keinen See geben.
    Als wir zwischen den Kiefern hindurchfuhren , die die Zufahrt zu unserem Haus säumten, und unsere tausendsechshundert Kilometer weite Reise antraten, war der mit goldenen Kiefernnadeln bedeckte Boden hell von der Sonne beschienen. Frederick, der es irgendwie geschafft hatte, von seiner Leine loszukommen, saß bewegungslos da und sah uns mit triefenden Lefzen und einem Ausdruck großer Einsamkeit nach. Perth blickte ihn durch die Heckscheibe starr an, ohne einen Laut von sich zu geben. Sie sah ihn einfach nur an, ohne ihren Blick abzuwenden, so als ob sie wüsste, dass sie ihn nie wieder sehen würde.
    Es gibt hier nicht mehr über unseren Umzug nach Ohio zu sagen, als dass wir uns ein schönes Haus am Rande von unerbittlich flachen, landwirtschaftlich genutzten Feldern mieteten. Cindy fand einen Job als Lehrerin in einer Schule, musste aber gut dreißig Kilometer durch endlose Mais- und Weizenfelder fahren, um dorthin zu kommen. Überall, so schien es, gab es Schweinezucht. Ich selbst begann, Seminare über englische Literatur an der Universität zu halten. Es war ein klares, einfaches Leben, in einer belanglosen Landschaft und ohne irgendwelche dramatischen Ereignisse, abgesehen von denen, für die Perth sorgte. Was wir in Cazenovia zurückgelassen hatten, erschien uns bald, wie ein Poet es einmal formuliert hat, wie die »ferne Schönheit und Frische eines Traums«, die wir jetzt nicht mehr wahrnehmen konnten. Wir waren aus dem Paradies geworfen worden. Anstatt eines Sees gab es stinkende Schweinefarmen, statt Hügeln und Kiefernwäldern schnurgerade, staubige Straßen inmitten träger, unbewegter Felder. In der Nähe der Stadt befanden sich sterile

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