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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fixieren, aber er wandte sich immerhin in seine Richtung.
    »Und ich hatte schon Angst, vor unserer überstürzten Abreise nicht mehr mit Euch sprechen zu können«, sagte Andrej. »Wo ich mich doch noch gar nicht für Eure Gastfreundschaft und das große Vertrauen bedanken konnte, Vater.« Lucio zuckte nicht einmal mit der Wimper, aber Andrej konnte ihm trotzdem ansehen, wie hart ihn diese Worte trafen. Irgendwo tief in ihm musste wohl doch noch ein Rest von Anstand zurückgeblieben sein.
    Wenigstens ein kleiner.
    »Es tut … mir leid«, sagte er stockend und noch immer ohne ihn direkt anzusehen. »Es war … als ich deine Hand gesehen habe … ich … ich habe euch für Dämonen gehalten, die … ich konnte es doch nicht wissen, und …« Er begann endgültig zu stammeln, schlug schon wieder das Kreuzzeichen und stürzte dann so jäh davon, als wären alle Dämonen der sieben Höllenkreise hinter ihm her. Andrej sah ihm eher verwirrt als zornig nach, tauschte einen entsprechenden Blick mit Abu Dun und suchte schließlich nach Danelli und dem Schmuggler. Die beiden hatten das Ufer inzwischen erreicht, und er gewahrte gerade noch, wie sie in dem zweiten Lagerhaus verschwanden – dem, in dem etwas anderes aufbewahrt wurde, wie Lucio es ausgedrückt hatte. Nur kurze Zeit später folgte ihnen der Geistliche, und auch einige von Danellis Soldaten schlossen sich ihrem Kapitän an.
    Und dabei blieb es für eine ganze Weile. Wahrscheinlich vergingen nur wenige Minuten, doch Andrejs angespannte Nerven beharrten darauf, dass es ein Zigfaches dieser Zeit gewesen sein musste, in der rein gar nichts geschah. Plötzlich brach am Ufer eine hektische Betriebsamkeit aus, der sicherlich irgendein Sinn zugrunde lag, den Andrej jedoch nicht zu erkennen vermochte. Überall war auf einmal Bewegung, die ihm hektisch und verstohlen zugleich vorkam, so absurd diese Kombination auch klang. Dinge wurden hin und her getragen, die Netze von ihren Trockengestellen geholt und ein zweirädriger Karren mit Kisten beladen und näher an den Steg herangerollt. Noch mehr Männer kletterten an Bord der Pestmond, um ihren Kameraden beim Plündern behilflich zu sein, und auch eines der vermeintlichen Fischerboote wurde bemannt und machte sich mit gemächlichen Ruderschlägen auf den Weg zur Hafenausfahrt. Andrej hatte immer mehr das Gefühl, dass hier etwas auf einen Höhepunkt zulief, von dem er und Abu Dun nicht die geringste Ahnung hatten.
    Schließlich flog die Tür des Lagerschuppens wieder auf, und ein sichtlich aufgebrachter Kapitän Danelli stürmte heraus, begleitet von seinen Soldaten und Don Corleanis, der den Venezianer aufhalten wollte, jedoch von den beiden Soldaten mit ihren Musketen auf Abstand gehalten wurde. Vater Lucio folgte der kleinen Gruppe in einigen Schritten Entfernung, aber mindestens genauso aufgeregt. Andrej richtete sich etwas gerader auf und stemmte sich zum dritten Mal gegen seine Fesseln, und zum dritten Mal vergeblich.
    Danelli stürmte den Pier hinab und sprang so heftig in das wartende Boot, dass es zu schwanken begann. Seine beiden Soldaten folgten ihm auf dieselbe Weise, und auch Don Corleanis legte einen kurzen Spurt ein, um den Kapitän vielleicht doch noch einzuholen und von seiner Meinung zu überzeugen.
    Jedenfalls nahm Andrej an, dass das seine Absicht war. In seiner Hast stellte Corleanis sich allerdings so ungeschickt an, dass er auf dem schlüpfrigen Steg den Halt verlor, kaum dass er Andrejs Boot passiert hatte, noch eine Sekunde lang mit hektisch rudernden Armen um sein Gleichgewicht kämpfte und dann mit einem gewaltigen Platschen und unter dem schadenfrohen Gelächter der Soldaten unmittelbar hinter dem Boot ins Wasser fiel. Gleichzeitig verwandelte sich das Gesicht des Burschen, der mit seiner Muskete auf Andrej zielte, in eine blutige Masse aus Fleisch-und Knochenfetzen. Der Mann kippte zur Seite und riss noch sterbend den Abzug seiner Waffe durch. Andrej konnte die Hitze der Mündungsflamme auf dem Gesicht spüren, und die Kugel verfehlte ihn buchstäblich um Haaresbreite, doch Andrej kümmerte das kaum, denn genau in diesem Augenblick brach im gesamten Hafen die Hölle los.
    Dutzende von Schüssen fielen gleichzeitig, und die Luft schien von einer Sekunde auf die nächste von Pulverdampf, grellen Mündungsflammen und Schreien erfüllt. Kugeln fetzten Splitter aus dem Bootsrumpf oder stanzten meterhohe gischtende Fontänen aus dem Wasser. Noch während Andrej sich auf die Seite kippen ließ, griff

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