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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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vorgestellt habe.
    »Was hat er dann gemacht?«
    »Er hat mich geschnitten.«
    Dass sie so rasch die Salonsprache übernommen hatte, und die Verzweiflung, die ich ihrem gesenktem Kopf und den bebenden Schultern entnahm, ließen mich zu dem Schluss kommen, dass meine Befürchtung, man würde sie grausam zurückweisen, wahr geworden waren. Empört und schützend legte ich meine Arme um sie – und zog sie langsam wieder zurück. Sie weinte nicht, sondern lachte. Ihre blauen Augen blitzten boshaft auf. Die Pupillen waren immer noch von dem Belladonna geweitet, das Lucy ihr gestern Abend offensichtlich eingeträufelt hatte.
    »Bedford kam herüber …«
    »Der Schatzmeister?«
    »Ist er das?«
    »Erzähl weiter.«
    Sie ahmte den kultivierten Tonfall des fünften Earl of Bedford, den ich so oft in der Lobby gehört hatte, perfekt nach. »Er sagte, falls diese unruhige Waffenruhe anhielte und ich mich zufällig in Hertfordshire wiederfände … Da wurde er von Warwick unterbrochen, der von irgendwelchen Juwelen sprach, die man den Spaniern abgenommen hatte, von einem Kaperschiff, der Resolution , das ihm und Lord Stonehouse gehörte, und die wunderbar zu meinem Anhänger passen würden …«
    Die Resolution war das Schiff, an dem Matthew mitgebaut und für das ich das Pech zum Kalfatern herangeschleppt hatte. Ich starrte auf die Narbe an meinem Bein, die mir von der Verbrennung geblieben war und nach der Lord Stonehouse sich meiner angenommen hatte.
    »Er hat dich einfach so geschnitten? Lord Stonehouse?«
    »Ja. Doch sobald er Bedford und Warwick mit mir sprechen sah, schien er mich, … nun ja, mit anderen Augen zu sehen.«
    »Mit anderen Augen?«
    »Vielleicht war er eifersüchtig. Ich weiß es nicht.« In ihrem Blick lag ein verschmitztes Strahlen, das ich nie zuvor bei ihr gesehen hatte. Jetzt ahmte sie Lord Stonehouse’ ruppige, abgehackte Sprechweise nach. »›Du bist Blacks Mädchen‹, sagte er. Er war überrascht, dass ich lesen kann und mich für Vermögensverwaltung interessiere und …«
    Ich gaffte sie an. »Du hast keinen Schimmer von Vermögensverwaltung.«
    »Aber er. Und ich habe zugehört.« Ihre Stimme geriet ins Stocken. Sie verschränkte die Hände und blickte mich ernst an. »Glaubst du, ich habe mich selbst zur Närrin gemacht?«
    Misstrauisch sah ich sie an, aber sie erwiderte meinen Blick bescheiden und sanftmütig. Ich war mir nicht länger sicher, woran ich mit ihr war. So wirrköpfig Mrs Black auch sein mochte, sie blickte stets zu Mr Black als dem Herrn des Hauses auf und gehorchte ihm, so wie es sich gehörte. Denn die Ehre eines Mannes war schließlich eng mit der Frage verknüpft, ob er seinen eigenen Haushalt im Griff hatte. Ich hasste den Gedanken an die begehrlichen Blicke, mit denen die hohen Herren sie bedacht hatten, war indes zugleich begierig auf die Auskünfte, die sie aus ihnen herausbekommen hatte.
    »Hat Lord Stonehouse etwas über mich gesagt?«
    Sie blickte zu Boden und schüttelte wenig überzeugend den Kopf.
    »Was hat er gesagt?«, sagte ich scharf.
    »Er sagte …« Sie erschauderte und biss sich auf die Lippen, dann platzten die Worte mit einem Lachanfall aus ihr heraus, »… dass du zu viel redest.«
    Ich blickte sie weiterhin kalt an, bis ihr Lachen erstarb. »Wirst du im Frühjahr nach Hertfordshire fahren?«, fragte ich. »Oder dir Warwicks Juwelen anschauen?«
    Sie brach erneut in Gelächter aus. »Ach Tom! Du bist eine Million Mal mehr wert als all diese reichen alten Männer.«
    »Bin ich das?«, fragte ich dümmlich. »Und du bedeutest mir eine Million mal mehr als Lord Stonehouse.«
    Zur Hölle damit. Zur Hölle mit der Ehre, mit Lord Stonehouse, dem König – wenn das die verdrehte Welt war, wollte ich mit dabei sein.
    »Du wirst dich bei mir anstecken«, sagte ich, als sie mich küsste.
    »Wir werden uns die Erkältung teilen«, erwiderte sie.

    Ich kehrte in die Druckerwerkstatt zurück. Mein Entschluss stand fest. Ich wäre gerne etwas Besseres, würde gerne mehr drucken als Verordnungen, doch wenn es Verordnungen sein mussten, dann sei es so, solange Anne und ich nur zusammen sein konnten.
    Kaum hatte ich den Winkelhaken zur Hand genommen, als ich Nehemiah zusammenzucken sah. Meine Schuldgefühle versetzten mir einen Stich, und ich sagte ihm, schwor ihm, dass ich ihn nie wieder schlagen würde. Er schniefte und wich unsicher zurück, überzeugt, dass ich lediglich eine noch geschicktere Art der Quälerei plante. Mr Black hörte mich, nahm

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