Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
Vom Netzwerk:
gesagt hatte, machte jede Hoffnung auf eine gute Stellung bei ihm zunichte. Er hatte keinen Kontakt zu mir aufgenommen, um mir dies mitzuteilen, obwohl Richard mein Vater war und er zumindest eine Ahnung von den Qualen haben musste, die ich durchgemacht hatte. Ein Wunder! Lord Stonehouse von Gewissensbissen überwältigt. Was für ein idiotischer Narr ich doch war! Ich sollte mich wieder meinen Balladen und Flugschriften widmen – das war alles, was ich zuwege brachte. Ich hörte kaum zu, was die Countess zu sagen hatte. Richard hatte sich hinter die royalistischen Linien zurückgezogen. Er war jetzt Sir Richard, erzählte sie uns. Zurzeit hielt er sich im Gefolge der Königin in Frankreich auf, um englische Soldaten aus den europäischen Armeen zu rekrutieren. Mir blieb immer noch genügend Tageslicht, um aufzubrechen. Ich starrte mein Bündel an, das ich bei der Tür fallen gelassen hatte. Ich trank den Wein aus, unfähig, Anne in die Augen zu blicken, und wünschte, die Countess würde gehen, doch sie plapperte weiter und sagte, dass Lord Stonehouse die Nachricht, dass sein Sohn am Leben sei, feiern wolle, es indes für unangemessen hielt, einen Empfang für einen hohen Befehlshaber der Royalisten zu geben.
    Das Feuer war schließlich doch noch angegangen. Die Countess seufzte vor Wohlbehagen und streifte den Pelzumhang von den Schultern. Der Zwilling des Falkenanhängers, den ich zum ersten Mal in ihrer Kutsche gesehen hatte, glitzerte zwischen ihren Brüsten. »Männer«, sagte sie mit einem Kopfschütteln zu Anne, »haben keine Ahnung, wie sich so ein Interessenskonflikt lösen lässt.«
    Anne starrte sie stumm an. Ich errötete für sie, sicher, dass sie keine Ahnung hatte, wovon die Countess sprach.
    »Alles in Ordnung zwischen Euch beiden?«
    Anne saß kerzengerade und schien ihre Finger verknoten zu wollen. Ich wollte sie festhalten, sie vor dieser neugierigen, wissbegierigen Frau beschützen, die einem blutsaugenden Floh glich, der sich von den vertraulichen Geheimnissen aus dem Leben anderer Menschen ernährt.
    »Ich verstehe. Es scheint, als sei ich gerade im richtigen Moment gekommen.« Ich beugte mich vor, um ihr zu sagen, dass sie sich nicht einmischen solle, aber sie hob gebieterisch die Hand. »Ich gebe heute Abend eine kleine Gesellschaft für Lord Stonehouse – von außen betrachtet hat es natürlich nichts mit Richard zu tun, aber es wird ihn in die Lage versetzen, nun … diskret zu feiern. Warwick wird dort sein. Bedford. Mr Pym natürlich. Genau die richtigen Personen. Ich möchte, dass du kommst.«
    Ich wandte mich ihr zu und starrte sie an. Nach allem, was geschehen war, erwartete sie, dass ich Richards Rückkehr ins Leben feiern würde? Auf der anderen Seite würde Mr Pym dort sein und die großen Earls Bedford und Warwick, die sich seiner bedienten und die Kriegsflotte befehligten.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich und blickte unbedacht wieder ins Feuer. »Ich weiß nicht, ob ich kommen soll …«
    »Oh, nicht Ihr! «, sagte sie. »Das wäre überhaupt nicht gut.«
    Sie sah nicht mich an, sondern Anne. Ich musterte die Countess erstaunt, Anne mit großem Entsetzen.
    »Ich brauche eine Kammerfrau. Alle aufgeweckten Zofen sind in Paris bei der Königin oder in Oxford beim König. Es gibt keinen Grund, warum Rechtschaffenheit nicht attraktiv sein sollte, doch puritanische Frauen sind so langweilig wie Lebertran.« Ich versuchte erneut, sie zu unterbrechen, aber nichts konnte sie aufhalten. »Wir leben in einer Welt, in der das Unterste zu oberst gekehrt ist, wie es in der Ballade heißt, und wir machen aus Edelleuten Bauern und aus Bauern Edelleute. Aber für diesen Moment möchte ich dich Lady Black nennen. Männer mögen Geheimnisse. Komm schon, Anne. Wir haben nur wenig Zeit.«
    Sie erhob sich und bedeutete Anne, ihr zu folgen. Anne sprang auf, doch damit endete ihre Folgsamkeit auch schon. Sie wich zurück und hakte die Finger ineinander, als wollte sie sie abreißen. »Ich kann nicht.«
    »Unsinn. Natürlich kannst du.«
    »Ich wüsste gar nicht, was ich sagen soll«, rief Anne gepeinigt auf. »Oder was ich tun soll!«
    Ich trat zwischen sie und stellte mich schützend vor sie. »Sie hat recht. Das ist lächerlich. Wie soll sie einen Unterhaltung mit Mr Pym bestreiten? Oder mit Lord Stonehouse?«
    Ehe die Countess antworten konnte, fuhr Anne mich an wie eine fauchende Katze. »Meinst du, ich hätte nichts von dir gelernt, wenn du dich endlos über Politik ausgelassen hast? Nichts

Weitere Kostenlose Bücher