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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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von dort?« Sie deutete auf die Druckerei. »Nichts über den Krieg? Glaubst du das wirklich?« Sie wandte sich ab, Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie die letzten Worte herauswürgte.
    »Exakt«, sagte die Countess besänftigend. »Du kannst wunderbar zuhören, Anne, und stellst auf charmante Weise Fragen. Mehr erwarten Männer gar nicht von uns, ist es nicht so, Tom?«
    Sie lächelte mir liebenswürdig zu. Ich hasste sie. Ich hasste ihr Gift. Ich begriff nicht, wieso ich sie jemals schön gefunden hatte, warum ich jemals von ihr fasziniert gewesen war. Doch bei all ihrer Durchtriebenheit glaubte ich nicht, dass sie Anne überreden könnte. Die Vorstellung versetzte Anne in Panik, sie war zu eingeschüchtert von denen, die sie für höherstehend hielt. Und tatsächlich ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl sinken, kauerte sich vor dem Feuer zusammen und schüttelte starrsinnig den Kopf.
    »Es ist unmöglich. Was soll ich anziehen? Ich habe nur dieses Kleid und ein oder zwei andere Fetzen.«
    »Nun«, sagte die Countess. »Für den Anfang könntest du den hier nehmen.«
    Anne drehte sich um und erstarrte. Die Tränen in ihren Augen glitzerten wie die Diamanten auf dem Anhänger, den die Countess gerade abnahm.

    All die Demütigungen, die ich je von Anne erlitten hatte, seit ich ohne Stiefel an den Füßen in dieses Haus gekommen war, waren nichts gegen die Schmach, zusehen zu müssen, wie sie sich von Jenkins in die Kutsche helfen ließ. Ihr Entsetzen hatte sich in höchste Erregung verwandelt. Der Umgang zwischen Jenkins und ihr wirkte überaus vertraut, während Jenkins wieder dazu übergegangen war, mir wegen meiner zerknitterten Kleider und der schwarzen Finger verächtliche Blicke zuzuwerfen. Natürlich! Anne war nicht nur einmal bei der Countess gewesen, sondern mehrere Male. Lucy hatte mich zugunsten einer neuen Favoritin fallen gelassen.
    Der ganze Haushalt hatte sich versammelt, um sie abfahren zu sehen, Mrs Black knickste, und Mr Black lüpfte seinen Hut wie ein Paar in einem Puppentheater an der Bartholomew Fair. Die Hälfte der Träger von Smithfield kam herbei, um der Kutsche zurück in die Cloth Fair zu helfen. Manche von ihnen hielten die Countess für die Königin, so wie sie lächelte und die Hand hob. Anne winkte mir zu, aber ich konnte nicht, würde nicht zurückwinken. Zu viel in diesem Winken, in dem Blick, den sie mir zuwarf, erinnerte mich an die Zeit, als sie mich verächtlich einen Affen genannt hatte.
    »Manche von uns steigen rauf, und manche steigen runter«, sagte Sarah. »Aber womit sollen wir jetzt heizen?«
    Es war eiskalt und inzwischen auch viel zu spät, um noch abzureisen. Nach dem Abendessen brachte ich mein Bündel nach oben und ging früh zu Bett, doch ich konnte nicht schlafen, da ich unablässig an Anne denken musste. Jetzt, wo ich mich hin und her warf, lösten sich meine Eifersucht und brennende Missgunst in quälende Sorge auf. Ich kannte sie so gut. Ihre Panik würde zurückkehren. Sie würden wissen, wer oder zumindest was sie war. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Lord Stonehouse sie mit seinen schwarzen Augen eindringlich musterte. Was er wohl sagen würde? Ich sprang aus dem Bett und lief hinaus in die kalte Nacht.
    Kein Ton war zu hören, bis auf die Rufe des Nachtwächters. Kein Hund bellte. Selbst in den Schänken schienen sich die Menschen am Feuer zusammenzukauern. Ich blieb stehen. Mein Atem hing als Eiswolke in der Luft, als der Nachtwächter an mir vorbeikam. Er sagte etwas, aber ich verstand kein Wort. Was tat ich hier? Warum eilte ich in dieser trostlosesten aller Winternächte durch London, um sie zu behüten und zu trösten, vergaß alles andere, so wie der Eheschwur in der Kirche es gebot, wenn ich sie nicht über alles liebte? Ich fühlte mich wie damals, als wir uns zum ersten Mal küssten. Nein! Wie damals, als ich mich danach sehnte. Ich stieß einen Freudenschrei aus. Rannte. Stürzte, rappelte mich lachend wieder auf und erreichte in dieser Stimmung den Bedford Square.
    Ich machte einen Schritt, um seitlich um das Haus herumzugehen, wo ich so oft Briefe abgegeben hatte, als ich sie erblickte. Oder, wie ich besser sagen sollte, ich sah den Anhänger. Denn einen Moment lang erkannte ich die Frau nicht, die ihn trug. Es war Anne und doch nicht Anne. Ihre rosigen Lippen und Wangen hoben sich scharf von ihrer reinen weißen Haut ab, deren Blässe durch den Anhänger noch betont wurde. Er funkelte auf der Schwellung ihres kleinen

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