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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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seinem Gebet riss und mich auf die Beine brachte. Er mochte lallen, aber er hatte nichts von seiner rachsüchtigen Macht verloren, die sowohl er als auch George aus dem Alten Testament ableiteten. Sie erweckte alte Schauder zum Leben und gab George die Stimme zurück, obwohl ein leichtes näselndes Rasseln in seiner Kehle mitklang, um die er vorsichtig einen seidenen Schal schlang. »Es ist Mr Blacks gutes Recht, den Übeltäter zu sehen, Mr Tooley. Ich habe den armen Herrn gewarnt, als wir den Jungen von da draußen herholten, dass wir den Teufel in die Stadt bringen.«
    Mr Tooley, der nun ebenso rachdurstig dreinblickte wie George, nahm den Brief, auf dem ich Mr Blacks Unterschrift gefälscht hatte, und ging voran nach oben. In diesem Moment, glaube ich, wäre ich lieber die Leiter zum Galgen in Paddington Fair emporgestiegen als diese Stufen. Als ich die Kammer betrat, war ich wieder acht Jahre alt. Mr Black bot einen furchterregenden Anblick. Erschöpft davon, mit seinem Stock auf den Boden zu pochen, hatte er die Augen fast geschlossen, das Kinn ruhte auf der Brust. Sein Haar, immer noch verschwenderisch dicht, aber größtenteils grau, hing in Strähnen herunter, bis auf ein Büschel, das vom Schweiß an seiner Stirn klebte. Er wurde teils von den Kissen abgestützt, teils von der Hand, die den Stock umklammert hielt. Es war der Nachfolger vieler solcher Stöcke, doch für mich sah er genauso aus wie jener, mit dem er mich am ersten Tag geschlagen hatte, als ich ihn auf der Werft kennengelernt hatte.
    Mr Tooley näherte sich Mr Black, blieb verlegen stehen und hustete. Mr Black riss die Augen auf, ließ den Blick über das Gesicht des Pfarrers gleiten und starrte schließlich mich direkt an. Ich wäre auf die Knie gefallen, wenn die beiden Constables mich nicht festgehalten hätten. Wie hatte ich diesen aufrechten Mann nur so weit bringen können? Wie konnte ich es wagen, die Hochzeit seiner Tochter zu ruinieren? Wahrhaftig, der Teufel steckte in mir! George trat vor, nahm seinen Hut ab und deutete auf mich.
    »Hier ist er, Master«, sagte er.
    »Aye.« Mühsam richtete Mr Black sich in seinen Kissen auf, seine Stimme klang einen Moment lang fast normal. »Da ist er.« Anne eilte zum Bett und richtete die Kissen. Mit einem Seufzer ließ er sich zurücksinken und behielt sie die ganze Zeit im Blick. »Du wolltest … mir nicht gehorchen …«
    Sie fiel auf die Knie. »Nein, Vater, nein! Ich dachte … ich dachte …« Während seine Stimme klarer geworden war, als er sie anblickte, wurde ihre von Schluchzern verwischt, so dass sie kaum imstande war, Worte zu formen. »Ich … wollte … sichergehen, was Ihr wünscht. Tom … er … brachte einen Brief.«
    »Diesen hier«, sagte Mr Tooley und zog den Brief hervor.
    Ich schloss die Augen, als Mr Black auf das Gekritzel blickte, das ich geschrieben hatte, während Mr Tooley die Zeilen über die zurückgezogene Erlaubnis vorlas. Als er unvermittelt aufhörte zu lesen, öffnete ich die Augen. Mr Black streckte seine gute Hand aus, nahm den Brief und las ihn. Ich begann zu zittern und konnte nicht wieder aufhören. Ich war nicht nur ein Schurke und Betrüger, ich war der dümmste aller Schurken: jemand, der etwas so unfassbar Närrisches getan hatte, dass man es unweigerlich herausfinden würde.
    Mr Black schenkte mir einen Blick von solch schwerem Ernst, dass ich meinen Mund öffnete, um damit herauszuplatzen, was ich getan hatte, und ihn um Vergebung anzuflehen. Nur das triumphierende Leuchten in Georges Augen hielt mich davon ab. Diese Genugtuung würde ich ihm nicht gönnen. Missmutig erwiderte ich seinen Blick, genau wie ich es vor all den Jahren auf dem Boot getan hatte, obwohl es mich jetzt unbarmherzig nicht zu einem Schatz, sondern nach Paddington Fair brachte.
    »Ist das Eure Unterschrift, Sir?«, fragte Mr Tooley.
    »Das?« Mr Black schielte auf das Blatt Papier. »Ob dieses armselige … spinnenhafte … Gekrakel meine Unterschrift ist?« Voller Verachtung spie er die Worte aus, dann murmelte er: »Schurke!«
    Mr Tooley stieß einen tiefen resignierten Seufzer aus und gab den Constables ein Zeichen, mich fortzuschaffen.
    »Aye«, murmelte Mr Black, nickte und starrte noch immer auf das Blatt Papier, als ich am Fuß seines Bettes vorbeiging. »Das … ist … aus mir … geworden.«
    »Wartet!«, rief Mr Tooley und hielt uns so abrupt an der Tür auf, dass wir gegeneinander stießen. »Wollt Ihr damit sagen, Sir, dass es Eure

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