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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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angefleht, es wieder zu tun. Wir mussten weitermachen!«
    »Warum?«
    Lomeg richtete die Klinge auf Jaroslav Zajic. Seine Stimme klang jetzt erstickt. »Dieser Mistkerl konnte seine Finger nicht von mir lassen … einfach nicht von mir lassen!« Seine Augen suchten wieder Hogart und Ivona, Tränen liefen ihm übers Gesicht. »Als Micha noch ein Junge war, hat er ihn sich vorgenommen, einmal im Monat, oft so stark, dass Micha tagelang nur da lag. Und seine Mutter tat nichts! Diese Hure hörte ihn wimmern und um Hilfe betteln. Sie hat nicht einmal versucht, einen Arzt zu holen oder an der Tür des Arbeitszimmers zu rütteln, wenn es wieder passierte. Im Gegenteil! Sie wollte nichts davon wissen und stahl sich feige aus dem Haus! Micha sah durchs Fenster, wie sie davonging. Sie kam immer erst wieder, nachdem alles vorbei war. Und wenn er sich ihr anvertrauen wollte, bekam er wegen seiner Frechheit eine geknallt! Damals war er erst fünf!« Lomegs anfangs stockender Wortschwall wurde immer flüssiger, bis sich die Silben förmlich überschlugen und Speichelfäden sich mit seinen Tränen mischten.
    Abermals fuhr er mit dem Messer in Zajics Richtung. »Der Mistkerl verbat Micha darüber zu reden, aber mir hat Micha alles erzählt! Ich höre seine Stimme im Inneren meines Kopfes. Ich kenne seine Gedanken, sie sind hier drinnen!« Wieder hieb er sich an die Schläfe.
    Hogart bemerkte, dass die Pistole in Ivonas Händen zitterte. Ihre Lippen bebten. Sie sah schon lange nicht mehr auf Lomeg, sondern starrte Dr. Zajic an, der erfolglos versuchte, sich von dem Knebel zu befreien, um etwas zu sagen.
    Hogart wandte sich wieder zu Lomeg. »Damals kannten Sie Micha schon?«
    »Ich traf ihn erst später. Jedes Mal, wenn ich zu Besuch kam, holte der Doktor mich anstelle von Micha in sein Arbeitszimmer. Das Rollo war immer unten, die Tür stets abgeschlossen. Zuerst zwang er mich, dieses Spiel zu spielen - nackt, während er mich überall berührte. Sobald ich verlor, nahm er mich. Danach wiederholte sich das Spiel. Er ist der König! Man kann ihm nichts anhaben. Aber wenn er einmal mattgesetzt wird, hat er keine Macht mehr über Micha und mich. Dann ist Micha von seiner Last befreit und kann endlich wieder ein normales Leben führen - und ich auch.«
    »Warum musste es ausgerechnet diese Schachpartie sein?«
    »Schach …«, wiederholte Lomeg verstört. Bei der Erwähnung des Spiels begannen seine Augen zu flattern, als löste dieses Wort etwas ihn ihm aus, doch nach wenigen Sekunden hatte er sich wieder unter Kontrolle.
    »Der Golem war stumm«, flüsterte er. »Er wurde erschaffen, aber der Kaiser wollte ihn vernichten. Er sollte wieder zu Lehm zerfallen. Doch der Golem besiegte den Kaiser. Genau so haben wir den König besiegt, Zug um Zug, Figur um Figur …«
    »Warum haben Sie Vesely entführt?«, forschte Hogart weiter. »Weil er die Spielzüge herausgefunden und Ihr Muster geknackt hat?«
    »Er war der perfekte weiße Läufer. Jetzt, wo die letzte Figur geschlagen wurde, ist das Spiel beendet, der König schachmatt - Michas Vater kann endlich sterben, und in meinem Kopf wird Ruhe einkehren.« Er senkte den Blick auf das Messer.
    »Der König ist noch nicht matt«, widersprach Hogart. »Das Spiel ist noch nicht vorbei, denn wir haben Vesely befreit.«
    »Lügner!«, fauchte Lomeg. »Vesely ist gefallen. Ich habe die Säge in Betrieb gesetzt.«
    Hogart schüttelte langsam den Kopf. »Vesely lebt.«
    »Nein! Nein!« Lomeg presste sich die Faust an die Schläfe.
    Während Hogart einige Schritte zurückging, griff er nach dem Handy in seiner Manteltasche. Das Gespräch hatte schon zu lange gedauert. Er musste Lomeg irgendwie von Zajic weglocken, damit Ivona ihn von den Fesseln befreien konnte.
    Hogart wählte Jiris Nummer. »Hallo, gib mir bitte Vesely!«, verlangte er knapp und machte einen weiteren Schritt zurück, sodass ihn mehrere Meter von Lomeg trennten. Mit der ausgestreckten Hand hielt er Lomeg das Telefon hin. »Vesely möchte mit Ihnen sprechen.«
    Lomeg blieb, wo er war. Er starrte auf Hogarts Handy, dann wieder auf Zajic. »Das ist eine Falle, Vesely ist tot. Micha bereitet im Keller alles vor. Veselys Kopf liegt schon dort unten, bei den anderen!«
    Wieder schüttelte Hogart den Kopf. »Die Partie ist noch nicht zu Ende. Der weiße Läufer ist noch im Spiel. Er möchte Ihnen etwas sagen.« Hogart streckte Lomeg immer noch das Handy entgegen.
    Lomegs Lider begannen wieder zu flattern. Ein Ruck schien seinen Körper zu

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