Pfade Ins Zwielicht
er, als die Neuankömmlinge etwa zweihundert Schritte entfernt anhielten. Das war eine mühelose Reichweite für die Bogenschützen von den Zwei Flüssen, und Masema hatte Demonstrationen ihrer Kunst gesehen, aber er gab durch nichts zu erkennen, dass die breiten Pfeilspitzen möglicherweise auf sein Herz zielten. »Alles andere ist Abfall und Unrat. Vergesst das nie, Lord Perrin Goldauge. Alles andere ist Abfall und Unrat!«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, riss er seinen Fuchs herum und ritt begleitet von Nengar und Bartu zu seinen wartenden Männern zurück und dann weiter, und alle drei trieben ihre Pferde ohne Rücksicht auf gebrochene Beine oder angeschlagene Köpfe an. Der Rest schloss sich ihnen an, eine Horde, die nach Süden strömte. Ein paar Männer aus der letzten Reihe hielten an, um eine schlaffe Gestalt unter dem verletzten Pferd hervorzuziehen und das Tier mit einem schnellen Dolchhieb von seinen Qualen zu befreien. Dann fingen sie mit dem Schlachten an. So viel Fleisch durfte man nicht umkommen lassen. Den Reiter ließen sie dort zurück, wo sie ihn hatten fallen lassen.
»Er glaubt jedes Wort, das er sagt«, hauchte Annoura, »aber wo führt ihn sein Glaube hin?«
Perrin zog in Betracht, sie geradeheraus zu fragen, wo Masemas Glaube ihn denn ihrer Meinung nach hinführen würde, wo sie ihn hinführen wollte, aber plötzlich setzte sie wieder die undurchdringliche Beherrschung der Aes Sedai auf. Ihre Nasenspitze hatte sich durch die Kälte gerötet; sie betrachtete ihn mit einem energischen Blick. Eher hätte man die von Schattenhunden markierte Felsplatte mit bloßen Händen aus der Erde gezogen als eine Antwort von einer Aes Sedai erhalten, die diesen Blick zeigte. Er würde die Fragen Berelain überlassen müssen.
Der Mann, der die Lanzenreiter herbeigeführt hatte, trieb plötzlich sein Pferd nach vorn. Gerard Arganda war ein kleiner stämmiger Bursche mit einem silbern funkelnden Brustpanzer und einem Helm mit Gittervisier; er war ein Soldat, der sich von ganz unten hochgearbeitet hatte, um gegen alle Wahrscheinlichkei - ten zum Ersten Hauptmann von Alliandres Leibwache aufzusteigen. Er hatte nichts für Perrin übrig, der seine Königin aus nichtigen Gründen nach Süden gebracht und dann zugelassen hatte, dass man sie entführte, aber Perrin erwartete, dass er anhielt und Berelain seinen Respekt erwies, bevor er sich vermutlich mit Gallenne besprach. Arganda empfand großen Respekt für Gallenne, die beiden saßen oft zusammen und rauchten eine Pfeife. Aber stattdessen trabte sein Rotschimmel an Perrin und den anderen vorbei, und dann stieß Arganda dem Tier seine Absätze in die Flanken. Als Perrin sah, wo der Mann hinwollte, begriff er. Aus dem Osten näherte sich in gemächlichem Tempo ein einzelner Reiter auf einem mausgrauen Tier, und an seiner Seite schlurfte ein Aiel auf Schneeschuhen.
KAPITEL 8
Farbstrudel
Perrin war sich gar nicht darüber im Klaren, dass er etwas getan hatte, bis er sich über Trabers Hals gebeugt hinter Arganda hergaloppierend wiederfand. Der Schnee war nicht weniger tief, der Boden nicht gleichmäßiger und das Licht keinesfalls besser, aber Traber preschte durch die Schatten, nicht willens, dem Rotschimmel die Führung zu überlassen, und Perrin drängte ihn, noch schneller zu laufen. Der näher kommende Reiter war Elyas, sein Bart breitete sich auf seiner Brust aus, ein breitkrempiger Hut tauchte sein Gesicht in Schatten, und sein pelzverbrämter Umhang bedeckte seinen Rücken. Der Aiel an seiner Seite war eine der Töchter, die die dunkle Shoufa um den Kopf gewunden hatte und über dem Mantel und den Hosen in grauen, braunen und grünen Farbtönen einen weißen Umhang trug, der zur Tarnung im Schnee benutzt wurde. Elyas und eine Tochter, das bedeutete, dass sie Falle gefunden hatten. Es musste so sein.
Arganda trieb sein Pferd ohne Rücksicht darauf an, ob er dem Rotschimmel den Hals brach oder seinen eigenen, er sprang über Felsen und spritzte beinahe im Galopp durch den Schnee, aber Traber überholte ihn in dem Augenblick, in dem er Elyas erreichte und grob rief: »Habt Ihr die Königin gesehen? Lebt sie? Sagt es mir, Mann!« Die Tochter, Elienda, hob mit ausdruckslosem Gesicht eine Hand in Perrins Richtung. Es hätte ein Gruß sein können oder auch eine Geste des Mit gefühls, aber sie unterbrach ihren weit ausholenden Schritt nicht. Während Elyas ihm Bericht erstattete, würde sie den ihren den Weisen Frauen vortragen.
»Hast du sie
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