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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gefunden?« Plötzlich war Perrins Kehle so trocken wie Sand. Er hatte so lange auf diese Nachricht gewartet. Arganda knurrte lautlos durch die Stahlstangen des Visiers, denn er wusste, dass Perrin nicht Alliandre meinte.
    »Wir haben die Shaido gefunden, denen wir gefolgt sind«, sagte Elyas bedächtig und legte beide Hände auf den Sattelknauf. Selbst Elyas, der sagenhafte Langzahn, der unter Wölfen gelebt hatte, zeigte die Anstrengung von zu vielen Meilen und zu wenig Schlaf. Sein ganzes Gesicht wurde von einer Müdigkeit gezeichnet, die das gelbgoldene Glühen seiner Augen unter der Hutkrempe noch betonte. Sein dichter Bart war mit Grau durchsetzt, und sein Haar reichte bis zur Taille und war im Nacken mit einem Lederband zusammengebunden, und zum ersten Mal, seit Perrin ihn kannte, sah er alt aus.
    »Sie lagern um eine mittelgroße Stadt, die sie eingenommen haben, in hügeligem Gelände, fast vierzig Meilen von hier entfernt. In unmittelbarer Nähe haben sie keine nennenswerten Wachen aufgestellt, und die Außenposten scheinen mehr nach Gefangenen Ausschau zu halten, die flüchten wollen, als nach sonst etwas, also konnten wir nahe genug heran, um einen eingehenden Blick auf sie werfen zu können. Perrin, es sind viel mehr, als wir dachten. Mindestens neun oder zehn Septimen, sagen die Töchter. Zählt man die Gai'schain hinzu, oder alle Leute in Weiß, könnten dort so viele Menschen sein wie in Mayene oder Ebou Dar. Ich weiß nicht, wie viele Speerkämpfer es sind, aber nach dem zu urteilen, was ich gesehen habe, dürfte zehntausend eine niedrige Schätzung sein.«
    Verzweiflung verknotete Perrins Eingeweide. Sein Mund war so trocken, dass er nicht hätte sprechen können, wäre Falle jetzt wunderbarerweise vor ihm aufgetaucht. Zehntausend Algai'd'sisivai, und selbst Weber und Silberschmiede und alte Männer, die ihre Tage mit dem Austausch von Erinnerungen im Schatten verbrachten, würden zum Speer greifen, wenn sie angegriffen wurden. Er hatte weniger als zweitausend Lanzenreiter, und sie wären bei der gleichen Anzahl von Aiel unterlegen gewesen. Weniger als dreihundert Männer von den Zwei Flüssen, die aus der Ferne mit ihren Bögen große Vernichtung anrichten, aber keine Zehntausend aufhalten konnten. So viele Shaido würden Masemas mörderischen Abschaum zerfetzen wie ein Kater ein Mäusenest. Selbst wenn man die Asha'man und die Weisen Frauen und Aes Sedai hinzurechnete ... Edarra und die anderen Weisen Frauen hatten ihm nicht gerade viel über Weise Frauen erzählt, aber er wusste, dass zehn Septimen vermutlich über fünfzig Frauen verfügten, die die Macht lenken konnten, vielleicht sogar mehr. Vielleicht auch weniger - es gab keine feststehende Zahl -, aber nicht so viel weniger, dass es einen Unterschied gemacht hätte.
    Mit einer großen Anstrengung erwürgte er die Verzweiflung, die in ihm aufstieg, drückte so lange, bis nur noch ein paar sich windende Fasern übrig waren, die sein Zorn verbrennen konnte. In einem Hammer war kein Platz für Verzweiflung. Zehn Septimen oder der ganze Clan der Shaido, sie hielten noch immer Falle gefangen, und er musste noch immer einen Weg finden.
    »Was spielt es für eine Rolle, wie viele es sind?«, wollte Aram wissen. »Als Trollocs zu den Zwei Flüssen kamen, da waren es Tausende, Zehntausende, aber wir haben sie trotzdem getötet. Shaido können nicht schlimmer als Trollocs sein.«
    Perrin blinzelte, völlig überrascht, den Mann hinter sich zu finden, ganz zu schweigen von Berelain und Gallenne und den Aes Sedai. In seiner Eile, Elyas zu erreichen, hatte er alles andere verdrängt. Zwischen den Bäumen hielten die kaum auszumachenden Soldaten, die Arganda herangeführt hatte, um Masema abzuwehren, noch immer ihre unregelmäßigen Reihen aufrecht, aber Berelains Leibwache bildete einen losen Kreis mit Elyas in der Mitte, die Lanzen auswärts gerichtet. Die Weisen Frauen standen außerhalb des Kreises und hörten Elienda mit ernsten Gesichtern zu. Sie sprach leise und schüttelte manchmal den Kopf. Ihre Einschätzung der Dinge war kein bisschen zuversichtlicher als die von Elyas. Perrin musste in der Eile den Korb verloren oder ihn weggeworfen haben, denn er hing jetzt an Berelains Sattel. Ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck von ... konnte es etwa Mitgefühl sein? Sollte man ihn doch zu Asche verbrennen, er war zu müde, um vernünftig denken zu können. Aber jetzt musste er vernünftig denken, in diesem Augenblick mehr als jemals zuvor. Sein nächster

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