Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Lanzenreitern noch der Möglichkeit bewusst zu sein, dass die Männer jeden Augenblick damit anfangen konnten, einander zu töten.
    »Eine Sache der Habgier«, sagte er schließlich. »Anscheinend glaubten die Kornhändler von So Habor, sie könnten größere Profite machen, wenn sie ihre Vorräte zurückhalten, bis der Winter die Preise in die Höhe treibt. Aber normalerweise verkaufen sie in den Westen, nach Ghealdan und Amadicia, und die Geschehnisse dort und in Ebou Dar haben in ihnen die Befürchtung geweckt, dass man ihre Lieferungen beschlagnahmen könnte. Ihre Habgier hat dazu geführt, dass sie volle Speicher und leere Geldbeutel haben.« Ein zufriedener Ton stahl sich in Masemas Stimme. Er verabscheute Habgier. Aber er verabscheute jede menschliche Schwäche, ob groß oder klein. »Ich glaube, dass sie sich jetzt sehr billig von ihrem Korn trennen werden.«
    Perrin witterte eine Falle, und dazu brauchte er nicht die Spürnase eines Wolfs. Masema musste seine eigenen Männer und Tiere ernähren, und wie gründlich sie das Umland auch geplündert hatten, sie konnten kaum in besserer Verfassung sein als Perrins Leute. Warum hatte Masema nicht ein paar Tausend seiner Anhänger in die Stadt geschickt und sich genommen, was es dort zu holen gab? Einen Tag entfernt. Das würde ihn weiter von Faile wegbringen und den Shaido vielleicht Zeit verschaffen, um weiter an Boden zu gewinnen. Was war der Grund für dieses seltsame Angebot? Oder sollte es nur eine weitere Verzögerung sein, damit Masema im Westen bleiben konnte, in der Nähe seiner seanchanischen Freunde?
    »Vielleicht werden wir Zeit genug haben, dieser Stadt einen Besuch abzustatten - nachdem meine Frau befreit ist.« Wieder nahmen Perrins Ohren vor allen anderen die kaum wahrnehmbaren Geräusche von Männern und Pferden wahr, die sich durch den Wald bewegten, diesmal von Westen her aus dem Lager. Gallennes Bote musste die ganze Strecke im Galopp zurückgelegt haben.
    »Eure Frau«, sagte Masema tonlos und warf Berelain einen Blick zu, der Perrins Blut kochen ließ. Selbst Berelain wurde rot, obwohl ihr Gesicht völlig reglos blieb. »Glaubt Ihr wirklich, Ihr werdet heute etwas über sie erfahren?«
    »Das tue ich.« Perrins Stimme war genauso tonlos wie Masemas, nur härter. Er umfasste den Sattelknauf, oberhalb der Henkel von Berelains Korb, um nicht nach seiner Axt zu greifen. »Ihre Befreiung kommt an erster Stelle. Ihre und die der anderen. Sobald das vollbracht ist, können wir unsere Bäuche bis zum Platzen füllen, aber das kommt zuerst.«
    Die näher kommenden Pferde waren jetzt für alle hörbar. Im Westen erschien eine lange Reihe Lanzenreiter, die gefolgt von einer weiteren Reihe an den im Schatten liegenden Bäumen vorbeizog. Die roten Wimpel und Brustpanzer von Mayene wurden durchsetzt von den grünen Wimpeln und glänzenden Brustpanzern Ghealdans. Die Reihen erstreckten sich von der gegenüberliegenden Seite Perrins und dann entlang der Reiterhorde, die auf Masema wartete. Unberittene Männer huschten geisterhaft von Baum zu Baum, die Langbögen der Zwei Flüsse in Händen. Perrin hoffte, dass sie nicht zu viele Männer vom Lager abgezogen hatten. Der Diebstahl des seanchanischen Dokuments hatte Masema zum Handeln gezwungen, und er war ein Veteran, der an der Fäule und gegen die Aiel gekämpft hatte. Möglicherweise hatte er nicht weiter gedacht, als einfach loszureiten und Berelain aufzuspüren. Es war wie ein weiteres Rätselspiel. Man musste ein Teil bewegen, um ein anderes gerade genug verschieben zu können, dass ein drittes freikam. Ein Lager mit einer geschwächten Verteidigung konnte überrannt werden, und in diesen Wäldern konnte die Anzahl genauso viel bedeuten wie die Frage, wem Leute zur Verfügung standen, die die Macht lenken konnten. Wollte Masema sein Geheimnis so sehr bewahren, dass er den Versuch unternahm, es hier und jetzt aus der Welt zu schaffen? Perrin wurde sich bewusst, dass er seine Hand auf die Axt gelegt hatte, aber er ließ sie da.
    In Masemas Horde tänzelten Pferde nervös umher, weil ihre Reiter an den Zügeln zogen, brüllten Männer und fuchtelten mit Waffen herum, aber der Prophet selbst musterte die herannahenden Lanzenreiter und Bogenschützen ohne die geringste Gefühlsregung. Sie hätten genauso gut Vögel sein können, die von einem Ast zum nächsten hüpften. Sein Geruch wirbelte wie verrückt, veränderte sich um keinen Hauch.
    »Was getan wird, um dem Licht zu dienen, muss getan werden«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher