Pfade Ins Zwielicht
hier warst. Ich sage nicht, dass es einfach werden wird, aber wir werden es schaffen.« Entschlossenheit lag in seiner Stimme und in seinem Geruch, aber nicht viel Hoffnung. Eigentlich sogar gar keine.
Perrin kämpfte die erneut aufsteigende Verzweiflung nieder und ließ Traber umherschreiten, als Berelain mit ihrer Leibwache zwischen den Bäumen erschien. Marline saß hinter Annoura auf dem Pferd. Sobald die Aes Sedai die Zügel anzog, rutschte die Weise Frau zu Boden und schüttelte die voluminösen Röcke zurecht, um ihre dunklen Strümpfe zu bedecken. Einer anderen Frau wäre es möglicherweise peinlich gewesen, ihre Beine entblößt zu haben, aber nicht Marline. Sie richtete lediglich ihre Kleidung. Annoura war diejenige, die aufgebracht aussah, eine griesgrämige Verstimmung, die ihre Nase noch mehr wie einen Schnabel aussehen ließ. Sie sagte kein Wort, aber ihr Mund lauerte förmlich darauf, zubeißen zu können. Sie musste fest davon überzeugt gewesen sein, dass man ihr Angebot, mit den Shaido zu verhandeln, annehmen würde, vor allem, weil Berelain es unterstützte und sich Marline anscheinend schlimmstenfalls neutral verhalten hätte. Graue waren Vermittler und Unterhändler, sie sprachen Recht und handelten Verträge aus. Möglicherweise waren das ihre Beweggründe gewesen. Oder doch nicht? Ein Problem, das er im Moment beiseite schieben musste, aber keineswegs vergessen durfte. Er musste alles, was sich zu einem Hindernis für Failes Befreiung entwickeln konnte, in seine Pläne mit einbeziehen, aber das Problem, das er lösen konnte, lag vierzig Meilen im Nordosten.
Während die Geflügelten Wachen zwischen den riesigen Bäumen um den Wegetorplatz herum ihren Schutzkreis bildeten, lenkte Berelain ihren Braunen neben Traber und versuchte, Perrin in ein Gespräch zu verwickeln und ihn mit dem Rest des Rebhuhns zu locken. Der Geruch von Unsicherheit ging von ihr aus, Zweifel an seiner Entscheidung. Vielleicht hoffte sie, ihn doch zu einem Lösegeldangebot überreden zu können. Er ließ Traber weitergehen und hörte einfach nicht zu. Der Vorschlag mit dem Lösegeld kam dem Versuch gleich, alles auf einen Würfelwurf zu setzen. Er konnte nicht mit Falle als Einsatz spielen. Es musste so methodisch wie die Arbeit in einer Schmiede gemacht werden. Beim Licht, war er müde. Er umarmte den Zorn in ihm noch fester, zog aus der lodernden Hitze Energie.
Gallenne und Arganda trafen kurz nach Berelain mit einer Zweierreihe ghealdanischer Lanzenreiter in ihren funkelnden Brustpanzern und hellen Spitzhelmen ein, die sich zwischen den Bäumen zu den Mayenern gesellten. Ein Hauch von Gereiztheit trat in Berelains Geruch, und sie verließ Perrin und ritt zu Gallenne hinüber. Die beiden führten ihre Pferde aneinander, bis sich ihre Knie fast berührten, der Einäugige beugte den Kopf vor, um verstehen zu können, was Berelain sagte. Ihre Stimme war leise, aber Perrin war klar, worüber sie sprach, jedenfalls teilweise. Gelegentlich warf einer von ihnen einen Blick in seine Richtung, während er Traber unablässig auf und ab gehen ließ. Arganda ließ seinen Rotschimmel stehen und starrte an den Bäumen vorbei nach Süden, in Richtung des Lagers, einerseits so unbeweglich wie eine Statue, strahlte er dennoch Ungeduld aus wie ein Feuer Hitze. Mit seinen Helmfedern, dem Schwert und der silbernen Rüstung und dem versteinerten Gesicht verkörperte er das Bild eines Soldaten, aber sein Geruch verkündete, dass er am Rand der Panik stand. Perrin fragte sich, wie er selbst wohl roch. Nur in einem abgeschlossenen Raum konnte man den eigenen Geruch wahrnehmen. Er glaubte nicht, dass er nach Panik roch, bloß nach Furcht und Zorn.
Alles würde wieder gut, sobald er Falle zurückhatte.
Dann würde wieder alles gut sein. Auf und ab. Auf und ab.
Endlich erschien Aram mit einem gähnenden Jur Grady auf einem braunen Wallach, der so dunkel war, dass die Blässe auf seiner Stirn ihn beinahe schwarz erscheinen ließ. Hinter ihm ritten Dannil und zwei Dutzend Männer von den Zwei Flüssen, die ihre Speere und Hellebarden für den Augenblick gegen ihre Langbögen eingetauscht hatten, aber sie blieben immer ein Stück hinter ihm. Grady war ein untersetzter Bursche mit wettergegerbtem Gesicht, in dem sich bereits die ersten Falten zeigten, obwohl er noch nicht einmal seine mittleren Jahre erreicht hatte, und er sah trotz des Schwerts an seiner Taille und dem schwarzen Mantel mit dem silbernen Schwertanstecker an dem hohen Kragen wie
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