Pfade Ins Zwielicht
Gedanke, nicht wichtiger als eine vorbeisummende Fliege. Aram ritt auf geradem Weg zu Perrin; er roch ungeduldig und entschlossen. Sobald Dannil und die anderen aus dem Weg waren - sie stiegen ab und spannten Pfeile in die Bögen, während sie die umliegenden Bäume betrachteten -, erschien Gallenne und starrte grimmig um sich, als erwartete er jeden Augenblick, den Feind aus dem Wald stürmen zu sehen. Ihm folgten ein halbes Dutzend Mayener, die ihre mit roten Wimpeln versehenen Lanzen senken mussten.
Ein langer Augenblick verging, in dem das Tor leer blieb, aber gerade als Perrin beschlossen hatte zurückzugehen, um zu sehen, was Elyas aufhielt, führte der bärtige Mann sein Pferd hindurch, gefolgt von Ar - ganda und sechs Ghealdanern, deren Gesichter deutlich Unmut verrieten. Ihre funkelnden Helme und Brustpanzer waren nirgendwo in Sicht, und sie schauten so finster drein, als hätte man sie gezwungen, ihre Hosen zurückzulassen.
Perrin nickte. Natürlich. Das Shaido-Lager war auf der anderen Seite dieses Hügels, genau wie die Sonne. Die funkelnden Rüstungen wären wie Spiegel gewesen. Daran hätte er denken müssen. Noch immer ließ er zu, dass ihn die Angst zur Ungeduld verleitete und seinen Verstand vernebelte. Er musste einen klaren Kopf behalten, in diesem Moment noch mehr als je zuvor. Das Detail, das er jetzt übersah, konnte ihn töten und Faile den Shaido überlassen. Aber seine Angst loszulassen war leichter gesagt als getan. Wie konnte er denn aufhören, Angst um Faile zu haben? Das musste doch zu schaffen sein, bloß wie?
Zu seiner Überraschung ritt Annoura direkt vor Grady durch das Wegetor, der seinen Braunen an den Zügeln führte. Wie immer, wenn er sie ein Tor durchqueren sah, lag sie so flach auf ihrer Stute, wie es der hohe Sattelknauf erlaubte, und betrachtete die Öffnung, die mit der verdorbenen männlichen Hälfte der Einen Macht erschaffen worden war, mit einer Grimasse, und sobald sie sie hinter sich gelassen hatte, galoppierte sie den Hügel so weit hinauf, wie sie nur konnte, ohne den Wald zu betreten. Grady ließ das Wegetor zuschnappen, was in Perrins Augen einen Moment lang das purpurfarbene Nachbild eines vertikalen Strichs funkeln ließ, und Annoura zuckte zusammen, schaute weg und starrte Marline und dann Perrin böse an. Wäre sie keine Aes Sedai gewesen, hätte er gesagt, sie würde vor Wut kochen. Berelain musste ihr befohlen haben, die anderen zu begleiten, aber sie gab nicht der Ersten von Mayene die Schuld dafür, dass sie hier war.
»Ab jetzt gehen wir zu Fuß«, verkündete Elyas mit leiser Stimme, die kaum das gelegentliche Aufstampfen eines Pferdehufs übertönte. Er hatte gesagt, dass die Shaido unvorsichtig waren und kaum Wachen aufgestellt hatten, aber er sprach, als würden sie keine zwanzig Schritte entfernt lauern. »Ein Mann auf einem Pferd ist auffällig. Die Shaido sind nicht blind, nur blind für Aiel, was bedeutet, dass sie doppelt so gut sehen können wie jeder von euch, also zeigt euch oben auf dem Kamm nicht. Und versucht, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Sie sind auch nicht taub. Irgendwann werden sie unsere Spuren finden - da kann man wegen des Schnees nichts machen -, aber wir dürfen sie jetzt nicht wissen lassen, dass wir hier sind.«
Arganda, der bereits über den Verlust seiner Rüstung verstimmt war, fing an sich zu beschweren, dass Elyas jetzt die Befehle gab. Da er kein kompletter Narr war, tat er es mit leiser Stimme, die nicht weit trug, aber er war seit seinem fünfzehnten Lebensjahr Soldat, er hatte Soldaten gegen Weißmäntel, Altaraner und Amadicianer in den Kampf geführt, und, wie er gern betonte, er hatte im Aiel-Krieg gekämpft und in Tar Valon den Blutigen Schnee erlebt. Er wusste über die Aiel Bescheid, und er brauchte keinen Waldläufer, der ihm sagte, wie er die Stiefel anzuziehen hatte. Perrin ließ es geschehen, da er sich erst beschwerte, nachdem er zwei Männer dazu abkommandiert hatte, auf die Pferde aufzupassen. Er war kein Narr, er hatte nur Angst um seine Königin. Gallenne ließ seine Männer alle zurück und murmelte etwas darüber, dass Lanzenreiter ohne ihre Pferde weniger als nutzlos waren und sich vermutlich den Hals brechen würden, wenn er sie zu Fuß losschickte. Auch er war kein Narr, aber er sah zuerst immer die schlechte Seite. Elyas übernahm die Führung, und Perrin wartete nur lange genug, um sein Fernglas aus Trabers Satteltasche in seine Manteltasche zu stecken, bevor er ihm folgte.
Das
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