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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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höre zu, meine Lady. Ich habe einmal eines Eurer Gespräche mit Galina belauscht.« Sorge trat in Aravines Stimme. »Und ich habe es niemandem verraten.« Es schien sie nicht zu überraschen, dass Faile ihren Namen geheim halten wollte, obwohl ihr t'Aybara offenbar nichts sagte. Vielleicht war Aravine Carnel ja auch nicht ihr wahrer Name, oder nur ein Teil davon.
    »An diesem Ort muss man Geheimnisse hüten wie in Amador. Ich wusste, dass diese Frauen zu Euch gehören, aber ich habe es niemandem gesagt. Ich weiß, dass Ihr fliehen wollt. Das weiß ich seit dem zweiten oder dritten Tag mit Sicherheit, und nichts von dem, was ich seither gesehen habe, hat mich vom Gegenteil überzeugt. Akzeptiert meinen Eid und nehmt mich mit. Ich kann helfen, und was noch viel wichtiger ist, Ihr könnt mir vertrauen. Ich habe es bewiesen, indem ich Euer Geheimnis bewahrt habe. Bitte.« Das letzte Wort klang gequält, als würde es jemand sagen, der es nicht gewöhnt war. Also eine Adlige und doch keine Kauffrau.
    Sie hatte nichts bewiesen außer der Tatsache, dass sie Geheimnisse herausbekommen konnte, aber das allein war schon eine nützliche Fähigkeit. Andererseits wusste Faile von mindestens zwei Gai'schain, die flüchten wollten und von anderen verraten worden waren.
    Manche Leute versuchten unter welchen Umständen auch immer das eigene Nest zu federn. Aber Aravine wusste bereits genug, um alles zu ruinieren. Faile dachte wieder an ihr verstecktes Messer. Eine Tote konnte nichts verraten. Aber das Messer war eine halbe Meile weit entfernt, ihr fiel nichts ein, wie sie die Leiche verstecken sollte, und außerdem hätte die Frau Sevanna nur zu sagen brauchen, sie sei der Meinung, Faile wollte fliehen, um sich ein paar Vorteile zu verschaffen.
    Sie nahm Aravines Hände in die ihren und sprach so schnell, wie es die andere Frau zuvor getan hatte.
    »Unter dem Licht akzeptiere ich Euren Eid und werde Euch und die Euren im Verderben der Schlacht und der Kälte des Winters und allem anderen, das die Zeit bringen mag, verteidigen und beschützen. Gut. Kennt Ihr noch jemanden, der vertrauenswürdig ist? Keine Leute, von denen Ihr glaubt, ihnen trauen zu können, sondern Leute, von denen Ihr das wisst.«
    »Nicht, was das angeht, meine Lady«, sagte Aravine grimmig. Aber auf ihrem Gesicht lag Erleichterung. Sie war sich nicht sicher gewesen, dass Faile sie akzeptieren würde. Dass es Erleichterung und nichts anderes war, ließ Faile dazu neigen, ihr zu glauben. Sie neigte dazu, aber das hieß nicht, dass sie es auch vollständig tat. »Die Hälfte würde die eigene Mutter verraten in der Hoffnung, sich die Freiheit erkaufen zu können, und die andere Hälfte hat zu viel Angst, es zu versuchen oder ist zu betäubt, als dass man sich darauf verlassen könnte, dass sie nicht in Panik geraten. Es muss ein paar geben, und ich habe mein Auge auf einen oder zwei geworfen, aber ich muss sehr vorsichtig sein. Ein Fehler ist mehr, als ich mir erlauben kann.«
    »Sehr vorsichtig«, stimmte Faile ihr zu. »Hat Sevanna wirklich nach mir geschickt? Oder ...«
    Aber anscheinend hatte sie es getan, und Faile beeilte sich, zu ihrem Zelt zu kommen - schneller, als ihr lieb war; es war ärgerlich, sofort zu springen, nur um Sevannas Missfallen zu entgehen -, aber niemand schenkte ihr auch nur die geringste Beachtung, als sie eintrat und neben dem Eingang stehenblieb.
    Sevannas Zelt war keine der niedrigen Aielbehausungen, sondern ein Wohnzelt aus roter Plane, das groß genug war, um zwei Zeltstangen zu benötigen, und es wurde von fast einem Dutzend Spiegelstehlampen erhellt. Zwei vergoldete Kohlebecken sorgten für etwas Wärme und gaben dünne Rauchschwaden von sich, die durch die Rauchlöcher im Dach abzogen, aber drinnen war es kaum wärmer als draußen. Kostbare Teppiche bildeten einen Boden aus Rot, Grün und Blau, die Motive waren tairenische Labyrinthe und Blumen und Tiere - der Schnee war sorgfältig abgetragen worden, bevor man sie ausgelegt hatte. Überall auf den Teppichen lagen quastenverzierte Seidenkissen verstreut, und in einer Ecke stand ein Stuhl mit aufwändigen Schnitzereien und massiv vergoldet. Faile hatte noch nie jemanden dort sitzen gesehen, aber sie wusste, dass der Stuhl die Gegenwart des Clanhäuptlings heraufbeschwören sollte. Sie war zufrieden damit, mit gesenktem Blick dort zu stehen. An der einen Zeltwand standen drei weitere Gai'schain mit goldenen Gürteln und Kragen, einer davon war ein bärtiger Mann. Sie waren da für

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