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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wenn ihnen klar wurde, dass die Hilfe, die sie unter großen Mühen beschafft hatten und die man angenommen hatte, gar nicht das war, worauf es einem eigentlich ankam. »Mittlerweile weiß jeder im Dorf unten am Fluss, dass ich hier bin, und das gilt auch für die Hälfte aller Bauernhöfe im Umkreis von Meilen. Am Mittag wird es auch die andere Hälfte wissen, und morgen das nächste Dorf und noch mehr Höfe. Im Winter verbreiten sich Neuigkeiten nur langsam, vor allem in diesem Landstrich. Sie wissen, dass ich meinen Anspruch auf den Thron verkündet habe, doch sollte ich den Thron morgen gewinnen oder morgen sterben, erfahren sie es vermutlich nicht vor der Mitte des Frühlings, vielleicht auch erst im Sommer. Aber heute wissen sie, dass Elayne Trakand am Leben ist, dass sie das Herrenhaus in Seide und juwelengeschmückt besucht und Männer unter ihrem Banner versammelt hat. Zwanzig Meilen von hier entfernt werden Leute behaupten, dass sie mich gesehen und meine Hand berührt haben. Nur wenige Leute können sich damit brüsten, ohne sich vorteilhaft über denjenigen auszulassen, den sie zu sehen behauptet haben, und wenn man vorteilhaft über jemanden spricht, dann überzeugt man sich selbst davon, dass man gut über ihn denkt. An neunzehn Orten Andors reden Männer und Frauen darüber, wie sie vergangene Woche die Tochter-Erbin gesehen haben, und jeden Tag breiten sich diese Gespräche aus wie ein Tintenfleck.
    Hätte ich Zeit, würde ich jedes Dorf in Andor besuchen. Es würde nicht die geringsten Auswirkungen auf die Ereignisse in Caemlyn haben, aber es könnte einen riesigen Unterschied machen, wenn ich gewonnen habe.« Sie würde keine andere Möglichkeit als den Sieg in Betracht ziehen. Vor allem nicht, da klar war, wer den Thron besteigen würde, sollte sie scheitern.
    »Die meisten Königinnen in unserer Geschichte haben die ersten Jahre ihrer Herrschaft damit verbracht, das Volk hinter sich zu bringen, und einigen ist das nie gelungen, aber auf uns kommen härtere Zeiten zu. Möglicherweise bleibt mir nicht einmal ein Jahr, bevor ich jeden Andoraner hinter mir haben muss. Ich kann nicht warten, bis ich auf dem Thron sitze. Härtere Zeiten kommen auf uns zu, und ich muss bereit sein. Andor muss bereit sein, und dafür muss ich sorgen.«
    Aviendha berührte mit einem Lächeln Elaynes Wange.
    »Ich glaube, ich werde von dir viel darüber lernen, wie man eine Weise Frau wird.«
    Zu ihrem Entsetzen wurde Elayne vor Verlegenheit knallrot. Ihre Wangen fühlten sich an, als würden sie in Flammen stehen! Vielleicht waren die Gefühlsschwankungen doch schlimmer als das Bemuttertwerden.
    Beim Licht, sie konnte sich noch auf Monate freuen, in denen es ihr so ging. Nicht zum ersten Mal verspürte sie einen Funken Unmut gegenüber Rand. Er hatte ihr das angetan - gut, sie hatte ihm dabei geholfen, hatte es sogar in die Wege geleitet, aber darum ging es nicht -, er hatte das getan und war mit einem selbstzufriedenen Grinsen auf dem Gesicht wieder gegangen. Sie bezweifelte, dass sein Grinsen wirklich selbstzufrieden gewesen war, aber es fiel ihr so leicht, sich das auf diese Weise vorzustellen. Sollte er doch in der einen Stunde fröhlich und in der nächsten weinerlich sein, mal sehen, wie ihm das gefiel! Ich kann nicht geradlinig denken, dachte sie gereizt. Und das war auch seine Schuld.
    Die Stallmägde schätzten Feuerherz und Siswai schließlich als ruhig genug ein, um von Damen geritten zu werden, und Aviendha stieg viel anmutiger von dem steinernen Sattelstein in den Sattel, als sie es einst gekonnt hatte, und sie richtete ihre weiten Röcke, um so viel von ihren mit dunklen Strümpfen bekleideten Beinen zu verhüllen, wie es möglich war. Sie war noch immer der Meinung, dass ihre Beine einem jeden Pferd überlegen waren, aber sie war eine ganz passable Reiterin geworden. Obwohl sie dazu neigte, überrascht auszusehen, wenn das Pferd sich ihrem Willen fügte. Feuerherz wollte tänzeln, sobald Elayne aufgesessen war, aber sie zügelte ihn schnell und etwas fester, als sie es sonst getan hätte. Ihre Stimmungsschwankungen hatten plötzlich dafür gesorgt, dass sie schreckliche Angst um Rand hatte, und wenn sie schon nicht für seine Sicherheit sorgen konnte, war hier doch wenigstens ein männliches Wesen, das genau das tat, was es tun sollte.
    Sechs Gardistinnen ritten voraus, die übrigen folgten ihr und Aviendha in ordentlichen Reihen; die letzte Reiterin führte die Lasttiere. Die Männer kamen in einem

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