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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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unordentlichen Haufen hinter ihnen her, sie hatten ihr eigenes Lasttier, eine zottelige Kreatur, an der man Kochtöpfe und Bündel und sogar ein halbes Dutzend lebendiger Hühner festgebunden hatte. Ein paar Jubelrufe begrüßten sie, als sie durch das Dorf mit den Strohdächern kamen und die Steinbrücke überquerten, die über einen zugefrorenen Fluss führte, laute Rufe wie »Elayne von den Lilien!« und »Trakand! Trakand« und »Matherin hält Euch die Treue!«. Aber Elayne sah eine Frau, die an der Brust ihres Mannes weinte, und auch auf seinem Gesicht waren Tränen zu sehen, und eine andere Frau wandte den Reitern den Rücken zu und weigerte sich auch nur hinzuschauen. Sie hoffte, dass sie ihnen ihre Söhne wieder unversehrt nach Hause schicken konnte. Solange sie keine schweren Fehler beging, sollte es vor Caemlyn nicht zu großen Kämpfen kommen, aber es würden welche stattfinden, und sobald sie die Rosenkrone errungen hatte, lagen weitere Schlachten vor ihnen. Im Süden marschierten die Seanchaner, und im Norden warteten Myrddraal und Trollocs auf Tarmon Gai'don. Andor würde in der kommenden Zeit Söhne verlieren. Verflucht, sie würde nicht weinen!
    Jenseits der Brücke führte die Straße wieder in die Höhe, eine steile Steigung vorbei an Kiefern und Fichten und Zwerglorbeer, aber bis zu der von ihnen gesuchten Bergwiese war es nicht weiter als eine Meile. Der im Licht der Vormittagssonne funkelnde Schnee zeigte noch immer die Hufabdrücke, die von der tiefen Furche ausgingen, die das Wegetor in der Schneedecke hinterlassen hatte. Es hätte näher am Herrenhaus errichtet werden können, aber es bestand immer die Gefahr, dass jemand an der Stelle stand, an der sich das Wegetor öffnete.
    Das Glühen Saidars umgab Aviendha, als sie auf die Wiese ritten. Sie hatte an ihrem letzten Halt am gestrigen Nachmittag, einem hundert Meilen nördlich gelegenen Gut, das Wegetor erschaffen, also würde sie auch das Tor nach Caemlyn weben, aber der Anblick der mit der Macht leuchtenden Aviendha stimmte Elayne mürrisch. Wer auch immer das Wegetor erschuf, mit dem sie Caemlyn verließen, erschuf bis zu ihrer Rückkehr auch alle anderen, da er den Boden eines jeden Orts kennen lernte, an dem sich das Tor bildete. Aber bei jeder ihrer fünf Reisen hatte Aviendha gebeten, das erste Wegetor machen zu dürfen. Möglicherweise wollte sie sich nur darin üben, wie sie behauptet hatte, aber Elayne hatte kaum mehr Übung darin als sie. Und dann war ihr eine andere Möglichkeit in den Sinn gekommen. Vielleicht wollte Aviendha sie davon abhalten, die Macht zu lenken, zumindest wenn es sich um eine beträchtliche Menge handelte.
    Weil sie schwanger war. Das Gewebe, das sie zu Schwestern gemacht hatte, wäre nicht möglich gewesen, wenn eine von ihnen ein Kind erwartet hätte, da das Ungeborene an dem Bund beteiligt worden wäre - was es nicht überlebt hätte, da ihm dazu die nötige Kraft gefehlt hätte -, aber bestimmt hätte eine der Aes Sedai im Palast etwas gesagt, wenn man in der Schwangerschaft nicht die Macht benutzen sollte. Andererseits bekamen nur sehr wenige Aes Sedai jemals Kinder. Möglicherweise wussten sie nicht darüber Bescheid. Elayne war sich darüber im Klaren, dass es viele Dinge gab, von denen die Aes Sedai nichts wussten, so sehr sie dem Rest der Welt auch das Gegenteil vorspielten - sie hatte dies selbst schon ausgenutzt -, aber der Gedanke erschien seltsam, dass sie über etwas nicht Bescheid wissen sollten, das für die meisten Frauen von solcher Bedeutung war. Aber die Weisen Frauen brachten Kinder zur Welt, und sie hatten nichts dergleichen gesagt ...
    Plötzlich wurden die Sorgen um ihr Kind und die Benutzung der Macht und was Aes Sedai möglicherweise wussten oder auch nicht aus ihrem Bewusstsein verdrängt. Sie konnte fühlen, dass jemand Saidar lenkte. Nicht Aviendha, und auch keiner in den Bergen ringsum, niemand, der in der Nähe war. Das hier geschah in der Ferne, es war wie ein Leuchtfeuer, das in der Nacht auf einem weit entfernten Berg loderte.
    Einem sehr weit entfernten Berg. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie viel von der Einen Macht benötigt wurde, damit sie es auf diese Entfernung mitbekam.
    Jede Frau auf der Welt, die die Macht lenken konnte, musste das hier fühlen können. Darauf zeigen können.
    Und das Leuchtfeuer lag im Westen. An dem Bund mit Rand hatte sich nichts verändert, sie hätte nicht genau sagen können, wo er sich in einem Radius von hundert Meilen aufhielt, aber

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