Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
»meine Königin« oder »Majestät« anzusprechen, aber als er ihre Eskorte erwähnte, schlich sich ein Hauch von Zweifel in seinen Tonfall. Er überspielte ihn hastig mit einem Husten und sprach rasch weiter. »Die Männer, die wir mit Euch schicken, sind die besten, die ich aufbieten konnte. In der Hauptsache sind es junge Männer, ein paar erfahrenere sind auch dabei, aber sie alle wissen, an welchem Ende einer Hellebarde die Spitze sitzt. Ich wünschte, ich könnte Euch mehr geben, aber wie ich bereits erklärte, hat Lord Aedmun, als er hörte, dass man Euch Euer Recht streitig macht, nicht bis zum Frühling warten wollen, sondern seine Waffenmänner versammelt und ist nach Caemlyn aufgebrochen. Seitdem hatten wir ein paar schlimme Schneestürme, aber mit etwas Glück bei den Pässen könnte er den halben Weg zurückgelegt haben.« Sein Blick verriet Zuversicht, aber er wusste besser als sie, dass Aedmun und seine Männer mit etwas Pech in diesen Pässen den Tod gefunden haben konnten.
    »Matherin hat immer an Trakand geglaubt«, sagte Elayne, »und ich vertraue darauf, dass das auch so bleibt. Ich schätze Lord Aedmuns Loyalität, Meister Ros, so wie ich die Eure schätze.«
    Sie beleidigte Matherin und ihn nicht, indem sie ihm versicherte, sich an ihn zu erinnern, oder Belohnungen versprach, aber Meister Ros' breites Lächeln verriet ihr, dass sie ihm bereits die Belohnung gegeben hatte, die er sich wünschte. Matherin würde belohnt werden, falls es sich das verdient hatte, aber man konnte das nicht so anbieten, als würde es sich um einen Pferdekauf handeln.
    Meister Ros geleitete sie auf seiner Krücke bis zur Tür und weiter bis zur breiten Granittreppe, an der Diener in schweren Mänteln in der bitteren Kälte mit heißem gewürztem Wein warteten, den sie mit einem Murmeln ablehnte. Sie wollte den Umhang mit beiden Händen geschlossen halten, bis sie Gelegenheit hatte, sich an die Luft zu gewöhnen. Davon abgesehen, hätte Aviendha sowieso einen Vorwand gefunden, sie davon abzuhalten. Sie nahm natürlich einen Becher, nachdem sie sich das Tuch um Kopf und Schultern gewickelt hatte, das einzige Zugeständnis, das sie an den eiskalten Morgen machte. Sie ignorierte die Kälte natürlich.
    Elayne war diejenige gewesen, die ihr das beigebracht hatte. Sie versuchte erneut, die Kälte wegzudrücken, und zu ihrer Überraschung wich sie zurück. Nicht ganz - ihr war noch immer etwas kalt -, aber es war besser, als frieren zu müssen.
    Der Himmel war klar, die Sonne schwebte hell über den Bergen, aber jeden Augenblick konnten sich brodelnde Sturmwolken um die Gipfel bilden. Es würde besser sein, ihr erstes Ziel an diesem Tag so schnell wie möglich zu erreichen. Unglücklicherweise machte Feuerherz, ihr großer schwarzer Wallach, seinem Namen alle Ehre; er bäumte sich auf und schnaubte dampfenden Atem, als hätte er noch nie Zaumzeug getragen, und Aviendhas langbeinige Graue hatte es sich in den Kopf gesetzt, ihm alles nachzumachen; sie tänzelte im knietiefen Schnee und versuchte überallhin zu gehen, nur nicht dahin, wo die Stallmägde sie haben wollten. Sie war ein temperamentvolleres Tier, als Elayne für ihre Schwester ausgewählt hätte, aber Aviendha hatte auf ihr bestanden, nachdem sie den Namen der Stute erfahren hatte. Siswai bedeutete Speer in der Alten Sprache. Die Stallmägde schienen fähige Frauen zu sein, aber sie schienen zu glauben, die Tiere beruhigen zu müssen, bevor sie sie übergaben. Elayne musste sich zusammenreißen, um sie nicht anzufauchen und ihnen zu sagen, dass sie Feuerherz schon beherrscht hatte, bevor sie ihn je zu Gesicht bekommen hatten.
    Ihre Eskorte war bereits aufgesessen, um nicht im Schnee stehen zu müssen, zwanzig Reiterinnen in den roten Mänteln und glänzenden Harnischen und Helmen der Königlichen Garde. Dass die Mäntel der Reiterinnen genauso aus Seide waren wie ihre roten Hosen mit dem weißen Streifen an der Seite und die helle Spitze am Kragen und Ärmeln, war vielleicht die Erklärung für Meister Ros' Zweifel. Sie erwecken sicherlich eher einen zeremoniellen als einen wehrhaften Eindruck. Vielleicht lag es auch daran, dass es alles Frauen waren. Frauen waren ungewöhnlich in Tätigkeiten, die den Einsatz von Waffen erforderten, es gab die eine oder andere Kaufmannswächterin oder auch mal eine Frau, die in Kriegszeiten in einem Heer auftauchte, aber Elayne hatte noch nie zuvor von einer Formation Soldaten gehört, die nur aus Frauen bestand, bevor sie sie

Weitere Kostenlose Bücher