Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Angriff nehmen würde. Nicht, dass sich Elayne Sorgen wegen Rand und einer Aes Sedai machte, er würde sie höchstens so in Rage bringen, dass sie die Kontrolle verlor - manchmal war der Mann sogar zu stur, um zu erkennen, wo seine Vorteile lagen! -, aber warum sollte eine Schwester in Caemlyn ihren Namen erwähnen?
    Und warum hatte eine andere sie zum Schweigen gebracht?
    Trotz des heißen Badewassers fröstelte sie und dachte an all die Netze, die die Weiße Burg im Laufe der Jahrhunderte gesponnen hatte und die so fein waren, dass sie keiner wahrnehmen konnte - abgesehen von den Schwestern, die sie gesponnen hatten -, und die so kompliziert waren, dass auch nur diese Schwestern sie wieder auflösen konnten. Die Burg webte ihre Netze, die Ajahs webten ihre Netze, sogar einzelne Schwestern webten Netze. Manchmal verschmolzen diese Gewebe miteinander, als wären sie von einer einzigen Hand geführt worden. Manchmal hatten sie einander auch zerrissen. Auf diese Weise war die Welt dreitausend Jahre lang geformt worden. Jetzt hatte sich die Burg sauber in Drittel von annähernd gleicher Größe gespalten, ein Drittel für Egwene, eines für Elaida und eines, das auf der Seitenlinie stand. Wenn das letzte miteinander in Verbindung stand, Informationen austauschte - Pläne schmiedete? -, waren die Implika - tionen ...
    Ein plötzlicher Tumult von Stimmen, gedämpft von der geschlossenen Tür, ließ sie sich gerade aufsetzen. Naris und Sephanie kreischten auf und sprangen aufeinander zu, um sich aneinander festzuklammern und mit weit aufgerissenen Augen auf die Tür zu starren.
    »Was zur verdammten ...?« Birgitte schoss knurrend von der Truhe hoch und aus dem Zimmer heraus und knallte die Tür hinter sich zu. Die Stimmen wurden noch lauter.
    Es hörte sich nicht so an, als würden die Gardistinnen kämpfen, sondern nur mit voller Lautstärke debattieren, und der Bund übermittelte zusammen mit den verdammten Kopfschmerzen hauptsächlich Zorn und Empörung, aber Elayne stieg aus der Wanne und streckte die Arme aus, damit Essande ihr die Robe überstreifen konnte. Die Ruhe der weißhaarigen Frau und vielleicht auch Elaynes beruhigte die beiden Zofen so weit, dass sie erröteten, als Essande sie ansah, aber Aviendha sprang aus der Wanne, verspritzte überall Wasser und stürmte tropfend in das Ankleidezimmer. Elayne rechnete damit, dass sie mit ihrem Gürtelmesser zurückkam. Aber stattdessen umgab sie das Glühen Saidars, während sie die Bernsteinschildkröte in der Hand hielt. Mit der anderen gab sie Elayne das Angreal, das in ihrer Gürteltasche gewesen war, die alte Elfenbeinschnitzerei einer Frau, die nur mit ihrem Haar bekleidet war. Abgesehen von dem Handtuch auf ihrem Kopf trug Aviendha nur einen feuchten Schimmer am Leib, und sie winkte Sephanie ärgerlich fort, als sie versuchte, ihr die Robe anzulegen. Messer oder nicht, Aviendha neigte noch immer dazu, so zu denken, als würde sie mit der Klinge kämpfen und sich plötzlich bewegen müssen.
    »Bringt das in den Ankleideraum zurück«, sagte Elayne und gab Essande das Elfenbein-Angreal.
    »Aviendha, ich glaube wirklich nicht, dass wir ...«
    Die Tür öffnete sich einen Spalt, und Birgitte steckte stirnrunzelnd den Kopf herein. Naris und Sephanie zuckten zusammen, offenbar waren sie doch nicht so beruhigt, wie es den Anschein gehabt hatte.
    »Zaida will dich sehen«, knurrte Birgitte Elayne an.
    »Ich habe ihr gesagt, sie soll warten, aber ...« Mit einem plötzlichen Aufschrei stolperte sie ins Zimmer hinein, gewann nach zwei Schritten das Gleichgewicht wieder und wirbelte herum, um sich der Frau zu stellen, die sie gestoßen hatte.
    Die Herrin der Wogen vom Clan Catelar sah allerdings keineswegs so aus, als hätte sie jemanden gestoßen. Die Enden ihrer auf komplizierte Weise verknoteten roten Schärpe baumelten in Kniehöhe, als sie gemächlich das Zimmer betrat. Ihr folgten zwei Windsucherinnen, von denen eine der wütenden Rasoria die Tür vor der Nase zuschlug. Alle drei schwankten beim Gehen fast so sehr wie Birgitte in ihren hochhackigen Stiefeln. Zaida war klein, ihr dichtes lockiges Haar wies graue Strähnen auf, aber ihr dunkles Gesicht gehörte zu der Sorte, die mit den Jahren an Schönheit gewann, und ihre Schönheit schien von der goldenen, mit kleinen Medaillons übersäten Kette, die einen ihrer dicken goldenen Ohrringe mit dem Nasenring verband, nur noch unterstrichen zu werden. Aber weitaus wichtiger war ihr befehlsgewohntes Auftreten. Ihm lag

Weitere Kostenlose Bücher