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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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keine Arroganz zugrunde, sondern das Wissen, dass man ihr gehorchte. Die Windsucherinnen musterten Aviendha, die noch immer vom Schein der Macht umgeben wurde, und Chanelles ebenmäßiges Gesicht spannte sich an, aber abgesehen von Shielyns Murmeln, dass »das Aielmädchen« zum Weben bereit war, verhielten sie sich stumm und abwartend. Die acht Ohrringe zeichneten Shielyn als Windsucherin einer Herrin der Wogen aus, und Chanelles Ehrenkette trug fast so viele Medaillons wie Zaidas. Beide waren Frauen mit Autorität, was durch die Art und Weise ihrer Haltung deutlich gemacht wurde, aber man musste nichts über die Atha'an Miere wissen, damit einem klar wurde, dass hier Zaida din Parede das Sagen hatte.
    »Ihr müsst über Eure Stiefel gestolpert sein, Generalhauptmann«, murmelte sie mit einem schmalen Lächeln, während eine ihrer dunklen, tätowierten Hände mit dem goldenen Duftkästchen spielte, das auf ihrer Brust hing. »Beengende, alberne Dinger, diese Stiefel.« Sie und die beiden Windsucherinnen waren wie immer barfuß. Fußsohlen der Atha'an Miere waren so hart wie Schuhsohlen und störten sich genauso wenig an rauen Decks wie an kalten Bodenfliesen. Zusätzlich zu ihren Blusen und Hosen aus hellem, farbigem Seidenbrokat trug jede der Frauen seltsamerweise eine breite weiße Stola, die über die Taille reichte und die vielen Ketten fast verbarg.
    »Ich habe gerade ein Bad genommen«, sagte Elayne mit angespannter Stimme. Als könnten sie das nicht sehen, wo ihr Haar vom Handtuch verhüllt wurde und die Robe ihr feucht am Leib klebte. Essande zitterte fast vor Empörung, was bedeuten musste, dass sie außer sich vor Wut war. So wie Elayne beinahe auch. »Und ich werde wieder ein Bad nehmen, sobald Ihr gegangen seid. Ich spreche mit Euch, wenn ich mit dem Bad fertig bin. Wenn es dem Licht gefällt.« So! Wenn sie sich schon in ihr Zimmer drängten, dann mussten sie auf das übliche Zeremoniell eben verzichten!
    »Möge auch Euch das Licht strahlen, Elayne Sedai«, erwiderte Zaida glatt. Sie hob eine Braue und sah Aviendha an, aber sie konnte damit nicht den flackernden Schein Saidars meinen, da sie nicht die Macht lenken konnte, und auch nicht ihre Nacktheit, da das Meervolk damit ausgesprochen lässig umging, zumindest außerhalb der Sicht von Küstenbewohnern. »Mich habt Ihr nie zu einem gemeinsamen Bad eingeladen, obwohl das höflich gewesen wäre, aber darüber wollen wir nicht reden. Ich habe erfahren, dass Nesta din Reas Zwei Monde tot ist, ermordet von den Seanchanern. Wir betrauern ihren Verlust.« Die drei Frauen berührten die weißen Stolen und führten die Fingerspitzen an die Lippen, aber Zaida schien mit dem Zeremoniell genauso ungeduldig zu sein wie Elayne. Sie machte einfach weiter, ohne die Stimme zu heben oder schneller zu sprechen, was für eine vom Meervolk beinahe schockierend abrupt war.
    »Die Ersten Zwölf der Atha'an Miere müssen zusammenkommen, um eine neue Herrin der Schiffe zu erwählen. Die Geschehnisse im Westen machen deutlich, dass es keine Verzögerung geben darf.« Shielyn verzog die Lippen zu einem schmalen Strich, und Chanelle hob das Duftkästchen an die Nase, als wollte sie einen bestimmten Geruch vertreiben. Das würzige Parfüm war scharf genug, um den Duft des Rosenöls zu überlagern. Obwohl sie Zaida über ihre Wahrnehmungen unterrichtet hatten, zeigte diese weder Unbehagen noch etwas anderes als Selbstsicherheit. Sie hielt den Blick fest auf Elaynes Gesicht gerichtet. »Wir müssen für alles bereit sein, und darum brauchen wir eine Herrin der Schiffe. Ihr habt mir im Namen der Weißen Burg zwanzig Lehrerinnen versprochen. Ich kann weder Vandene in ihrer Trauer oder Euch nehmen, aber ich werde die anderen drei mitnehmen. Den Rest schuldet mir die Weiße Burg, und ich erwarte, dass diese Schuld bezahlt wird. Ich habe nach den Schwestern im Silbernen Schwan schicken lassen, um mich zu erkundigen, ob sie die Schuld der Burg erfüllen wollen. Aber ich kann nicht auf ihre Antwort warten. Wenn es dem Licht gefällt, werde ich heute Abend zusammen mit den anderen Herrinnen der Wogen im Hafen von Illian baden.«
    Elayne musste hart darum ringen, ihr Gesicht reglos zu halten. Die Frau hatte gerade verkündet, dass sie jede ungebundene Aes Sedai in Caemlyn einsammeln und mitnehmen wollte. Und es klang auch nicht so, als wollte sie auch nur eine Windsucherin zurücklassen. Das ließ Elaynes Mut sinken. Bis zu Reannes Rückkehr gab es sieben Kusinen, die stark genug waren,

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