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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dunkelgraues Reitgewand, dessen Saum Schmutzflecken aufwies. Ihr Hofknicks bestand aus einem leichten Neigen des Kopfes und einem angedeuteten Beugen der Knie, aber sie wollte damit keineswegs respektlos sein. Dyelin wusste genau wie Zaida, wer sie war - ihr einziger Schmuck bestand aus einer kleinen goldenen Anstecknadel in der Form von Taravins Eule und Eiche auf der Schulter, eine offensichtliche Bekundüng, dass die Hohe Herrin von Taravin nicht mehr brauchte -, und doch war sie fast gestorben, um ihre Loyalität zu beweisen. »Meine Lady Elayne«, sagte sie förmlich, »ich habe die Ehre, Euch Lord Perival vorzustellen, der Hohe Herr von Haus Mantear.«
    Ein hübscher, blonder Junge in einem einfachen blauen Mantel riss sich von dem vierrohrigen Kaleidoskop auf dem vergoldeten Gestell los, das größer als er war. Er hielt einen Silberpokal in der Hand, und Elayne hoffte von ganzem Herzen, dass er keinen Wein enthielt oder zumindest ordentlich mit Wasser verdünnt war. Auf einem Seitentisch standen mehrere mit Krügen und Pokalen beladene Tabletts. Und eine verzierte Teekanne, von der sie wusste, dass sie genauso gut mit Wasser hätte gefüllt sein können. »Die Ehre liegt bei mir, Lady Elayne«, piepste er, errötete und brachte eine ordentliche Verbeugung zustande, obwohl ihn das Schwert an der Taille etwas behinderte. Die Waffe sah viel zu groß für ihn aus. »Haus Mantear steht an der Seite von Haus Trakand.« Sie erwiderte seine Höflichkeit wie betäubt und raffte mechanisch die Röcke.
    »Lady Catalyn, Hohe Herrin von Haus Haevin«, fuhr Dyelin fort.
    »Elayne«, murmelte eine junge Frau mit dunklen Augen an ihrer Seite, berührte den grünen Reitrock und machte einen kaum merklichen Knicks, der möglicherweise ein Hofknicks sein sollte, obwohl sie es vielleicht auch nur Dyelin hatte nachmachen wollen. Vielleicht hatte sie auch nur vermeiden wollen, mit dem Kinn gegen die große Emaillebrosche auf dem hohen Kragen zu stoßen, dem blauen Bär von Haevin. Ihr Haar steckte in einem Silbernetz, das ebenfalls den Blauen Bären aufwies, und sie trug auch noch einen großen Ring mit dem Siegel. Möglicherweise einen Funken zu viel Stolz auf das eigene Haus. Trotz ihrer kühlen Überheblichkeit konnte man sie nur mit viel Wohlwollen als Frau bezeichnen, ihre Wangen wiesen noch immer kindlichen Speck auf. »Haevin steht an der Seite von Trakand, offensichtlich, sonst wäre ich nicht hier.«
    Dyelin presste die Lippen aufeinander, und sie bedachte das Mädchen mit einem strengen Blick, den Catalyn nicht zu bemerken schien. »Lord Branlet, Hoher Herr von Haus Gilyard.«
    Ein weiterer Junge; dieser hier hatte widerspenstige schwarze Locken und trug Grün mit goldenen Stickereien auf den Ärmeln. Er stellte hastig den Weinpokal auf einem Seitentisch ab, als wäre es ihm peinlich, damit gesehen zu werden. Seine blauen Augen waren zu groß für sein Gesicht, und bei seiner Verbeugung stolperte er beinahe über sein Schwert. »Es ist mir eine Freude zu sagen, dass Haus Gilyard für Trakand steht, Lady Elayne.« Aber mittendrin brach seine Stimme, und er errötete noch heftiger als Perival.
    »Und Lord Conail, Hoher Herr von Haus Northan.« Conail Northan grinste über den Rand seines Silber pokals hinweg. Hoch gewachsen und schlank trug er einen grauen Mantel, dessen Ärmel eine Spur zu kurz waren, um seine knochigen Handgelenke zu bedecken. Er hatte ein ansteckendes Lächeln, fröhliche braune Augen und eine Hakennase. »Wir haben Strohhalme gezogen wegen der Reihenfolge der Vorstellung, und ich habe verloren. Northan steht an der Seite von Trakand. Man kann doch keine dumme Kuh wie Arymilla auf den Thron lassen.« Er kam mühelos mit seinem Schwert zurecht, und zumindest er war volljährig, aber wenn er viele Monate über sechzehn war, hätte Elayne seine Stiefel und seine silbernen Sporen aufgegessen.
    Natürlich war ihre Jugend keine Überraschung, aber sie hätte erwartet, dass man Conail einen ergrauenden Kopf an die Seite gestellt hätte, um ihn zu beraten, und dass den anderen ihr Vormund über die Schulter blickte. Abgesehen von Birgitte war sonst niemand mehr im Raum, sie stand mit unter der Brust verschränkten Armen vor den hohen Bogenfenstern. Helles mittägliches Sonnenlicht flutete durch das klare Glas in den Raum und machte sie zu einer Silhouette des Missfallens.
    »Trakand heißt euch alle willkommen, und ich heiße euch alle willkommen«, sagte Elayne und unterdrückte ihre Verzweiflung. »Ich werde

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