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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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beim Baden anwesend war, aber das Ankleidezimmer war heilig.
    Überraschenderweise ignorierte Birgitte das Missfallen der Leibdienerin und zeigte sogar einen beschwichtigenden Blick. Für gewöhnlich verzichtete sie bloß darauf, Essande eine Handspanne weiter in die Ecke zu treiben, als Elayne verlangte. »Dyelin ist zurückgekehrt, Elayne. Sie hat jemanden mitgebracht. Die Hohen Herrinnen und Herren von Mantear, Haevin, Gilyard und Northan.« Aus irgendeinem Grund vermittelte der Bund Töne von Verblüffung und Verärgerung.
    Ob nun geteilter Kopfschmerz oder nicht, Elayne hätte einen Freudensprung machen können. Und hätte Essande den Kamm nicht tief in ihren Locken vergraben gehabt, hätte sie es vielleicht sogar getan. Sie hatte darauf gehofft, hatte dafür gebetet, aber sie hatte es nicht erwartet, mit Sicherheit nicht in einer kurzen Woche. Ehrlich gesagt war sie sich sicher gewesen, dass Dyelin mit leeren Händen zurückkehren würde.
    Vier Häuser verschafften ihr den Gleichstand mit Arymilla. Der Gedanke, mit dieser närrischen Frau auf gleicher Höhe zu sein, war abscheulich, aber die Wahrheit musste die Wahrheit bleiben. Mantear, Haevin, Gilyard und Northan. Warum nicht Candraed? Das war das fünfte Haus, das Dyelin hatte ansprechen wollen. Nein. Sie hatte vier weitere Häuser, und sie würde nicht darüber schmollen, dass eins fehlte.
    »Bewirte sie im Gästewohnzimmer, bis ich kommen kann, Birgitte.« Das kleine Wohnzimmer hatte für Zaida ausgereicht - sie hoffte, dass die Herrin der Wogen die Beleidigung nicht bemerkt hatte -, aber vier Hohe Herrinnen und Herren erforderten etwas mehr.
    »Und bitte die Haushofmeisterin, Unterkünfte vorzubereiten.« Unterkünfte. Beim Licht! Man würde die Atha'an Miere aus den ihren drängen müssen, um Platz zu schaffen. Bis zu ihrer Abreise schliefen in den meisten Betten, die nicht von zwei Personen benutzt wurden, drei Personen. »Essande, ich glaube, das grüne Seidene mit den Saphiren. Und auch Saphire für mein Haar. Die großen Saphire.«
    Birgitte ging, und sie war noch immer verwirrt und aufgebracht. Warum? Sie konnte doch nicht allen Ernstes glauben, sie hätte Dyelin wegen Zaida warten lassen müssen? O Licht, jetzt war sie verwirrt, weil Birgitte verwirrt war; wenn sie dem freie Hand ließ, würde ihnen beiden noch schwindelig! Als sich die Tür schloss, trat Essande mit einem triumphierenden Lächeln zum nächsten Kleiderschrank.
    Elayne betrachtete Aviendha, die Naris weggeschickt hatte und ihr Haar mit einem dunkelgrauen Tuch zurückband, und musste lächeln. Sie brauchte etwas, das sie aus dieser wirbelnden Schleife riss. »Vielleicht solltest du dieses eine Mal Seide und Juwelen tragen, Aviendha«, zog sie ihre Schwester auf. »Dyelin wäre das natürlich egal, aber die anderen sind nicht an Aiel gewöhnt. Sie könnten auf die Idee kommen, ich würde ein Stallmädchen beherbergen.«
    Sie hatte es als Scherz gemeint - sie zogen einander ständig wegen ihre Kleidung auf, und Dyelin sah Aviendha immer entsetzt an, egal, was sie trug -, aber ihre Schwester musterte die Kleiderschränke an den Wänden, nickte dann und legte das Tuch neben sich auf den Sitz. »Nur, damit diese Hohen Herrinnen auch ordentlich beeindruckt sind. Glaube bloß nicht, ich würde das jetzt immer tun. Ich tue dir einen Gefallen.« Für jemanden, der einem anderen einen Gefallen tat, brütete sie mit großen Interesse über den Gewändern, die Essande hervorholte, bevor sie sich für ein dunkelblaues Samtgewand mit grünen Schlitzen und ein Silbernetz für ihr Haar entschied. Es waren ihre Sachen, sie waren für sie angefertigt worden, aber sie hatte sie seit ihrer Ankunft auf Caemlyn gemieden, als wären sie voller Totenkopfspinnen. Sie strich über die Ärmel und zögerte, so als hätte sie es sich doch anders überlegt, aber schließlich ließ sie Naris die winzigen Perlenknöpfe schließen. Sie verzichtete auf die Smaragde, die ihr Elayne anbot und die großartig zu dem Gewand gepasst hätten, und behielt die silberne Schneeflockenkette und den schweren Elfenbeinarmreif, aber in letzter Minute steckte sie die Bernsteinschildkröte an ihre Schulter.
    »Man kann nie wissen, wann man sie braucht«, sagte sie.
    »Vorsicht ist besser als Nachsicht«, stimmte Elayne ihr zu. »Du siehst wunderschön in diesem Kleid aus.« Das war die Wahrheit, aber Aviendha errötete. Machte man ihr Komplimente, wie gut sie mit dem Bogen schoss oder wie schnell sie lief, nahm sie sie unbefangen

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