Pfade Ins Zwielicht
Königlichen Garde. »Ihr dürft gehen«, sagte sie zu Tzigan. »Das geht Euch nichts an.« Oder bei Adligen, was das anging. »Ihr dürft auch gehen, Lady Dyelin, und Ihr auch, Lady Birgitte.« Sie musterte Aviendha, als zöge sie in Betracht, sie auch auf die Liste zu setzen.
»Aviendha darf bleiben«, sagte Monaelle. »Sie versäumt viel Unterricht, und sie muss das hier früher oder später lernen.« Sumeko nickte zustimmend, aber sie richtete weiterhin einen kühlen, ungeduldigen Blick auf Dyelin und Birgitte.
»Lady Dyelin und ich haben einiges zu besprechen«, sagte Birgitte, schob sich die zusammengefaltete Karte unter den roten Mantel und setzte sich in Richtung Tür in Bewegung. »Ich erzähle dir heute Abend, was wir uns haben einfallen lassen, Elayne.«
Dyelin warf ihr einen Blick zu, der fast so scharf wie der war, den sie Sumeko gewidmet hatte, aber sie stellte ihren Pokal auf einem Tablett ab und entbot Elayne ihren Hofknicks, um dann mit sichtlicher Ungeduld zu warten, während Birgitte Monaelle in aller Ruhe etwas ins Ohr flüsterte und die Weise Frau genauso leise etwas erwiderte. Worüber flüsterten sie? Vermutlich ging es um Ziegenmilch.
Sobald sich die Tür hinter Tzigan und den beiden Frauen geschlossen hatte, bot Elayne an, nach frischem Wein zu schicken, da der Wein in den Kannen kalt war, aber Sumeko lehnte kurz angebunden ab und Monaelle gedankenverloren. Die Weise Frau musterte Aviendha mit solcher Intensität, dass die junge Aiel errötete und zur Seite schaute.
»Ihr dürft Aviendha nicht wegen ihrer Kleidung schelten, Monaelle«, sagte Elayne. »Ich habe sie gebeten, das zu tragen, und sie hat es mir zuliebe getan.«
Monaelle schürzte die Lippen, bevor sie antwortete.
»Erstschwestern sollten einander Gefallen tun«, sagte sie schließlich. »Du kennst deine Pflicht deinem Volk gegenüber, Aviendha. Bis jetzt hast du eine schwierige Aufgabe gut gemeistert. Du musst lernen, in zwei Welten zu leben, also ist es gut, dass du dich an solche Kleidung gewöhnst.« Aviendha fing an, sich zu entspannen. Bis Monaelle fortfuhr. »Aber nicht zu sehr. Von jetzt an wirst du jeden dritten Tag und die Nacht in den Zelten verbringen. Du kannst morgen mit mir zurückkehren. Du musst noch viel lernen, bevor du zur Weisen Frau werden kannst, und das ist genauso sehr deine Pflicht, wie eine Bindeschnur zu sein.«
Elayne ergriff die Hand ihre Schwester, und als Aviendha versuchte, nach einem kurzen Druck loszulassen, hielt sie sie weiter fest. Nach kurzem Zögern erwiderte Aviendha den Druck. Auf eine seltsame Weise tröstete sie Elayne über die Abwesenheit Rands hinweg; sie war nicht nur eine Schwester, sondern eine Schwester, die ihn ebenfalls liebte. Sie konnten sich ihre Kräfte teilen und einander zum Lachen bringen, wenn sie weinen wollten, und sie konnten gemeinsam weinen, wenn sie das brauchten. Eine Nacht von dreien, das bedeutete vermutlich, eine Nacht von dreien allein weinen zu müssen. Beim Licht, was tat Rand da bloß? Das fürchterliche Fanal im Westen leuchtete noch immer so stark wie zuvor, und sie war davon überzeugt, dass er sich genau in seinem Herzen befand. Nicht ein Partikel hatte sich an ihrem Bund geändert, aber sie war davon überzeugt.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie Aviendhas Hand fast zerquetschte, und ihre Schwester hielt sie genauso fest. Sie lockerten ihre Griffe gleichzeitig. Aber keine von ihnen ließ los.
»Männer machen selbst dann noch Ärger, wenn sie nicht da sind«, meinte Aviendha leise.
»Das ist wahr«, stimmte Elayne ihr zu.
Monaelle lächelte, als sie das vernahm. Sie gehörte zu den wenigen Personen, die über den Bund mit Rand Bescheid wussten, und wer der Vater ihres Kindes war. Aber von den Kusinen wusste es niemand.
»Ich glaube, Ihr habt Euch von einem Mann genug Ärger eingebrockt, Elayne«, sagte Sumeko steif. Die Kusinen folgten den Regeln für Novizinnen und Aufgenommenen, die nicht nur Kinder verboten, sondern auch alles, was zu ihnen führen konnte, und sie hielten sich strikt daran. Früher hätte eine Kusine eher ihre Zunge verschluckt, bevor sie vorgeschlagen hätte, dass eine Aes Sedai die Regeln verletzt. Aber seitdem hatte sich vieles verändert. »Ich soll heute noch nach Tear Reisen, damit ich morgen eine Ladung Öl und Getreide mitbringen kann, und es wird spät. Wenn Ihr also mit Eurem Gerede über Männer fertig seid, schlage ich vor, dass Ihr Monaelle das tun lasst, weswegen sie gekommen ist.«
Monaelle stellte
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