Pfade Ins Zwielicht
hatten und auch diese Tatsache verbargen. Aber sobald die Hohen Herrinnen und Herren davon erfuhren ...
»Es sollte funktionieren«, sagte sie leise. »Nötigenfalls können wir die Gerüchte über die Grenzländer selbst ausstreuen.«
»Es sollte funktionieren«, stimmte Dyelin ihr zu, um dann finster hinzuzufügen: »So lange Bashere und Bael ihre Männer im Zaum halten. Es wird eine explosive Mischung werden, Grenzländer, Aiel und die Legion des Drachen alle nur wenige Meilen voneinander entfernt. Und ich weiß nicht, ob wir uns darauf verlassen sollen, dass die Asha'man nichts Verrücktes tun.« Sie endete mit einem Schniefen. Ihrer Meinung nach musste ein Mann schon verrückt sein, um überhaupt auf die Idee zu kommen, ein Asha'man zu werden. Aviendha nickte. Sie war fast so oft anderer Meinung als Dyelin wie Birgitte, aber was die Asha'man anging, stimmten sie größtenteils überein.
»Ich werde dafür sorgen, dass sich die Grenzländer von der Schwa rzen Burg fern halten«, versicherte Elayne ihnen, obwohl sie das nicht zum ersten Mal tat. Selbst Dyelin wusste, dass Bael und Bashere ihre Streitkräfte unter Kontrolle hatten - keiner der Männer wollte eine Schlacht, die er nicht brauchen konnte, und Da vram Bashere würde bestimmt nicht gegen seine Landsleute kämpfen -, aber jeder hatte das Recht, misstrauisch zu sein, was die Asha'man und ihre Unberechenbarkeit betraf. Sie schob den Finger von dem sechszackigen Stern, der Caemlyn symbolisierte, ein paar Meilen weiter bis zu der Stelle, die die Asha'man für sich in Anspruch genommen hatten. Die Schwarze Burg war nicht eingezeichnet, aber sie wusste nur zu gut, wo sie sich befand. Wenigstens war das ein ordentliches Stück von der Lugard-Straße entfernt. Es würde nicht schwierig sein, die Grenzländer auf den Weg ins südlich befindliehe Murandy zu schicken, ohne die Asha'man aufzuschrecken.
Der Gedanke, die Asha'man nicht aufschrecken zu dürfen, ließ sie die Lippen zusammenpressen, aber es gab nichts, was sie daran in absehbarer Zeit ändern konnte, also schob sie die schwarz gekleideten Männer im Geiste zur Seite. Um was man sich jetzt nicht kümmern konnte, musste man sich eben später kümmern.
»Und die anderen?« Sie musste nicht mehr sagen. Sechs große Häuser hatten sich noch nicht erklärt - jedenfalls weder ihr noch Arymilla gegenüber. Dyelin behauptete, am Ende würden sie sich alle Elayne anschließen, aber bis jetzt ließen sie nichts dergleichen erkennen. Auch Sabeine und Julanya hatten nach der Entscheidung dieser sechs Häuser Erkundigungen eingezogen. Die beiden Frauen hatten die letzten zwanzig Jahre als Hausierer verbracht, sie waren an die harte Art des Reisens gewöhnt, hatten in Ställen oder unter Bäumen geschlafen und weniger auf das gehört, was die Leute erzählten, als vielmehr auf das, was sie nicht sagten. Sie waren die perfekten Kundschafterinnen. Es würde ein großer Verlust sein, wenn man sie dafür einteilen musste, bei der Versorgung der Stadt zu helfen.
»Den Gerüchten zufolge hat man Lord Luan an einem Dutzend Orte gesichtet, im Osten und Westen.«
Birgitte musterte die faltige Karte finster, so als musste Luans Aufenthalt eingezeichnet sein, und murmelte einen Fluch, der wesentlich obszöner als angebracht war, jetzt, da Reene Harfor nicht mehr anwesend war.
»Immer im nächsten Dorf, oder im übernächsten. Lady Ellorien und Lord Abelle scheinen spurlos verschwunden zu sein, so schwer das für die Herrscher von Häusern auch sein muss. Zumindest haben Frau Ocalin und Frau Porte nicht ein Gerücht über sie aufschnappen können, genauso wenig wie über die Waffenmänner von Haus Traemane oder Haus Pendar. Weder über Mann noch Pferd.« Das war sehr ungewöhnlich. Hier gab sich jemand außerordentlich große Mühe.
»Abelle konnte immer schon ein Geist sein, wenn er wollte«, murmelte Dyelin, »der schaffte es immer, einen auf dem falschen Fuß zu erwischen. Ellorien ...« Sie strich sich mit den Fingern über die Lippen und seufzte. »Die Frau ist zu schrill, um verschwinden zu können. Es sei denn, sie ist bei Abelle oder Luan. Oder bei beiden.« Ganz egal, was sie sonst sagte, diese Vorstellung schien ihr nicht zu behagen.
»Und was unsere anderen ›Freunde‹ angeht«, sagte Birgitte, »Lady Arathelle hat vor fünf Tagen die Grenze von Murandy überschritten.« Sie tippte etwa zweihundert Meilen südlich von Caemlyn entfernt auf die Karte. »Vor vier Tagen hat Lord Pelivar die Grenze fünf oder
Weitere Kostenlose Bücher