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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nicht wiederstehen. Auf jeden Fall rollten keine warnenden Würfel in seinem Kopf. Und hinter dieser Segeltuchwand befanden sich Menschen, die er nicht zurücklassen konnte.
    »Wenn sie nichts suchen, dann haben wir auch nichts zu befürchten«, sagte er zuversichtlich. »Aber danke für die Warnung, Petra. Ich habe Überraschungen noch nie ausstehen können.« Der Kraftmensch machte eine kleine Geste, als wollte er sagen, dass das doch nichts Besonderes war, aber Egeanin und Clarine sahen Mat an, als wären sie überrascht, ihn dort stehen zu sehen. Sogar Col und der Einäugige schauten ihn an. Es kostete ihn wieder einige Mühe, nicht mit den Zähnen zu knirschen. »Ich gehe hinüber zu Lucas Wagen und sehe, was ich herausfinde. Leilwin, du und Noal sucht Olver und bleibt bei ihm.« Sie mochten den Jungen, das tat jeder, und das würde sie ihm vom Leib halten. Lauschen konnte er besser allein. Und falls sie die Flucht ergreifen mussten, konnten Egeanin und Noal vielleicht wenigstens den Jungen rausschaffen. Das Licht gebe, dass es nicht dazu kommen würde. Das konnte nur in einer Katastrophe enden.
    »Nun, ich schätze, niemand lebt ewig«, seufzte Noal und holte seine Angel und den Korb zurück. Sollte er doch zu Asche verbrennen, aber der Bursche konnte eine Ziege mit einer Kolik fröhlich erscheinen lassen! Petras Stirnfalten vertieften sich. Verheiratete Männer schienen sich immer Sorgen zu machen, ein weiterer Grund, warum Mat es nicht mit dem Heiraten eilig hatte. Als Noal hinter der Ecke der Segeltuchwand verschwand, sah der Einäugige dem Fisch bedauernd nach. Er schien auch zu den Burschen zu gehören, die anscheinend nicht alle beisammen hatten. Vermutlich hatte er irgendwo eine Frau.
    Mat zog sich die Mütze bis fast zu den Augen hinunter. Noch immer keine Würfel. Er versuchte nicht daran zu denken, wie oft ihm ohne die Würfel bei - nahe der Schädel gespalten oder die Kehle durchgeschnitten worden war. Aber sicherlich wären sie da gewesen, hätte es eine Gefahr gegeben. Natürlich wä - ren sie das.
    Er hatte noch keine drei Schritte in den Eingang hinein gemacht, als Egeanin ihn auch schon einholte und ihm den Arm um die Taille legte. Er blieb stehen und starrte sie unheilvoll an. Sie wiedersetzte sich seinen Befehlen wie eine Forelle dem Angelhaken, aber das hier ging über jede Sturheit hinaus. »Was soll das werden? Was ist, wenn dieser seanchanische Offizier dich erkennt, Leilwin?« Das erschien so wahrscheinlich, als hätte Tylin persönlich den Zirkus betreten, aber alles, was sie zum Verschwinden brachte, war einen Versuch wert.
    »Wie stehen die Chancen, dass dieser Bursche jemand ist, den ich kenne?«, spottete sie. »Ich habe nicht ...« - ihr Gesicht verzog sich kurz - »... hatte nicht viele Freunde auf dieser Seite des Ozeans, und in Ebou Dar überhaupt keine.« Sie berührte das Ende der langen Perücke, das über ihrem Busen hing. »Außerdem würde mich meine eigene Mutter nicht erkennen.« Am Ende wurde ihre Stimme kalt.
    Er würde sich noch ein Stück von einem Zahn absplittern, wenn er weiterhin die Zähne so hart zusammenbiss. Hier herumzustehen und sich mit ihr zu streiten würde schlimmer als sinnlos sein, aber ihm war noch immer der Blick im Gedächtnis, mit dem sie die seanchanischen Soldaten angestarrt hatte. »Sieh niemanden böse an«, warnte er sie. »Sieh am besten gar keinen an.«
    »Ich bin eine zurückhaltende Ebou Dari.« Sie ließ es wie eine Herausforderung klingen. »Du kannst das Reden übernehmen.« Das klang jetzt wie eine Warnung. Beim Licht! Wenn eine Frau nicht dafür sorgte, dass alles reibungslos verlief, dann machte sie die Dinge richtig ungemütlich, und Egeanin sorgte niemals dafür, dass etwas reibungslos verlief. Er schwebte eindeutig in Gefahr, einen Zahn abzusplittern.
    Jenseits des Eingangs schlängelte sich der Hauptweg des Zirkus an Wagen vorbei, die denen von Kessel - flickern ähnelten, Behausungen auf Rädern, deren Achsen vor die Kutschböcke hochgeklappt waren, und Zelte, die oftmals die Größe von kleinen Häusern hatten. Die meisten Wagen waren bunt gestrichen, rot, grün, gelb oder blau in allen Schattierungen, und viele Zelte waren genauso bunt, manche sogar gestreift. Hier und dort standen Podeste am Wegrand, auf denen die Artisten ihre Vorstellungen geben konnten, ihre bunten Fähnchen fingen langsam an, vergilbt auszusehen. Der Pfad, fast dreißig Schritte breit und von Tausenden von Füßen festgetreten, war wirklich eine Straße,

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