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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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obwohl sich kurz vor dem Frühling in Ebou Dar die Zahl der Ratten beträchtlich zu vergrößern schien. Ajimbura sah selbst etwas wie eine verschrumpelte Ratte aus, sein Grinsen war zugleich zufrieden und wild. Nach mehr als drei Jahrhunderten Herrschaft unter dem Kaiserreich waren die Bergstämme von Kaensada nur zur Hälfte zivilisiert und weniger als halb gezähmt. Der Mann trug sein von grauen Strähnen durchzogenes Haar als dicken Zopf, der bis zu seiner Taille reichte und eine gute Trophäe abgegeben hätte, sollte er jemals seinen Weg zurück in die Berge finden und in eine jener endlosen Stammesfehden verwickelt werden, und er bestand darauf, aus einer Schale mit einem Silberstiel zu trinken, die, wie jedem bei näherer Betrachtung aufgefallen wäre, aus der Hirnschale eines Menschen bestand.
    »Wenn du das isst«, sagte Karede, als wäre das gar keine Frage, »wirst du es im Stall tun, wo keiner zusehen kann.« Außer Echsen würde Ajimbura alles essen, die waren seinem Stamm aus irgendeinem Grund, über den er sich nie näher äußerte, verboten.
    »Aber natürlich, Ehrenwerter«, erwiderte der Mann mit einem Schulterzucken, das bei seinem Volk als Verbeugung durchging. »Ich kenne die Sitten der Stadtmenschen gut, und ich würde den Ehrenwerten nie in Verlegenheit bringen.« Nach fast zwanzig Jahren in Karedes Diensten hätte er die Ratte ohne Ermahnung gehäutet und über den Flammen des kleinen Ziegelofens gebraten.
    Ajimbura schüttelte den Kadaver von der Klinge in einen kleinen Segeltuchsack, den er für später in einer Ecke abstellte, wischte sorgfältig die Klinge sauber, bevor er sie wieder in die Scheide schob, und hockte sich auf die Fersen, um Karedes Anweisungen zu erwarten.
    Falls nötig würde er geduldig wie ein Da'covale den ganzen Tag so warten. Karede hatte niemals zufriedenstellend ergründen können, warum Ajimbura seine Bergfestung verlassen hatte, um einem Angehörigen der Totenwache zu folgen. Es war ein bedeutend eingeschränkteres Leben, als der Mann zuvor gekannt hatte, davon abgesehen hatte Karede ihn beinahe drei Mal getötet, bevor er diese Entscheidung getroffen hatte.
    Er verwarf die Gedanken an seinen Diener und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Schreibtisch, obwohl er im Augenblick nicht die Absicht hatte, den Stift zu ergreifen. Nach einem kleinen Erfolg in den Schlachten gegen die Asha'man war er zum Bannergeneral befördert worden, in Tagen, an denen wenige überhaupt etwas erreicht hatten, und weil er gegen Männer, die die Macht lenken konnten, den Befehl gehabt hatte, waren einige der Meinung, er wäre imstande, Wissen über den Kampf gegen Marath'damane weiterzugeben. Derartiges war seit Jahrhunderten nicht mehr vorgekommen, und da die so genannten Aes Sedai ihre unbekannte Waffe nur Meilen von dem Ort enthüllt hatten, an dem er jetzt saß, war intensiv darüber nachgedacht worden, wie man ihre Macht schwächen konnte. Das war nicht der einzige Befehl, der den Schreibtisch bedeckte. Abgesehen von den üblichen Ersuchen und Berichten, die seine Unterschrift erforderten, hatten vier Lords und drei Ladies seine Beurteilung der gegnerischen Streitkräfte in Illian angefordert, sechs Ladies und fünf Lords ging es um das besondere Aiel-Problem, aber diese Fragen würden anderswo entschieden werden; aller Wahrscheinlichkeit nach waren diese Entscheidungen sogar bereits gefallen. Seine Anmerkungen würden nur für die Grabenkämpfe benutzt, wer bei der Wiederkehr was kontrollierte. Krieg war für die Totenwache stets nur eine zweitrangige Beschäftigung gewesen. Sicher, die Wache war immer dabei, wenn eine wichtige Schlacht geschlagen wurde, die Schwerthand der Kaiserin, mochte sie ewig leben, um einen Schlag gegen ihre Feinde zu führen, ob sie selbst nun anwesend war oder nicht; die Totenwache war immer da, um dort zu führen, wo das Kampfgetümmel am heftigsten war, aber ihr eigentlicher Daseinszweck bestand darin, die Kaiserfamilie zu schützen. Falls nötig mit dem eigenen Leben und es willig opfern. Und vor neun Nächten war die Hochlady Tuon verschwunden, als hätte sie ein Sturm verschluckt. In seinen Gedanken war sie nicht die Tochter der Neun Monde, er konnte nicht so an sie denken, bis er wußte, dass sie nicht länger den Schleier trug.
    Er hatte auch nicht darüber nachgedacht, sich das Leben zu nehmen, auch wenn ihm die Schmach sehr zusetzte. Es blieb dem Blut überlassen, den einfachen Weg zu nehmen, um der Schande zu entkommen; die Totenwache

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