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Phantom des Alexander Wolf

Phantom des Alexander Wolf

Titel: Phantom des Alexander Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Gasdanow
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weil das Buch, trotz der unbezweifelbaren und wahrhaften Meisterschaft, mit der es geschrieben war, auf Frauen, denke ich, eine besondere Anziehungskraft ausüben musste. Doch wie dem auch sei, eine Antwort erhielt ich nicht.
    Zwei Wochen später bot sich mir überraschend die Gelegenheit, für eine kleinere Reportage nach London zu reisen. Ich hielt mich drei Tage dort auf und fand Zeit für einen Besuch in dem Verlag, der Alexander Wolfs Buch veröffentlicht hatte. Mich empfing der Verleger. Es war ein beleibter Mann um die fünfzig, dem Typ nach ein Mittelding zwischen Bankier und Professor. Er sprach fließend Französisch. Ich legte ihm den Grund meines Besuches dar und schilderte in wenigen Worten, wie ich »Das Abenteuer in der Steppe« gelesen hatte und weshalb diese Erzählung mich interessierte.
    »Ich würde gerne erfahren, ob Mister Wolf meinen Brief erhalten hat.«
    »Mister Wolf ist derzeit nicht in London«, sagte der Verleger, »und zu unserem Bedauern haben wir gegenwärtig keine Möglichkeit, mit ihm in Verbindung zu treten.«
    »Das klingt ja fast schon wie ein Kriminalroman«, sagte ich, nicht ohne eine gewisse Verstimmung. »Ich will Ihre Zeit nicht missbrauchen und wünsche Ihnen alles Gute. Kann ich damit rechnen, dass Sie, wenn Sie mit Mister Wolf wieder in Kontakt kommen – falls das je geschehen sollte –, ihn an meinen Brief erinnern?«
    »Da können Sie vollkommen ruhig sein«, erwiderte er eilends. »Aber ich möchte noch etwas Wesentliches hinzufügen. Ihr Interesse an der Person Mister Wolfs ist, wie ich verstehe, vollkommen frei von Eigennutz. Und da muss ich Ihnen sagen, dass Mister Wolf gar nicht der Mann sein kann, den Sie meinen.«
    »Bislang war ich beinahe vom Gegenteil überzeugt.«
    »Nein, nein«, sagte er. »Wenn ich es recht verstehe, müsste er ein Landsmann von Ihnen sein?«
    »Das wäre am wahrscheinlichsten.«
    »In diesem Fall ist das vollkommen ausgeschlossen. Mister Wolf ist Engländer, ich kenne ihn seit vielen Jahren und kann mich dafür verbürgen. Außerdem hat er England niemals für mehr als zwei oder drei Wochen verlassen, und diese verbrachte er meist in Frankreich oder Italien. Weiter ist er nicht gereist, das weiß ich bestimmt.«
    »Folglich ist alles ein Missverständnis, obwohl mich das verwundert«, sagte ich.
    »Was die Erzählung ›Abenteuer in der Steppe‹ betrifft – sie ist von der ersten bis zur letzten Zeile frei erfunden.«
    »Schließlich und endlich ist das nicht unmöglich.«
    Während der letzten Minuten des Gesprächs stand ich, bereit zum Aufbruch. Der Verleger hatte sich ebenfalls aus seinem Sessel erhoben, und plötzlich sagte er, die Stimme auffällig gesenkt:
    »Natürlich ist ›Das Abenteuer in der Steppe‹ frei erfunden. Wenn es jedoch wahr wäre, müsste ich Ihnen allerdings sagen, dass Sie sich unverzeihlich leichtfertig verhalten haben. Sie hätten besser zielen sollen. Das hätte sowohl Mister Wolf wie auch einigen anderen Personen unnötige Komplikationen erspart.«
    Ich sah ihn verwundert an. Er lächelte ein sehr gezwungenes Lächeln, das mir absolut unpassend vorkam.
    »Freilich waren Sie viel zu jung, und die Umstände entschuldigen Ihr unpräzises Zielen. Außerdem ist ja, von Mister Wolfs Seite aus, alles natürlich nur ein Ausfluss der Einbildungskraft und deckt sich zufällig mit Ihrer Realität. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Wenn ich Neues erfahre, werde ich es Ihnen mitteilen. Gestatten Sie, dass ich noch etwas hinzufüge; ich bin bedeutend älter als Sie, und mir scheint, dass ich ein gewisses Recht dazu habe. Seien Sie versichert, dass eine Bekanntschaft mit Mister Wolf, falls es dazu käme, Ihnen nichts als Enttäuschung verschaffte und nicht so interessant wäre, wie Sie sich das unnützerweise vorstellen.«
    Dieses Gespräch konnte nur einen überaus merkwürdigen Eindruck bei mir hinterlassen. Daraus ging klar hervor, dass der Verleger noch eine persönliche Rechnung mit Wolf zu begleichen hatte und echte – oder eingebildete – Gründe hatte, ihn zu hassen. Dass er mir halb den Vorwurf machte, nicht präzise genug geschossen zu haben, klang im Mund dieses beleibten und friedfertigen Mannes zumindest überraschend. Da das Buch zwei Jahre vorher erschienen war, stand zu vermuten, dass die Ereignisse, die den Verleger zu einer Änderung seiner Einstellung gegenüber Wolf veranlassten, sich in diesem Zeitraum zugetragen hatten. Natürlich konnte mir das keine Vorstellung vom Verfasser des Erzählungsbandes

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